Samstag, 15. Mai 2010

6/15 – ACROSS THE SEA (Samir)

We are here for a reason ;)
Da ich, genausowenig lügen kann, wie Jacob, sage ich es deutlich heraus: ich hasse diese Folge. Zu viele Chancen hat diese Folge ausgelassen, zu unglaubwürdig und emotionslos erscheint die Geschichte hinter Jacob und MIB, zu stark steht diese Folge im Widerspruch zu bisher Gesehenem und vor allem jedoch ist diese Folge katastrophal falsch platziert. Wir wollen die letzten Wochen der Serie nicht mit irgendwelchen x-beliebigen Figuren verbringen, sondern mit den Charakteren, die uns 6 Jahre lang ans Herz gewachsen sind. Da diese Folge so gut wie nichts beantwortet hat, musste ich einen der längsten Recaps überhaupt schreiben, um zumindest halbwegs plausibel die ganzen offenen Fäden zusammenzubringen, die diese, in meinen Augen, schlechteste Lost-Folge aller Zeiten hinterlassen hat – Let’s Go Back!

SAME PROCEDURE AS EVERY MILLENIUM
Wir sehen in dieser Folge, dass das Spiel aus Beschützer der Insel und dem Herholen von Nachfolgern bereits seit Ewigkeiten vonstatten ging. Es ist natürlich kein Unfall, der Claudia an die Ufer der Insel treibt. Vielmehr hat „Mother“ sie zur Insel geführt, da diese ihren Nachfolger gebären würde. Und auch „Mother“ ist nur die Nachfolgerin von ihrem Vorgänger. Wir sehen aber auch, dass es durchaus so war, dass auch „Unbeteiligte“ zur Insel gekommen sind, die quasi dazu ungewollt zusammen mit den Leuten, die bewusst zur Insel geholt wurden, dort angekommen sind. Was auch die Redshirts von Oceanic und Ajira erklärt – sie waren lediglich Beiwerk, die nicht gebraucht wurden und nicht gewollt waren. Um genau zu sein, beginnt diese Folge sogar mit einem solchen Redshirt. Claudias Tod in dem Geburtsvorgang war mehr als nur vorbestimmt – denn auch vor Jahrtausenden galt die Regel: trage NIE etwas Rotes bei Lost, wenn du leben willst. Wie genau „Mother“ (die ich der Einfachheit halber ab hier nur noch als „M“ bezeichne) Claudia zur Insel geholt hat, wieso ausgerechnet Claudia ausgewählt worden ist, ob „M“ auch, wie Jacob, in der Real World gewesen ist und Claudia dort berührt hat – all das sind Fragen, die diese Folge offengelassen hat. Und um ehrlich zu sein: ich denke, die Autoren haben diese Fragen bewusst offengelassen, da sie unmöglich zu beantworten sind. Willkommen in der Episode, die uns das Konstrukt zwischen Jacob und MIB ein für alle Mal erklären sollte...
Um hier noch einen allgemeinen Kritikpunkt meinerseits über diese Folge abzulassen: die Gesamtheit dieser Folge wirkt so billig produziert, wie kaum eine andere bei Lost. Die schlechten Kostüme, die offensichtlichen Pappmaché-Kulissen und eine penetrant-kitschige Musik. Sorry, aber wir haben fast 6 Jahre lang gesehen, dass Lost diese Dinge um ein Vielfaches besser hinkriegen kann, als in dieser Folge.



THE ARTIST FORMERLY AND CURRENTLY KNOWN AS MAN IN BLACK
Oooops. I’ve only picked one name. Tja, Pech gehabt, Boy in Black. Jetzt wirst du wohl Jahrtausende lang namenlos bleiben. Mal ganz ehrlich, was soll diese Scheiße? Die Lost-Autoren haben es offensichtlich verlernt, wie man auf eine interessante Weise ein Mysterium aufbaut. Die Tatsache, dass wir jetzt aber seit „The Incident“ über den Namen von MIB rätseln, ist kein Mysterium – es ist einfach nur dumm und beweist, dass die Autoren nach 6 Jahren Lost einfach am Ende sind.
Aus einem religiös-philosophischen Standpunkt heraus betrachtet, war es u.U. sogar sinnvoll, MIB bis zu dieser Folge keinen Namen zu geben – quasi als das Namenlose Böse, das Unaussprechliche. Aber in dieser Folge, in der wir den Menschen hinter dem Rauch kennengelernt haben, ist es einfach nur noch albern. Erfahren wir den Namen von MIB überhaupt noch? Möglich, aber die Chancen sind gering. Nicht nur, dass es völlig „out of place“ wirken würde, wenn er plötzlich im Finale irgendjemandem sagen würde: „Hey, Freunde nennen mich blabla“. Vor allem jedoch würde uns in dem Moment, in dem er seinen Namen sagen würde, uns klar werden, wie lächerlich diese Aktion des Namen-Verschweigens gewesen ist. Denn offensichtlich ist MIB niemand, den wir bereits namentlich kennen. Wenn jetzt also im Finale rauskommen würde, dass er z.B. Samuel heißen würde, würden wir uns alle zurecht fragen: was war jetzt der Zweck davon, dass wir den Namen bis jetzt nicht erfahren haben?
Ganz ehrlich, diese Namen-Nummer ist für mich ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie sehr die Serie es verlernt hat, Mysterien aufzubauen und – vor allem – uns dazu zu bringen, uns für diese Mysterien zu interessieren.



ONE PLAYER, TWO SIDES
Viele argumentieren, dass auch „M“ die Eigenschaften von Smokey in sich vereinen könnte. Zugegeben, es gibt nicht viele andere Erklärungsansätze, wie eine Frau (so verrückt sie auch sein mag) im Alleingang einen Brunnen zuschütten, mehrere mit Speeren bewaffnete Leute umbringen und deren Dorf abfackeln kann.
Es gibt jedoch noch einige weitere Indizien, die dafür sprechen, dass „M“ eine dunkle, rauchige Seite hat. Der Moment, indem Claudia die Reflektion von „M“ im Bach sieht, ist nahezu 1:1 eine Kopie der Szene, in der Mr Eko die Reflektion vom Rauchmonster im Bach sieht. „M“ streckt Claudia die Hand aus, so wie wir es die ganze Staffel über von Flocke gesehen haben. Und es ist sicherlich auch kein Zufall, dass die „they come, they fight, they destroy, they corrupt“-Einstellung von „M“ dieselbe Einstellung ist, wie später die von MIB.
Am deutlichsten jedoch dafür spricht die Tatsache, dass sie Jacob genau sagen kann, was sich unten im Pissoir der Insel befindet: „Life, death, rebirth“. Sie kann ihm sogar sagen, was die Konsequenzen davon wären, wenn er selber dort hinabsteigen sollte. „Would I die?“ - „It’d be worse than dying, Jacob. Far worse.“ Wenn das mal nicht nach persönlicher Erfahrung klingt. Und letztlich muss es auch so sein, dass es bereits vor MIB-Smokey einen Smokey auf der Insel gegeben haben muss, denn anders könnte man die Hieroglyphen-Tafel unterhalb des Tempels nicht erklären, auf der man Anubis und Smokey sieht (irgendwann in der Inselgeschichte müssen diese Ägypter dann jedoch verschwunden sein).

Was geben uns also all diese Hints her? In meinen Augen ist es so, dass „M“ beide Seiten in sich vereint – die von Jacobs Beschützerfunktion und die von Smokey. Irgendwann in den Jahrtausenden, in denen sie wahrscheinlich auf ihre Ablösung gewartet hat, hat sie wohl die menschliche Neugier ergriffen und sie ist zum Licht hinabgestiegen – etwas, wovor sie Jacob eindringlich gewarnt hat, es nicht selber zu tun („Just promise me: No matter what you do, you won’t ever go down there“). In diesem Moment wurde sie zu Smokey, allerdings nur teilweise.
Zu dem Zeitpunkt, an dem sie an die Quelle des Lichts vorgestoßen ist, musste sie bereits als auserkorene Beschützerin vom Yellow Cake festgestanden haben, weshalb ihre „Verwandlung“ nur teilweise vonstatten ging und nicht komplett wie bei MIB. Das Ganze versuche ich noch etwas weiter zu verdeutlichen, wenn ich versuche, zu erklären, was mit Jemandem wohl passiert, wenn er zur Quelle gelangt (Absatz „Heart of Brightness“).
Halten wir jedoch hier erstmal Folgendes fest: ein Teil von „M“s Seele repräsentierte fortan die dunkle Seite, der andere Teil jedoch war weiterhin auf der hellen Seite. Man vergleiche dazu auch die Hints in dieser Folge zu dieser Thematik – die Tatsache, dass „M“s Kleidung eine Kombination aus dunklen und hellen Elementen war; ihr Zitat über MIB und Jacob: „I love you in different ways“; und die Tatsache, dass sie dankbar dafür war, dass MIB sie getötet hat. Denn, was sie unten an der Quelle des Lichts gefunden hat, war „far worse than dying“.



YOU ARE HERE FOR A REASON, JACOB IS JUST HERE
Es ist interessant, dass, als das Senet-Spiel am Strand angespült wird, MIB bereits weiß, wie man dieses Spiel spielt. Und auch, wenn in der Folge angedeutet wird, dass er die Regeln in Wirklichkeit erfunden hat – ich denke, er weiß tatsächlich intuitiv, wie man das Spiel spielt. Sein „I just know“ erinnert mich nämlich auch stark an Richard Alperts Test, bei dem Locke gefragt wurde, welches der Dinge ihm bereits gehören würden. Es ist zwar nicht mit Alperts Test zu vergleichen, da Alpert ja „nur“ den neuen Anführer der Others gesucht hat, aber die Parallele ist offensichtlich. Genauso offensichtlich wie die Tatsache, dass Jacob eben nicht weiß, wie man dieses Spiel spielt.
Das ist nur einer von vielen Hints in dieser Episode, dass es tatsächlich MIB war, der als Nachfolger von „M“ vorgesehen war und nicht Jacob. Denn es war auch MIB, der seine tote Mutter gesehen hat. Es war MIB, dem „M“ gesagt hat, dass er sich nicht um den Tod zu sorgen brauche und dass er special sei. Und auch wenn „M“ im Moment der Fackelübergabe Jacob erklärt „It was always supposed to be you. I see that now“ - es ist ziemlich deutlich, dass Jacob richtig liegt mit seiner Vermutung: „Now I’m all you have.“ Denn „M“ legt ihre Hoffnung in lediglich zwei Kandidaten und nicht in Heerscharen von Leuten, wie es Jacob später tun wird. Und Jacob hat es nunmal auf den Punkt gebracht – ihr favorisierter potentieller Nachfolger entscheidet sich mit Inbrunst gegen die Insel. Dementsprechend muss „M“ nunmal auf die Nummer 2 zurückgreifen: Jacob.

Auf den ersten Blick macht das womöglich wenig Sinn, denn der loyale und ehrliche Jacob ist augenscheinlich der besser geeignete Kandidat, als der lügende und dickköpfige MIB. Aber „M“ sucht ihren Nachfolger nach ziemlich menschlichen Gesichtspunkten aus – denn sie wählt denjenigen der Beiden, der ihrer Art des „Beschützens“ am Ähnlichsten ist. Und aus dieser Perspektive konnte sie es sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, dass der ehrliche Jacob zum Beispiel in der Lage gewesen wäre, Claudia zu töten. Aber in der Tat findet Jacob Jahrtausende später seinen eigenen Weg, die Insel zu beschützen und einen Nachfolger zu suchen. Anstatt nämlich ganz gezielt Jemanden herauszupicken, wie „M“ es getan hat, hat Jacob lange Listen von Kandidaten, die quasi untereinander ausmachen sollen, wer sich am Ende durchsetzen wird.

Wenn man jetzt interessanterweise mal die Situation des vermeintlich idealen Kandidaten Jacob und des dickköpfigen MIB auf unsere Kandidaten in der Jetzt-Zeit überträgt, ergibt sich ein hochinteressantes Bild, in dem der vermeintlich ideale Jack möglicherweise doch das Rennen verlieren könnte gegen den dickköpfigen Sawyer. Ich sage nicht, dass es so kommt – aber ich sage, dass „M“ mit Sicherheit Sawyer ausgewählt hätte – und Muttersöhnchen Jacob kommt vielleicht post mortem ihrem Wunsch nach. Es gibt noch einen Hint, dass Sawyer der Kandidat sein könnte, der das Rennen machen wird – denn MIB als Auserwählte war in der Lage, Tote zu sehen. Etwas, was Sawyer konnte (Kiddie-Jacob), ebenso Hurley (und Desmond). Jack jedoch ist nicht in der Lage, Tote zu sehen. Und wo wir schon dabei sind: Jin auch nicht – also war wohl tatsächlich Sun der Kwon-didat.



SOMEWHERE BEYOND THE SEA
„He’s down at the beach, staring out at the ocean.“ Schon seit seiner Kindheit war MIB angetrieben von wissenschaftlich begründeter Neugier. Was liegt hinter dem Sichtbaren? Was befindet sich hinter dieser natürlichen Grenze, auf der anderen Seite vom Meer? Die Gehirnwäsche von „M“, dass es nichts außer der Insel gäbe, mag beim naiven Jacob funktionieren, nicht jedoch beim neugierigen MIB. Sein Leben lang klammert er sich an die wenigen Dinge, die er um sich hat, von denen er weiß, dass sie von außerhalb der Insel stammen. In erster Linie ist das das Spiel, das er am Strand findet. Bis ins Erwachsenenalter war dieses Spiel MIBs Kanalisation seines Wunsches, zu sehen, was sich hinter dem Ozean befindet. Das Spiel, dessen Regeln er instinktiv beherrschte, war für ihn vielleicht die einzig wichtige Sache in seinem Leben. Als das Dorf in Flammen steht, greift er das Einzige, was ihm etwas bedeutet: das Spiel. Und die Spielsteine haben ihn sogar in sein felsiges Grab begleitet. Umso tragischer, dass MIB Jahrtausende lang von Jacob verhöhnt worden ist, indem er ihm die Spielsteine von MIBs einstigem Spiel zuschob, um seinen eigenen Triumph zu feiern. Einen Triumph, den er damit krönt, dass er immer und immer wieder vor MIBs Nase die Insel verlässt und zurückkehrt.

Aber wichtiger noch als das Spiel waren für MIB die anderen Menschen, denen Jacob und MIB zufällig begegnen (BTW – DAS sollen Römer gewesen sein? Höhlenmenschen sahen vielleicht so aus...). Als „M“ ihre „They come, they fight, they destroy, they corrupt“-Rede hält, ist MIB nur an einem Punkt interessiert: „They come? Come from where?“ Während Jacob völlig verängstigt ist, ist MIB neugierig. Und „M“ musste mit Einigem aufwarten, um MIBs Neugier (vorläufig) unterdrückt zu halten – sie musste ihm etwas zeigen, das ihn NOCH neugieriger gemacht hat – und das, obwohl er noch nicht bereit war. Sie musste ihm das gelbe Licht zeigen. Ironischerweise wird das Wissen um dieses Licht MIB erst dazu ermöglichen, seinen Plan zum Verlassen der Insel zu konkretisieren.
Die Vision seiner toten Mutter jedoch war es, die MIB endgültig jeden Zweifel ausräumte und ihm bestätigte, dass es Vieles gab, was sich auf der anderen Seite des Meeres befände. Sie war es, die ihn zu den anderen Überlebenden ihres Schiffes lockte und so erst zu der Möglichkeit, einen realistischen Weg zu finden, die Insel zu verlassen.
Ich muss gerade selber lachen, dass ich das Frozen Donkey Wheel gerade als einen realistischen Fluchtweg bezeichnet habe...



THAT’S WHAT MAKES BEING HUMAN SO DISTINCTLY WONDERFUL
Wir sehen, dass MIB seine Verachtung mit den Menschen mit „M“ teilt. Auch im Erwachsenenalter will oder kann er sich nicht eingestehen, dass es nichts gibt, was diese Menschen von ihm unterscheidet. „They’re greedy, manipulative, untrustworthy and selfish.“ Für MIB waren Menschen immer nur ein Mittel zum Zweck: „They’re a means to an end.“
MIBs Einstellung gegenüber Menschen hat sich im Lauf der Jahrtausende nicht gewandelt. Auch 2000 Jahre später nutzt er die Menschen auf der Insel, um sein Ziel zu erreichen, von eben dieser zu verschwinden. Jacob hingegen entwickelt zunehmend Sympathie für die Menschen. Aber so neugierig und optimistisch Jacob über diese Leute ist, genauso ängstlich ist er ihnen gegenüber. Er unterdrückt seine Neugier und hält an dem Vertrauten fest. Ich gebe zu, dass mir nicht ganz einleuchtet, wieso es Jacob derart wichtig zu sein scheint, MIB später davon zu überzeugen, dass die Menschen nicht so verdorben seien, wie er es annimmt. Der Dialog „Why do you watch us, Jacob?“ - „I watch because I wanna know, if mother’s right“ erscheint in meinen Augen als viel zu schwach, um ein Jahrtausende währendes Spiel zu erklären. Lustig aber fand ich, dass MIB indirekt erwähnt, wie Jacob die Menschen durch seinen Leuchtturm beobachtet: „That’s easy for you to say, looking down on us from above“, womit natürlich im religiösen Sinnbild Lost Jacob ein für alle Mal in die Position Gottes einzementiert ist, der in Seiner Art ebenso die Menschen von „oben“ betrachtet.



YOU SPIN ME ‘ROUND ‘ROUND
Ich hatte also Recht mit meiner Vermutung, dass MIB zu jenen Leuten gehörte, die jene Brunnen auf der Insel mit ihren bloßen Händen gegraben haben. Wir logisch denkende Menschen sollten uns vielleicht fragen, wieso in den 30 Jahren auf der Insel niemand auf die Idee gekommen ist, dass man die Insel auch mit einem Schiff verlassen könnte – in drei Jahrzehnten hätten diese Leute einen kompletten Flugzeugträger bauen können. Stattdessen legen diese Leute ihre Hoffnung, um über das Meer zu kommen, lieber darin, tiefe Brunnenschächte in die Insel zu graben, wo sie dann Holzräder in die Wand einsetzen. Joaa, auch ne Möglichkeit.
Was gibt uns diese ganze Nummer mit dem Donkey Wheel her? In meinen Augen gibt es nur zwei mögliche Erklärungen – und beide sind nicht berauschend.

Der erste Erklärungsansatz: das Rad, was MIB installieren möchte, ist das, was wir später als Frozen Donkey Wheel kennengelernt haben. In dem Fall muss irgendwann später jemand den zugeschütteten Brunnen entdeckt haben, das Rad dort gefunden haben und es in die Wand eingesetzt haben. Das Problem an der ganzen Sache: in der Kammer vom Frozen Donkey Wheel befanden sich ägyptische Hieroglyphen. Da wir uns in Jacob/MIB-Zeit jedoch bereits in der Zeit der Römer befinden, ist es relativ unwahrscheinlich, dass durch einen Zeitsprung oder ähnliches erst danach die Ägypter auf der Insel aufkreuzen.

Der zweite Erklärungsansatz: das Rad, was MIB installieren möchte, ist NICHT das, was wir als Frozen Donkey Wheel kennengelernt haben. Nehmen wir an, dass MIB und seine Buddies im Lauf der Jahrzehnte den ägyptischen Brunnen mitsamt den Hieroglyphen und dem Donkey Wheel entdeckt haben, es jedoch nicht betätigen konnten, da es vereist war und sie dieses Eis (warum auch immer) nicht zum Schmelzen bekommen haben. In dem Fall wäre es denkbar, dass MIB das Prinzip vom Frozen Donkey Wheel lediglich auf diesen zweiten Brunnen überträgt – sprich er sieht das Rad, weiß instinktiv, dass das einen Weg von der Insel darstellt, kann es aber nicht betätigen. Als er dann eine Stelle auf der Insel findet, die die gleichen Voraussetzungen erfüllt, wie beim originalen Frozen Donkey Wheel, kopiert er das originale Rad. Ich weiß, keine sehr gute Antwort. Aber ich fürchte, besser geht es nicht. Denn immerhin wirkte der Schacht in dieser Folge nichtmal ansatzweise so tief wie der vom Frozen Donkey Wheel.



MAN OF SCIENCE, MAN OF TAPESTRY
In dieser Folge kam wieder einmal eines der Ur-Themen von Lost zur Sprache. Glaube gegen Wissenschaft. Und wie in früheren Gegenüberstellungen beider Konzepte in der Serie, ist es auch diesmal so, dass der eine Pol nicht ohne den anderen existieren kann. Jacob mag der Man of Faith sein, dennoch beobachtet und studiert er auf wissenschaftliche Art und Weise seine Testobjekte (Menschen). MIB mag der Man of Science sein, dennoch verbindet er wissenschaftliche Methoden (Magnetismus) mit seinem Glauben, die Insel verlassen zu können (wenn das Frozen Donkey Wheel kein Ausdruck vom blinden Glauben ist, was dann?).
Und auch das zweite Ur-Thema der Serie kam in dieser Folge vor. Bestimmung gegen die freie Entscheidung. Es ist dabei interessant zu sehen, dass tatsächlich sowohl Jacob, als auch MIB auf der Seite der Freien Entscheidung stehen. MIB wählt, die irre Mutti zu verlassen und er wählt, die Insel hinter sich zu lassen. Er gibt sogar Jacob die Wahl, ihm zu folgen. Jacob entscheidet sich, bei seiner Mutter zu bleiben. Und er drückt seinen freien Willen aus, als er sagt, dass er nicht der Hüter des Heiligen Rinnsals werden will. Interessanterweise ist es „M“, die den freien Willen BEIDER ignoriert. Sie hindert MIB daran, die Insel zu verlassen, genauso wie sie Jacob dazu zwingt, die Quelle zu schützen. Vielleicht ist es deshalb im Endeffekt BEIDEN, Jacob UND MIB, so wichtig, dass der freie Wille respektiert wird. Da sie selber das Produkt dessen sind, dass ihnen ihr Wille verwehrt blieb.



RULED OUT
Ich wünschte wirklich, wir hätten etwas über die ominösen Regeln in dieser Folge erfahren. Das, was wir erfahren haben, ist so diffus, dass es schwer ist, sich ein Bild daraus zu machen. Aber ich versuche es trotzdem mal.
MIB sagte zu Jacob, dass er eines Tages sein eigenes Spiel mit seinen eigenen Regeln kreieren könne. Was, also, wenn es wirklich nicht mehr ist, als das? Jacob nennt die Regeln – und alleine dadurch, dass er an diese Regeln glaubt, werden sie wahr. Das wäre nicht das erste Mal, dass wir das bei Lost gesehen hätten – ich erinnere da nur an Hurley, der scheinbar nur durch Gedankenkraft den alten VW-Bus zum Laufen gebracht hat oder an Bens Aussage über die Magic Box. Ich gebe zu, dass das eine noch unzufriedenstellendere Antwort wäre, als die zu Adam & Eve.
Möglicherweise gibt es aber auch gar keine Regeln. Und es ist einfach das blinde Vertrauen, dass Jacob und MIB über die Doktrinierung durch deren Mutter, das sie an diese Regeln glauben lässt. Hat „M“ also Jacob und MIB gegenseitig unangreifbar gemacht, als sie beiden die Hand aufs Gesicht gelegt hat und gesagt hat „I’ve made it, so you can never hurt each other“? Oder ist gar nichts passiert und beide denken lediglich, dass sie jetzt irgendwelchen Regeln unterworfen seien? Es sieht zumindest für mich in gewisser Weise so aus, als Jacob MIB zum gelben Arschloch der Insel schleift und MIB fast störrisch sagt „you can’t kill me, she made it that way.“
Das Problem an der Sache: nichts davon erklärt, wieso MIB nicht die Kandidaten direkt töten kann. Geschweigedenn, wieso Ben Widmore nicht töten konnte. Hach, ist es nicht schön, wie klar uns nach dieser Folge alle Dinge plötzlich sind???...



REDUCTIO AD ABSURDUM
OK, ich akzeptiere, dass wir am Anfang der Folge einen Switch von Latein auf Englisch hatten, damit wir uns nicht über 45 Minuten hinweg das gewöhnungsbedürftige „Latein-amerikanisch“ anhören müssen. Auch, wenn ich denke, dass man diesen Switch in „Solitary“ wesentlich besser hinbekommen hat, als hier. Aber sei es drum. Was ich nicht verstehe: wieso, WIESO um alles in der Welt spricht „M“ dann am Urinstein der Insel ihren Zauberspruch plötzlich in Latein?????? Sollte auf diese Art und Weise eine Aura des Geheimnisvollen entstehen? Sicher ist, dass, das, was damit entstanden ist, so ziemlich die lächerlichste Szene bei Lost überhaupt gewesen sein dürfte. Ich hätte fast damit gerechnet, dass zwischen den Bäumen gleich Aslan hervorspringen wird.
Und nach einigen Quellen, die ich gelesen habe, soll der Spruch wohl unfassbarerweise nichts anderes bedeuten als das, was uns „M“ wenige Minuten später selber sagen wird (Laut einem Lostpedia-Comment bedeutet der Satz: „For we do not accept this just as a common drink, but as if he should be one with me“). Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, sieht Jacob auch noch ziemlich verwirrt aus, als „M“ plötzlich in seiner Muttersprache Latein redet... autsch, Lost-Autoren!!!
Kann man davon ausgehen, dass der Wein Jacob unsterblich gemacht hat? Ich denke schon, denn immerhin hat Alpert auch etwas vom Wein getrunken, als ihm das ewige Leben eingehaucht wurde. Und es könnte eine bitterbös-sarkastische Randbemerkung von Jacob gewesen sein, als er MIB den Wein des ewigen Lebens in die Hand gedrückt hat mit den Worten „Something to pass your time.“ Aber um ganz ehrlich zu sein, wäre es mir fast lieber gewesen, wenn tatsächlich durch den Touch das ewige Leben gegeben worden wäre, als durch so ein albernes Zeremoniell, das selbst von den meisten B-Fantasy-Filmen als zu klischeehaft abgelehnt worden wäre...



HEART OF BRIGHTNESS
Ich weiß nicht, ob es in diesem Recap unterschwellig durchgeklungen ist, wie wenig ich von dieser gelben Lichtquelle halte. Und auch, wenn ich zugebe, dass damit auf sehr bequeme Art und Weise vieles in der Show erklärt werden kann (den Heilbrunnen, die Infektion und die Toten – da die Quelle ja drei Pole bedient: Life, Death, Rebirth) – trotzdem denke ich, dass ich schon lange hätte überlegen müssen, um wir etwas Dümmeres einfallen zu lassen, als eine gelblich schimmernde Höhle.

Was ist aber in dem Moment passiert, in dem Smokey im Klo der Insel runtergespült wurde? Offensichtlich stirbt man erstmal physisch (und die Quelle scheint keinen großen Wert auf die Hülle zu legen) – aber, was mit einem passiert ist „far worse than dying.“ Man wird in meinen Augen zu einem leblosen Wesen – zwar immer noch in gewisser Weise die Person, die man vor dem Tod gewesen ist, aber, weder lebendig, noch tot, sondern permanent – bis in alle Ewigkeit – in dem Dreieck aus Leben, Tod und Wiedergeburt gefangen. Es ist deshalb „far worse than dying“, weil ein Tod passiert nur einmal (oder zweimal, wie bei Sayid), aber in diesem Dreieck gefangen zu sein, bedeutet, dass man permanent stirbt, während man permanent wiedergeboren wird. Kein Wunder, dass „M“, die ja wohl zu einem Teil Smokey war, so dankbar war, als sie ein für alle Mal erlöst worden ist.

Über den Tod von „M“ gibt es etwas Wichtiges festzuhalten: MIB hat zugestochen, bevor sie ein Wort sagen konnte. Es sieht also fast so aus, als wäre diese Methode tatsächlich möglich. Und wenn man Smokey-“M“ töten kann, dann dürfte es auch bei Smokey-MIB funktionieren. Es ist nämlich sicherlich auch kein Zufall, dass MIB uns ins Gesicht sagt: „Everything dies.“

Hier jetzt aber mal eine knifflige Frage: in dem Moment, in dem Smokey aus dem Gulli aufsteigt, sieht es sehr stark danach aus, als sei das Licht im Inneren der Höhle erloschen. Was aber nicht sein dürfte, denn laut „M“: „If the light goes out here, it goes out everywhere.“ Was, wenn in dem Moment, indem MIB das Licht erreicht hat, das Licht irgendwie in ihn gewandert ist, so dass er jetzt das Licht in seinem Inneren trägt? Ich weiß, wie absurd das erstmal klingt – aber die Parallele zwischen den Sätzen, dass, wenn das Licht auf der Insel ausgehe, es dann überall ausgehe, ist nahezu identisch mit den Prognosen, was passieren würde, wenn Smokey die Insel verlassen würde. In dem Fall könnte vielleicht sogar erklärt werden, wieso Locke sagt, er habe ein schönes Licht gesehen, in dem Moment, in dem er mit Smokey aufeinandergestoßen ist. Vielleicht war Locke durch seinen Glauben in der Lage, hinter dem Rauch das strahlende Licht zu sehen.



Q.E.D.
Nach all den Vermutungen und schwammigen Pseudo-Antworten, die wir in dieser Folge erhalten haben, kommen wir nun zur einen, wirklich unmissverständlichen Antwort, die uns diese Folge gegeben hat: der Herkunft von Adam & Eve. Und diese Antwort ist auf vielen Ebenen repräsentativ dafür, weswegen ich diese Folge als katastrophal misslungen ansehe.

Denn, wenn es um offene Fragen bei Lost geht, teile ich diese in der Regel in zwei Kategorien ein. In Nerd-Fragen (Fragen, die nur die Cracks beschäftigen sollen und im Grunde völlig irrelevant sind für die eigentliche Saga) und in Kern-Fragen (Fragen, auf denen das Fundament der gesamten Serie beruht). Eine dieser Nerd-Fragen ist die Herkunft von Adam & Eve. Und diese Folge schafft es meisterhaft, eine Nerd-Frage nach der anderen zu beantworten (Adam & Eve, Frozen Donkey Wheel, die schwarzen und weißen Steine), verpasst aber JEDE Chance, uns Antworten auf die Kern-Fragen der Serie zu geben (z.B. Jacobs Game, wieso unsterbliche Leute Nachfolger brauchen, die eigentliche Entstehung von Smokey). Diese Folge geht sogar soweit, uns die Nerd-Antwort von Adam & Eve noch mithilfe eines völlig unpassenden Flashbacks (oder Flashforwards?) zu geben, da sich eben 90 % der Zuschauer längst nicht mehr an Adam & Eve erinnern dürften (obwohl diese zuletzt in „Lighthouse“ vorkamen). Aus einem mir nicht erfindlichen Grund jedoch haben die Autoren ALLE Antworten, die die Charaktere und das Verhältnis von Jacob und MIB angehen, so verschlüsselt eingebaut, dass sogar Lost-Cracks diese Antworten nur nach mehrfachem Sehen und auch dann nur im direkten Abgleich von Fakten, die wir in vorhergehenden Folgen erhalten haben, verstehen können.

Wieso um alles in der Welt wird so viel Wert darauf gelegt, dass auch der letzte Mongo rafft, wer Adam & Eve sind, während es viel wichtiger wäre, dass es für jeden verständlich gemacht wird, was es mit Jacob und MIB auf sich hat? Und mir ist dabei schon klar, dass die Prods in dieser Folge die Vierte Wand durchbrochen haben, als „M“ uns ins Gesicht sagte „Every question I answer will simply lead to another question“ - aber mal ganz ehrlich: DAS war die EINE Folge, mit der man die Jacob-MIB-Nummer für uns unmissverständlich hätte erklären können – und es wurde im ganz großen Stil vergeigt.

Und trotz des passend zurechtgeschnittenen Flashbacks wissen wir Nerds sowieso ganz genau, dass Jack sagte, dass anhand des Verwitterungszustands der Kleidung die Skelette wohl 50 Jahre lang in der Höhle liegen würden. Und selbst 50 Jahre ist schon eine gewagte Zahl, angesichts der Tatsache, dass selbst in Friedhöfen begrabene Leichen sich nach 30 Jahren in Staub aufgelöst hätten – ganz zu schweigen von Skeletten, die in eine feucht-tropische Höhle gelegt wurden. Nach 2000 Jahren dürfte von Adam und Eve nicht mehr vorhanden sein, als ein weißer und ein schwarzer Stein. Diese Antwort ist auf so vielen verschiedenen Leveln eine Beleidigung der Intelligenz der Zuschauer, dass ich mir so sehr wünschen würde, dass sie diese verschissenen Skelette NIE beantwortet hätten.

Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Prods in Staffel 1 meinten, dass man anhand von Adam & Eve sehen solle, dass die Prods alles von Anfang an geplant hatten – was nichtmal im Ansatz zutrifft. Wenn überhaupt, dann war diese Antwort der Beleg dafür, dass die Prods sich 6 Jahre lang die Story aus den Fingern gesaugt haben und uns aus einem sehr guten Grund kaum Antworten geben: weil sie diese selber nicht wissen. Mit dieser einen Szene wurde Lost für mich damit so stark „entzaubert“, dass ich mir fast wünsche, dass Lost nach der 5. Staffel einfach mit einem Reset aufgehört hätte und wir uns die offenen Fragen selber hätten geben müssen – denn eines ist sicher: unsere Antworten wären besser gewesen!



DES-TROYER
Ich bin mir nach dieser Folge ziemlich sicher, dass es Desmonds Aufgabe ist, zum Grund der Eiter-gelben Quelle vorzudringen und dort sein Sacrifice zu vollbringen, von dem Widmore gesprochen hat. Man könnte jetzt darauf tippen, dass es sich um das gleiche Sacrifice handeln könnte, wie einst bei MIB. Sprich: dass Desmond der neue Smokey werden soll. Inwieweit das jedoch MIB aufhalten soll, ist mir schleierhaft. Sicher jedoch ist, dass „M“s Satz „It’s not time yet“ ziemlich exakt einen Satz widerspiegelt, dem Desmond (allerdings in der ALT-Zeit) gesagt wurde: „You’re not ready yet.“
Auf der anderen Seite ist es Widmore ja so unfassbar wichtig, dass Desmond seinen Magnet-Ausflug auch überleben wird. Soll Desmond also womöglich das Licht ausknipsen oder dieses irgendwie in sich aufnehmen (wenn es denn noch leuchtet)? All meine Gedankengänge dazu sind momentan derart kompliziert, dass ich nicht glaube, dass sie stimmen – aber Desmond, Pissbecken und Sacrifice gehören bestimmt irgendwie zusammen – nur, dass ich noch nicht sehe, wie.



DO YOU HAVE ANY IDEA HOW BADLY I WANT SOME ANSWERS?
Vor dieser Folge habe ich darauf gehofft, dass im Endeffekt Vieles von der Jacob-MIB-Nummer geklärt werden würde. Leider vergebens. Alles, was ich hier geschrieben habe, sind letztlich nur Interpretationsversuche. Im Grunde genommen jedoch hat diese Folge überhaupt nichts geklärt.
Hier mal einige Dinge, die nichtmal ansatzweise angeschnitten worden sind:

Zu Smokey – Wieso „haust“ er unter dem Tempel? Was hat es mit diesem komischen Löcher-Mechanismus auf sich, aus dem Smokey rausgekommen ist? Was hat es mit Bens Stöpsel auf sich, mit dem er Smokey rufen konnte? Wieso hat Smokey eine Aversion gegen Asche? Was hat es mit der Hütte auf sich, mit der Asche um die Hütte und der Tatsache, dass die Hütte sich bewegen konnte? Wieso haben Ilana & Co. den toten Locke zu dieser Hütte gebracht? Wieso mag Smokey keine Sonarzäune? Wieso hat MIB den Wunsch, die Insel zu verlassen, wenn er doch überhaupt nichts von den Menschen hält? Wieso war MIB die Rekrutierung von Richard derart wichtig? Wieso hängt MIB nach Jacobs Tod in Lockes Gestalt fest? Wieso sind die Leichen, derer sich MIB bedient, manchmal verschwunden und manchmal nicht?

Zu Jacob – Wieso lebt er unter der Statue? Wie konnte er permanent die Insel verlassen? Nach welchen Kriterien sucht er seine Kandidaten aus? Wieso holt Jacob andauernd neue Leute, mit denen er MIB erst zu einem Loophole verhelfen kann? Wieso erscheint Ghost Jacob häufig als Kind und nicht in dem Alter, in dem er gestorben ist? Was hatte es mit seiner „Tochter“ Ilana auf sich? Wieso brauchten Unsterbliche einen Nachfolger?

Und richtig stört mich nach dieser Folge, wie gönnerisch Jacob die ganze Zeit mit MIB geredet hat, wieso er ihn als das pure Böse bezeichnet etc. Im Endeffekt ist ER doch verantwortlich dafür, was mit MIB passiert ist.
Aber ich glaube, was mich an der Folge am meisten stört, ist, dass auch Jacob und MIB im Endeffekt KEINE AHNUNG haben, was auf der Insel vor sich geht. Wie oft dachten wir schon – ah, jetzt haben wir die und die Person und die kann uns alles über die Insel erklären, was wir wissen müssen. Wir dachten es über Rousseau, Kelvin Inman, Ben, Juliet, Alpert, Widmore, Faraday, Chang, Goodspeed, Dogen und schließlich Jacob/MIB. Nur um jetzt zu erfahren: auch diese sind nur Figuren in diesem Spiel. Und wenn uns nichtmal Jacob darüber aufklären kann, was eigentlich die Relevanz des Ganzen ist, stellt sich die berechtigte Frage, worauf Lost eigentlich hinaus will.
Denn bringen wir es mal auf den Punkt – die Insel kann ja nur gefunden werden, wenn man jemanden dorthin bringt. Wenn also niemand dorthin gebracht werden würde, gäbe es auch Niemandem, vor dem man die Insel schützen müsse. Was ist also die Quintessenz des Ganzen? Ich versteh es einfach nicht.

Und über den unfassbar dumm gewählten Zeitpunkt, wann man uns diese Folge präsentiert hat, habe ich mich ja bereits zur Genüge ausgelassen. Denn diese Folge hat nicht nur das Momentum der letzten Folge komplett zerstört, welches uns in ein bombastisches Finale hätte führen können, sondern sie hat auch noch den Tod von 3 Haupt-Charakteren einfach ignoriert und es wird dementsprechend unfassbar befremdlich auf uns wirken, wenn wir erst in der nächsten Folge die Losties um ihre toten Freunde trauern werden. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Lost jetzt mit der nächsten Folge den Spannungsbogen wieder bei 0 aufnehmen darf.

Abschließen möchte ich diesen langen Recap mit einem Zitat von Maureen Ryan der Chicago Tribune, die die Folge und „M“s Rolle mal aus weiblicher Perspektive zusammenfasst (ein Perspektivwechsel, den ich als Mann sehr interessant finde, und so wahrscheinlich nie direkt gesehen hätte):

„After watching "Across the Sea" twice, it sure seemed to me that if it hadn't been for "Eve's" mistakes, perhaps the garden of Eden and the Source wouldn't have been ruined or endangered, and perhaps her sons wouldn't have gone to war. She tempted them with the knowledge of the Cave of Mystical Glowy Secrets, and an endless battle for supremacy began. As I said, we don't even know if she was well-intentioned or not, though it's clear that she didn't want her sons to suffer. But the fact is, a woman is at the heart of what first went wrong on the island. After years of putting up with lame Kate episodes, loony or smothering mothers and the killing off of great female characters like Juliet, the reward we get for our patience is ... this? To say it was demoralizing is putting it mildly.“

Und noch ein nettes Sinnbild zum Schluss (ebenfalls von Maureen Ryan):
„So the mother guards the Mystical Glowy Cave, which is full of secrets and pleasures and pains that the boys should not touch. Paging Dr. Freud!“ ;)



DID YOU NOTICE?
  • Senet ist das wohl älteste Brettspiel der Welt und wurde von den Alten Ägyptern auch häufig als Grabbeigabe benutzt (Augenzwinkern an den schwarzen und weißen Stein bei Adam & Eve). Wie ein altägyptisches Brettspiel in der Zeit der Römer an der Insel angespült wird? Kein Plan.
  • Das Zitat von „M“ „Just be grateful, you’re alive“ ist exakt das, was Ben Rousseau gesagt hat, als er Alex mitgenommen hat
  • Am Strand beobachtet MIB eine große Schildkröte – dies dürfte ein Inside Joke sein auf den Scherz der Prods, dass die Insel in Wirklichkeit lediglich der Panzer einer großen Schildkröte sei
  • Der Dolch von MIB, mit dem er seine Mutter getötet hat, scheint der gleiche Dolch zu sein, den er später Alpert gab, um Jacob zu töten und den später dann Dogen Sayid gab, um MIB zu töten. What goes around, comes around...
  • Ich habe keine Ahnung warum, aber MIB kann man sehr häufig in Verbindung mit roten Blumen sehen. Als er Eko gerichtet hat, war es in einem Feld mit roten Blumen; rote Blumen waren mehrfach in den Locke-Szenen sichtbar (u.a. als er Sun holen wollte); und auch in dieser Folge sieht man rote Blumen hinter dem jungen MIB am Plutonium-Reservoir der Insel (zumindest ist das die einzige Szene, in der sie mir aufgefallen sind).
  • Locke sagte in der 1. Staffel: „I’ve looked into the eye of this island, and what I saw was beautiful.“ Auch, wenn er sicherlich nicht die Pisshöhle gemeint hat, ist es doch interessant, dass MIB über eben diese Höhle sagt: „It’s beautiful.“


DEATH WATCH „WHAT THEY DIED FOR“

Das große Abmetzeln geht weiter (wenn nicht hier, dann spätestens im Finale)
Stark gefährdet – Zoe, Widmore, Kate, Miles, Cindy (falls sie noch lebt)
Leicht gefährdet – Ben, Richard, Claire


FAZIT
Epic Failure.