Samstag, 3. April 2010

6/08 Recon (Ivan)

Alrighty then
Nun ist es also doch noch geschehen: Die finale Staffel hat eine katastrophal-miese Folge. Mann, ich habe absichtlich noch zwei Tage zugewartet, nochmals einige Szenen betrachtet und bereits einen Recap gelesen (was ich sonst vor meinen Mini-Recaps nie mache), nur um irgendwie etwas Positives zu finden, aber nein, da ist nichts… Gerade läuft ein Langlauf-Rennen im Fernseher und selbst das scheint mir spannender als die aktuelle Lost-Folge…

Sideflashes:
Boring. Miles auftreten zwar witzig, aber Ana Lucia wäre da schon überraschender gewesen. Zwei Lost-zeigt-auch-mal-nackte-Haut-Szenen waren knapp ertragbar, gleichzeitig wird aber auf der Insel-Ebene eine Reminiszenz an die Sexszene mit Sawyer und Kate eingebaut, was einfach nur zum Kotzen ist, aber ich schweife ab. Warum nicht Ana Lucia als Partner und dann ´ne anständige Sexszene? Hm, bin schon wieder am abschweifen… Der Info-Gehalt der Sideflashes scheint mir marginal. Nur ein Gedanke ist mir gekommen (und jetzt bereue ich es, dass ich Samirs Recap schon gelesen habe, denn er hat diesen Gedanken auch schon formuliert): Sawyers Leben ohne Insel ist nicht so happy wie Jacks, Bens und Lockes. Sawyer und Sayid haben ein Scheissleben, liegt das daran, dass sie beim WAR auf der falschen Seite waren? Wie gesagt, der Gedanke wurde schon von Samir dargestellt, ich erwähne ihn aber, weil dieser Gedanke nun meine Theorie, wie die ganze Sache enden könnte, widerlegt: Sawyer fällt demnach Samuel doch nicht in den Rücken und wird zum neuen Jacob…

Insel-„Action“:
Boring. Kein Wort mehr zur ganzen Kate-Sache. Der Höhepunkt der Folge war eindeutig die beinahe-Meuchelei durch Claire. Aber es sollte nicht sein. Dafür wissen wir nun, dass Samuel eindeutig keine gute Manieren hat, schlägt er doch Claire danach voll ins Gesicht. Liegt das an der gescheiterten Erziehung einer nicht existenten bzw. verrückten Mutter? Immerhin ein wenig Info-Futter. Samuel hatte also einmal eine Mutter (evtl. auch Jacobs Mutter?), dass er das gerade Kate mitteilen muss… würg…
-Sawyer geht so mir nichts dir nichts alleine auf die Hydra. Mann, das ist einfach scheisse. Tut mir Leid, aber unglaubwürdiger geht’s nicht mehr. Naja, so ist es halt und wir treffen dort nicht nur ein relativ gut erhaltenes Flugzeug an, sondern auch ein bereits sauber geräumtes Felde voller Leichen… Wer hat diese getötet? Smokey! Da bin ich mir fast sicher… nur scheint er mittlerweile zu wissen, dass die Hydra-Insel auch der Ort sein wird, auf welchem er sterben wird. Also ist das ganze ziemlich konfus.
- Widmore lässt derweil einen Sicherheitszaun gegen den Insel-Sicherheitsmechanismus aufbauen. Zum Thema Insel-Sicherheitsmechanismus: Wer sagt das schon wieder? Denn mittlerweile bin ich nicht mehr der Meinung, das Smokey die Insel beschützen will. Widmores Auftritt war enttäuschend, ein wenig Spannung wird aufgebaut, indem man irgendetwas Geheimnisvolles in einem verriegelten Zimmer versteckt… Dass die Lost-Macher nicht noch irgendwelche Hieroglyphen auf die Türe malten, um allen zu zeigen, dass diese wichtig ist, versteh ich auch nicht. Dann hätte Sawyer auch nicht diese dümmliche Frage stellen müssen, was hinter dieser Tür ist…

Fazit:
Erbärmlich. Es bleiben einige Fragen, die zwar interessant sind, die aber in stümperhafterweise in diese Folge eingebaut wurden:
>Was hat es mit der Insel Hydra auf sich, dass sowohl Samuel dorthin will, als auch Widmore sich dort festschanzt?
>Was ist im verriegeltem Zimmer?
>Die ganze Samuel-crazy Mother-Jacob-Verhältnis-Sache


P.S. Wer weiss, wie man ein U-Boot bedient?

6/07 Dr. Linus (Ivan)

Alrighty then
Eine Ben Folge – wie könnte es anders sein – die einfach wieder einmal das Spektrum der loscht’schen Genialität zeigt: Nicht nur sind Story und Setting sehr gut, sondern auch die schauspielerische Leistung vieler Akteure, in dieser Folge natürlich Dr. Ben Linus. Meiner Meinung nach eine sehr informative Folge, die das Prädikat „sehr gut“ verdient hat, und diesmal auch auf der Side-Flash-Ebene. Das ist auch der Grund, weshalb ich wieder auf diese Flashes eingehe, obwohl ich einmal behauptete, nicht mehr auf diese einzugehen.

Sideflash:
All die genialen Punkte wurden schon genannt, ich möchte daher nur kurz auf den wesentlichsten Punkt eingehen: Die Information, dass Ben und Roger auf der Insel waren. Und dank Dirks Theorie machen die Sideflashes auch wieder Sinn. Wobei ich jetzt wieder das Gefühl habe, dass diese Sideflashes eine Realität zeigen, in der es keinen Jacob mehr gibt. Heisst das, dass ich an einen „Sieg“ Samuels glaube? Nein! Denn würde Samuel am Ende der 6. Staffel obsiegen, dann würde es wohl gar keine Realität mehr geben, da Samuel evil incarnate ist und die Welt auslöschen würde! :)

Insel-Action:
-Ben macht endgültig den Schritt zur richtigen Richtung. Früher hätte er Ilana weggepustet ohne mit der Wimper zu zucken. Nun aber, mit der Erkenntnis, dass Jacob bis kurz vor der Ermordung an einen Wandel Bens geglaubt hatte, entschliesst sich Ben dazu, sich Ilana anzuschliessen, obwohl diese ihn gerade erst noch sein eigenes Grab schaufeln liess. Einen weiteren kalkulatorischen Seitenwechsel von Ben schliesse ich nun daher aus (zumal er ja nun auf der gleichen Seite wie Richard ist – und gerade auf eine Begegnung dieser beiden Akteure freue ich mich ungemein!).
-Ilana ist nun eindeutig Herrin der Sache. Mir kommt dabei aber nochmals die Frage auf, die ich evtl. schon einmal gepostet habe, oder die bereits diskutiert wurde, ich kann mich jedoch nicht mehr daran erinnern: Sie ist ja diese Agentin, die unseren Folter-Iraki gefangen genommen hat. Im Ajira-Flug will sie dann aber weder Ben kennen, noch nimmt sie Notiz von den anderen Fluggästen – immerhin Jacobs Candidates… Nun ja, das scheint mir irgendwie suspekt.
-Richard findet seine ursprüngliche ich-überblicke-alles-Haltung einfach nicht wieder. Dabei ist die Entschlossenheit des alten Richards wohl eine Vorausbedingung für unsere heiss ersehnten Antworten. Denn Richard ist nach wie vor einer von Jacobs wichtigsten Männern, zumindest was das Wissen über Samuel anbelangt. Gleichzeitig weiss er nichts über Candidates und ist selber auch keiner. Ilana hingegen scheint genauer über die Candidates Bescheid zu wissen (abgesehen davon, dass sie sie im Flugzeug nicht erkannt hatte) – also diese ganze wer-ist-für-Jacob-wie-wichtig-und-wer-weiss-wieviel-und-wer-hat-welche-Bedeutung­-Sache könnte langsam aber sicher einmal aufgeklärt werden…
-Jack is unbeliveable! Mann, jetzt geht mir diese Rolle sei 5 ½ Staffeln auf den Sack um dann in dieser Folge in einer der geilsten Szenen der ganzen Serie überhaupt mitzuspielen? Jack katapultiert sich somit in den engeren Favoritenkreis für die Nachfolgerschaft. Da ich immer noch an meine Sawyer-These glaube, muss ich meine Voraussage ein wenig modulieren: Im WAR kristallisiert sich Jack als wichtigster Candidate heraus, wird aber getötet. Sawyer, bis dahin noch auf Samuels Seite erkennt nun, dass er selbst auf der falschen Seite steht (wahrscheinlich spielt hier die ätzende Kate noch eine wichtige Rolle, indem sie Mr. Davidoff-Cool-Water mit ihrem mühsamen Rehaugen-Blick anstarrt, vielleicht in dem Moment, in dem Sawyer Jack (beinahe) ermordet). Er richtet sich dann gegen Samuel (ähnlich wie Vader in RotJ) und wird dadurch der neue Jacob. Oder aber es kommt ganz anders und sowohl Samuel als auch Jacob können ihre Ziele nicht erreichen (Götter sterben, wenn man nicht mehr an sie glaubt), ach wer weiss….
-Widmore kommt mit einem U-Boot. Okay, er hat die Insel zwar seit Ewigkeiten nicht finden können, jetzt wo’s brenzlig wird aber schon? Also muss entweder Eloise ihre Finger im Spiel gehabt haben (warum hat sie ihm dann nicht schon früher geholfen?), oder er hat die „Erlaubnis“ von Jacob erhalten. Der zweite Gedanke scheint mir irgendwie plausibler, weshalb ich auch nicht glaube, dass Widmore Samuel unterstützen wird. Das Techtelmechtel mit Ben war ja nur ein Machtkampf, wer das Sagen auf der Insel hat. Hier geht es aber um die Existenz der Insel (und Jacob) im Allgemeinen, also wird Widmore wohl auf der selben Seite wie Ben stehen.

Fazit:
Mit der Ankunft Widmores sind wir nun wohl endgültig in der finalen Phase angelangt. Es bleibt die Frage, weshalb Samuel und sein Trupp gerade auf die Nebeninsel gehen wollen? (wurde das hier schon diskutiert?) Zweitens hege ich langsam die Befürchtung, dass Desmondo keine Rolle mehr spielen wird, was eine herbe Enttäuschung wäre.

6/06 Sundown (Ivan)

alrighty then...
eine interessante Folge, bei der ich aber doch einige Schwächen sehe und die hier auch noch besprochen sein sollen

Es kam tatsächlich schon zur Tempel-Schlachterei, das ging schneller als ich dachte. Hier bereits einige Ungereimtheiten:
1) Wo sind Sawyer und Jin? Okay, dass man Jin in Claires Unterkunft liegen liess, macht ja noch Sinn. Aber Sawyer, immerhin Samuels erster Überläufer (und meiner Ansicht nach immer noch designierter am Schluss die absolute Wende gebender Ober-Candidate von Jacob), muss irgendwo auf die Rückkehr Flockes warten?
2) Dogan war ja echt ganz mies. Mir scheint das hier ein Problem der Geschwindigkeit von Lost zu sein. Es geht zwar endlich was ab (oh ja, Samir, ich liebe die 6. Staffel!) aber das Einbringen dieser Charaktere ist teilweise sehr billig. Dogan, der genau weiss, welche Gefahr Sayid birgt, bringt ihn nicht selber um, sondern gibt ihm den Auftrag, Samuel zu töten obwohl er weiss, das man ihn nicht töten kann? Das kapier ich nicht. Er weiss ja, dass unser Folterheld vom Bösen infisziert ist, weshalb also soll das Böse schlechthin ("evil incarnate") nicht erkennen, dass es beim Iraki um einen zukünftigen Komplizen handelt? Dafür hat er den brutalen Waterboarding-Tod echt verdient... Seine Wächterrolle ist mir auch noch nicht klar...
3) Bens Verhalten ist mir auch noch nicht ganz klar. Vor allem: Wie kann er die Schlachterei überleben? Smokey scheint mir da doch sehr gründlich gewesen zu sein...
4) Diese Flugbegleiterin scheint schon sehr viel über Jacob bzw. über die Dinge auf der Insel zu wissen. Dabei ist sie ja gleich lange wie die Losties auf der Insel... auch das kapier ich nicht so ganz.

Aber ansonsten: wow, der Deathcount ist doch wieder mal ordentlich gestiegen. Die Positionen werden langsam aber sicher bezogen und Widmores Ankündigung "a war is coming up" wird sich demnächst erfüllen. Zudem verweist Bens Verhalten im Tempel darauf hin, dass man ihn nicht abschreiben darf und er zurückschlagen wird, weshalb ich die nächste Folge kaum abwarte kann, dann wird es wohl wieder eine schauspielerische Meisterleistung von ihm geben...

ach und von wegen schauspielerischer Meisterleistung: Anscheinend scheint euch das süffisante Lächeln von Samuel in der Gestalt Lockes dermassen zu beruhigen, dass ihr evil incarnate immer noch weniger grausam als Jacob beschreibt - und das nach einem Tempelgemetzel sondergleichen! :) Ohne jetzt wieder eine gut-böse-Diskussion zu beginnen, scheinen mir doch Jacobs Handlungen weit weniger evil... oder sagen wir es mal so: falls es doch noch zu einem good/bad-Finale kommen wird (wir kennen ja die Ami-Affinität für dialektische Themen), dann ist meiner Meinung nach Jacobs Seite als die gute zu betrachten...

Fazit:
Es scheinen sich nun Jacob- und Samuel-Folgen abzuwechseln, das gibt eine interessante Dynamik! Von der Action her eine der gewaltigsten Folgen... Daher wird wohl nächste Woche Fragen-Beantworten an der Reihe sein...

6/05 Lighthouse (Ivan)

alrighty then...
Generell bewerte diese Folge als dürftig, hingegen muss man dieser Folge doch noch anrechnen, dass sie wohl mehr Informationen bringt, als man auf den ersten Blick vermuten könnte:

- Sideflash: Jack ist also erneut das Thema. Abgesehen davon, dass die Sideflashes zu dominant sind, gibt es doch drei Elemente, die das Ganze etwas aufbessern: a) Jack blickt auf die Narbe und erinnert sich nicht mehr daran; b) Jack hat einen Sohn, was eigentlich keinen Sinn macht; c)Jack trifft auf Dogen!v --> b) widerlegt die Theorie, dass die Sideflashes die Realität darstellen, wenn beim Flug 815 alles normal verlief. Also keine "was wäre wenn"-Geschichte. In Kombination mit c) bildet sich bei mir die neue Theorie (hoffe, ich wiederhole hier nicht unnötig, habe aber diese Idee noch nirgends gelesen), dass die Sideflashes eine Welt zeigen, in welcher die Losties nie von Jacob berührt/manipuliert/gelenkt wurden. Dann scheint es aber höchst seltsam, dass trotzdem alle Losties auf diesem Flug sind, an einen simplen Zufall kann ich nicht glauben... Ich befürchte daher, dass sich die Lost-Macher hier vertan haben, auf jeden Fall entwickelt sich die Sideflash-Welt nicht so, wie ich das gerne hätte, bzw. sinnvoll oder gar Lost-würdig fände... Oder aber ich täusche mich (hoffentlich), und das mit den Sideflashes wird noch interessant aufgelöst (und dafür sprechen evtl. die Phänomene, wie jenes von Punkt a))

-Insel I: Hurley's Mission
1) yes, Jacob gibt sich also noch lange nicht geschlagen. Er hat einen Masterplan und Hurley ist sein Gehilfe. Dogans Reaktion auf die Info, Hurley sei ein Candidate befremdet, er weiss ja, dass Hurley eine von Jacob geführte Person ist. Aber möglicherweise ist das Problem, dass Dogan nicht begreifen kann, warum gerade diese Person, deren Koteletten nur noch vom überdimensionalen Bauch übertroffen wird, von Jacob favorisiert wird.
2) Hurley’s Mission: Jack zum Leuchtturm bringen, damit dieser ausrastet, die Spiegel zerstört und schliesslich dumm in die Röhre (bzw. zum Meer hinaus) guckt… Jack ist also äusserst wichtig für Jacob. Von der Namensgebung her ist ja Jack tatsächlich ein heisser Kandidat für die Nachfolge Jacobs, ich sehe nachwievor Sawyer in dieser Rolle…
3) Den Leuchtturm an und für sich finde ich genial. Eine weitere Anlehnung an die sieben Weltwunder (neben dem Koloss von Rhodos haben wir nun auch den Pharos von Alexandria – den Tempel könnte man hier auch irgendwie einordnen und die Orchidee als Reminiszenz zu den hängenden Gärten zu Babylon). Die Kritik, man hätte ihn auch früher schon entdecken müssen, ist verständlich. Das Problem ist hier aber, dass man die Höhle mit Adam und Eva mitten auf dem Weg von Tempel bis Leuchtturm platziert hat. Denn das hat nicht nur die Konsequenz, dass man den Leuchtturm schon früher hätte entdecken müssen, sondern auch den Tempel. Gibt es irgendwo eine Landkarte, wo man sieht, welche Routen die Losties in sämtlichen Folgen durchlaufen sind und wo ihnen was begegnete?
4) Das entscheidende Moment ist für mich jedoch die Information, dass noch Leute auf dem Weg zur Insel sind. Ich hoffe natürlich auf den guten alten Desmondo!!! :) Das macht so auch Sinn. Da er nicht alleine kommt, stellt sich die Frage, wer ihn begleitet? Penny und Charlie? Wohl kaum, möchte er diese ja sicher nicht nochmals in der Nähe der Insel wissen. Wenn aber doch, könnten dann nicht auch Desmond und Penny Adam und Eva sein und Charlie der Nachfolger von Jacob? Ein wirrer Gedanke, ich geb’s zu! ;) Ansonsten sind natürlich Widmore und Eloise zwei heisse Eisen, Widmore hat den Krieg ja vorausgesagt und dürfte daher noch ein Thema sein (freue mich bereits riesig auf eine allfällige Begegnung zwischen Widmore und Ben!). Und auch Walt wäre eine Möglichkeit…

-Insel II: Claire’s Comeback
Im Gegensatz zu vielen anderen hat mich diese Geschichte gar nicht geflasht… Zu wirr scheint mir das Ganze. Ich fand auch damals die Art und Weise, wie Claire ihr Baby einfach zu Boden legte und ihrem Vater folgte ziemlich platt… aber okay, so ist das nun mal. Interessant hingegen das Aufkreuzen von Flocke als Claires Freund (ist euch die Überraschung in Flockes Gesicht auch aufgefallen, als er Jin erblickte?). Verwirrend ist hier aber auch die Rolle von Christian, die mir auch noch nicht ganz klar ist. Auch wenn es bis jetzt mehr Sinn macht, dass Christian von Samuel verkörpert wird, scheint mir das noch unlogisch. Aber das wird sich wohl demnächst klären.

Fazit:
Die Folge wird im Nachhinein wohl als idealer Aufhänger für die kommenden Schlacht-Folgen mehr Sinn machen. Miles wird wohl der nächste tote Lostie sein, Claire kann man von mir aus auch gleich wegpusten und Sayid könnte sich selber umbringen, falls er erkennt, dass er sich verändert…

6/04 - The Substitute (Ivan)

alrighty then...
Die Folge hat ganz klar Bestnote 6 verdient - so weit ich mich erinnern kann ist das meine zweitlieblings Folge nach The Constant...

einige Gedanken, (Nach-)Fragen etc. etc.:
- Jacobs Höhle - okay, endlich mal Info-Futter und neue Rätsel; aber: diese Namen werden mit nichts einfacherem als mit Kreide lustlos und prinziplos an die Wand gekritzelt? Nach all den Hieroglyphen oder dem Lebenswerk von Jacob scheint mir dieses Gekritzel doch ein wenig zu unspektakulär für Jacob...

- Jacob vs. Samuel, darauf läuft das Ganze also hinaus. Es wird viel über Gut und Böse diskutiert (und von Samir und anderen kritisiert) - wenn ich Samuel zuhöre, ist für mich ganz klar, dass dieser ein Meister der Manipulation ist, der diese gerade mit Wahrheitsfetzen kaschiert. Spätestens mit seiner Aussage, es gäbe nichts zu beschützen, sollte das doch klar sein. Wir alle wissen, dass diese Insel einzigartig ist, dass es sich lohnt, diese zu schützen.

- Richard kommt in den Diskussionen zu schlecht weg. Von ihm erwarte ich aber auch mehr für die nächsten Folgen. Da es aber keine Rückblenden mehr gibt, frage ich mich doch, inwiefern das Mysterium Richard gelöst wird.

- Sawyer, von Samir bereits totgeschrieben, wird meiner Ansicht nach bis zum Staffelfinale eine entscheidende Rolle spielen und möglicherweise am Schluss in Samuels Bowle pissen und seine Pläne zunichte machen. Wer, wenn nicht dieser Whisky-saufender Einzelgänger wäre besser geeignet, Jacobs Nachfolger zu werden? (besonders mangels Alternativen: Kate geht gar nicht, Jack stirbt im Kampf gegen seinen "dunklen" Vater, Miles ist keine zentrale Figur, die Kwons sehe ich nicht in dieser Rolle; bloss Hurley macht mir hier einen Strich durch die Rechnung...)

- Ben brilliert mit seinen zwei kurzen Szenen. Aber auch von ihm erwarte ich mehr für die Zukunft. Diese weinerliche, unwissende, sich-verarscht-fühlende Rolle, die er in den letzten Folge hatte, sollte er endlich abstreifen.

- Die Zahlen. Endlich wieder ein Thema! Ich wollte eigentlich bereits nach der letzten Folge bemerken, dass ich es komisch fände, wenn die Zahlen plötzlich keine Rolle mehr spielen würden. Angesichts des sich langsam aufklärenden Konflikts zwischen Jacob und Samuel macht auch die Funktion des Hatch wieder Sinn (für mich war der lange verloren): Das Code-Eingeben verhindert, dass falsche Personen (also nicht von Jacob ausgesuchte) auf die Insel kommen und somit Samuel dienen könnten (hier brauche ich eure Meinungen, denn diese Theorie ist doch noch sehr vage und ich bin weiterhin unsicher, was es mit the Hatch auf sich hatte)

- a propos Hatch: where the fuck is Desmondo? Mein absoluter Favorit scheint kein Thema mehr zu sein!? Kann ich mir nicht vorstellen. Genaus so fehlen Aktionen von Eloise oder Widmore...

- Dharma: Wenn man die Others als Anhänger von Jacob betrachtet, wie kann denn die Dharma überhaupt auf die Insel kommen? Purer Zufall? kann ich mir nicht vorstellen, denn Zufall spielt bei Lost keine Rolle.

Fazit:
Die Folge ist einfach nur gut. Die Antworten sind zwar nicht gegeben, aber immerhin eingeleitet - gleichzeitig stellen sich gleich neue Fragen... Lost at it's best!

6/09 – AB AETERNO (Samir)

You're gonna have to kill the devil
Noch nie ist mir ein Recap so schwer gefallen wie dieser. Und dass, obwohl das die Art einer Folge Lost war, auf die wir seit 6 Staffeln gewartet haben. Antworten!!! Klare unmissverständliche Antworten! Und wir wussten, dass – wenn eine Folge viel beantworten würde – dann würde es eine Richard-Folge sein. Aber mit einem 45minütigen „Bibel-Feuerwerk“ hätte wohl niemand gerechnet. Ich warne bereits vor, dass dieser Recap eine exakte Fortsetzung dieses Feuerwerks werden wird – sprich: mein religiösester Recap aller Zeiten zu einer wirklich biblischen Folge – Let's go back!

YOUR BEDSIDE MANNERS SUCK, JACOB
Ich weiß nicht so recht, was ich mit der Ilana-Szene am Anfang machen soll. Hat Jacob Ilana geheilt oder nicht? Immerhin muss man festhalten, dass man wohl nicht umsonst gezeigt hat, dass er Handschuhe trug. Wenn ich einen Tipp wagen soll, würde ich sagen, dass beide Szenen mit Ilana nicht unmittelbar aufeinander folgten – sprich, dass Jacob Ilana besucht hat, als sie gerade frisch mumifiziert worden ist und dann erneut zu einem späteren Zeitpunkt, als sie kurz davor stand, ihre Reise anzutreten. Vielleicht irre ich mich aber auch, und es ist überhaupt nicht Jacobs Berührung, die die Heilung verursacht, sondern seine pure Anwesenheit. Als Locke und Rose abgestürzt sind, kam Jacob immerhin auch nicht vorbei und hat sie berührt. Bei den beiden zumindest scheint die einfache Anwesenheit von Jacobs Aura gereicht zu haben, um geheilt zu werden. Ich lehne mich auch so weit aus dem Fenster, und sage, dass wir niemals erfahren werden, weshalb Ilana überhaupt in Bandagen gelegen hat, sondern dass das lediglich den Rahmen darstellt, der dazu dient, das Gewicht der Jacob-Besuche auf den Aspekt der Verletzbarkeit zu lenken. Und das ist auch einer der zwei wichtigen Dinge, an dieser Szene, die man unbedingt mitnehmen muss.
Jacob besucht Ilana (genau wie die Losties) in einem Moment der Schwäche und der Verwundbarkeit. So wie MIB es damals gesagt hat, klang Jacobs Masche ziemlich intrigant. Aber vergleicht man es mit Jacobs Satz in dieser Folge, dass die Menschen aus eigenem Antrieb den Unterschied zwischen richtig und falsch sehen sollen, ergibt das ganze einen etwas anderen Kontext. Denn es ist um ein vielfaches Leichter, das „Richtige“ zu tun, wenn es einem gut geht. Den eigentlichen Beweis kann man allerdings nur erbringen, ob die Menschen auch das „Richtige“ tun, wenn ihnen etwas genommen wurde. So wie Abraham am Berg Moriah.
Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass Jacob vor Ilana von sechs Kandidaten spricht. SECHS. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem Locke noch nicht vom Monster übernommen wurde. Die Zahl der Kandidaten hat sich zwischen Jacobs Besuch bei Ilana und dem Tod von Jacob also nicht verändert. Was bedeutet: entweder hat Jacob bereits an diesem Punkt Locke nicht mehr als Kandidaten angesehen, da er wusste, was aus ihm werden würde. Oder aber, der Besuch bei Ilana fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem Locke bereits tot war und dementsprechend disqualifiziert war als Kandidat. Ich persönlich tendiere zur ersten Option, denn Jacob MUSS gewusst haben, was passiert – immerhin holt er Ilana nicht umsonst auf die Insel um die Kandidaten zu beschützen.



UND ES WARD LICHT
Als alle Losties gemeinsam in einer gemütlichen Runde beim Lagerfeuer sitzen, ist es mehr als nur symbolisch, dass Richard außerhalb sitzt – im Dunkeln. Eine Ewigkeit hindurch wurde er im Dunkeln gelassen über die konkreten Zielsetzungen Jacobs. Er wusste zwar, worauf genau Jacob hinauswollte – viel mehr jedoch wusste er nicht. Er wusste noch nicht einmal davon, dass Jacob Kandidaten suchte, die ihn ersetzen sollten. Während die Losties 100 Tage lang im Dunkeln tappten, tat er es 150 Jahre lang.

Ich gebe zu, mir hat sich die Kehle zugeschnürt, als Richard Jack gesagt hat, dass sie alle tot seien und sich längst in der Hölle befänden. Ich hatte hier (wie die meisten wohl auch) finstere Befürchtungen, dass es bei Lost im Endeffekt tatsächlich um die Hölle oder das Fegefeuer geht. Bei weiterer Begutachtung dieser Szene erschließt sich hierbei aber möglicherweise ein Satz, den Alpert in Staffel 5 gesagt hat, als Sun ihn fragte, ob er sich an Jack, Hurley und Kate erinnere. Seine Antwort: „I remember meeting them very clearly. Because I watched them all die.“
Vielleicht hat Richard Alpert den Flugzeugabsturz von Oceanic 815 fehlinterpretiert durch die Augen eines tief-katholischen Mannes, der seit seiner Ankunft auf der Insel überzeugt davon ist, sich in der Hölle zu befinden, in der er aufgrund seiner Sünden bis in alle Ewigkeit verbleiben würde. Dann widerum: Richard konnte sich 1977 wohl kaum an einen Flugzeugabsturz von 2004 erinnern. Crap!



WE LET YOU LEAVE THE ISLAND AND YOU JUST GO TO ANOTHER ONE...
Ich kann sagen, dass sich das Warten auf Richards Backstory gelohnt hat. Anstatt uns Bits & Pieces aus Richards Leben hinzuwerfen (wie man es bei Ben in „The Man behind the Curtain“ gemacht hat), hat man uns den einen Teil von Richards Leben gezeigt, der für ihn wirklich relevant war. Jener verhängnisvolle Tag auf Teneriffa, der sein Leben verändert hat – und jener verhängnisvolle Tag auf der Insel, der den Grundstein für die nächsten 150 Jahre gelegt hat. Müssen wir mehr wissen aus Richards Vergangenheit? Müssen wir sehen, wie er in den 1920er Jahren einen Anführer gesucht hat? Müssen wir sehen, wie er noch einmal mit Horace Goodspeed redet? Nein, müssen wir nicht. Wir haben das einzig relevante aus Richards Leben gesehen: nämlich dass, was seinen Charakter geprägt hat. Und da Lost eine Serie ist, bei der es um die Charaktere geht, ist das das einzig relevante.

Richards Backstory war so gut und emotional und so fantastisch von Nestor Carbonell in Szene gesetzt (gebt dem Mann endlich einen Emmy, verdammt nochmal!), dass man Logikschwächen an Richards Backstory gerne übersieht (wie zum Beispiel die Frage, warum die Briten auf Teneriffa nach Sklaven suchen oder wieso Richard als Spanischsprachiger ausgerechnet in die englischsprachigen USA auswandern will).

Wir sehen in Richards Vergangenheit das große Element seines Lebens: Isolation. Er stammt von einer Insel, er landet auf einer Insel, im Schiff ist er der letzte Überlende, er sitzt alleine in seiner Zelle und er und Isabela leben abgeschieden auf einem Bauerngehöft weitab von der Zivilisation. Welch Ironie, dass ein Mensch, dessen Leben von Isolation geprägt war, später ausgerechnet dazu erkoren wird, Jacobs herbeigerufenen Leuten den Weg zu weisen.

Und BTW – netter Fun Fact: Teneriffa war im 15. Jahrhundert bekannt als Isla del Infierno (Insel der Hölle).



REDEMPTION SONG
Nach nahezu sechs Staffeln erhalten wir endlich eine Antwort darauf, wie die Black Rock in der Mitte des Dschungels geendet ist, nämlich durch einen Tsunami (lustigerweise war es genau das, was Arzt in Staffel 1 vermutet hat – gut zu wissen, dass er zumindest in einem Punkt Recht gehabt hat). Und eben jener Tsunami hat dann auch gleich unsere schöne Statue vernichtet.

Die Tatsache, dass Jacob und MIB in „The Incident“ bei strahlendem Sonnenschein ein Schiff am Horizont beobachtet haben, legt die Vermutung nahe, dass es sich dabei um ein komplett anderes Schiff gehandelt haben muss. Gott allein weiß, wieviele Jahre (oder Jahrhunderte) vor der Black Rock das Gespräch aus „The Incident“ stattgefunden haben muss...

Kaum auf der Insel werden alle Überlebenden der Black Rock erstmal schön sauber dahin-dezimiert. Die einen durch die Klingen von Widmo... nein, Whitfield heißt der Mann, die anderen durch Smokey, der Whitfield und die anderen Offiziere wahrscheinlich deshalb tötet, weil sie reuelos ihre Sklaven hingemeuchelt haben. Denn – und das ist wichtig zu verstehen – so sehr MIB es auch hasst, auf der Insel zu sein, er fügt sich dem Regelwerk.
Wer nicht bereut, der muss sterben. So einfach sind die Regeln in diesem Punkt. Jacob sagt es auch nochmal ziemlich deutlich, dass das Leben VOR der Insel irrelevant ist – das einzige was zählt, sind die Handlungen auf der Insel. So wie zum Beispiel seine Sklaven hinzurichten. Er scheint aber nicht nur Leute „herauszufiltern“, die „corrupt“ sind, sondern er scheint gleichzeitig tatsächlich seiner Rolle als Sicherheitssystem nachzukommen (es wird sogar noch direkt gesagt: „The island is guarded by the devil“). Das französische Team wurde ermordet, in dem Moment, in dem sie sich dem Tempel genähert haben. Zugegeben ist Smokey manchmal wohl etwas launisch – anders kann ich mir zumindest den Tod an Seth Norris in „Pilot“ nicht erklären... was im Pilotfilm passiert ist, würde ich auf der anderen Seite jedoch auch nicht über-analysieren, da zu diesem Zeitpunkt die Serie wohl kaum fertig-konzipiert war. Das einzige, was überhaupt nicht ins Konzept passt, ist leider die Ermordung von Eko – denn dieser wurde anscheinend hingerichtet für Dinge, die er eben VOR der Insel begangen hat... hmmm...



LIFE IS EASY WHEN YOUR EYES ARE CLOSED
Ich weiß nicht, ob ich der einzige bin, dem aufgefallen ist, wie häufig in dieser Folge das Schließen der Augen so sehr in den Vordergrund gestellt worden ist. Isabela sagt ihm zweimal, er solle seine Augen schließen (einmal in ihrem Sterbebett und einmal bei ihrer Ghost-Vision am Schluss), Richards Augen wurden verbunden, als er zu Widmor... äh Whitfield geführt wurde. Er fragt später seinen Neben-Sklaven, ob er inmitten des Sturms etwas sehen könne. Dazu noch MIBs Ausspruch: „It's good to see you out of this chains.“ Und Hurley sagt ihm später noch deutlich über das Sehen von Toten: „Sometimes it takes people a while.“
Ich weiß nicht, was diese ganzen Andeutungen sollen – denn geschlossene Augen stehen symbolisch für einen Traumzustand. Und das wäre (noch hinter dem Fegefeuer) meine am wenigsten favorisierte Option für das Ende von Lost.



THEY'RE RECRUITING
Willkommen am Anfang von Jacobs Kandidaten-Suche. Es war Richards halbherzige Mord-Aktion, die Jacob zum radikalen Umdenken veranlasst hat. Jacob realisiert, dass MIB Ernst macht mit seiner Morddrohung. Diese hier war zwar mehr als nur ungeschickt und stümperhaft. Aber Jacob ist sich sicher, dass es MIB früher oder später gelingen wird, ihn zu töten. Was also ist die Lösung? Nachfolger suchen. Und ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass Jacob bereits im Jahr 1867 die Namen Shephard, Reyes, Jarrah etc. in die Listen der möglichen Kandidaten gesetzt hat. Dass Jacob zukünftige Ereignisse sehen kann, haben wir schon lange gesehen. Es wäre also nur zu Jacobs Vorteil, die Kandidatensuche von Anfang an, als ein 150jähriges Konzept anzusetzen. Nicht nur, dass es Jacob weitere 150 Jahre Zeit gibt (denn wie soll MIB Leute töten, die nicht mal geboren sind?), es gibt Jacob auch 150 weitere Jahre Zeit, um MIB zu beweisen, dass er Recht hat mit seiner Hoffnung in die Menschen. Denn, auch wenn Jacob die Zukunft sehen kann – und das ist wieder eine Parallele zu monotheistischen Religionen – es sind letztlich die Entscheidungen der Menschen selbst, die ihr Schicksal beeinflussen. Das bedeutet: Jacob mag wissen, wer in 150 Jahren auf die Insel geholt werden muss, aber er hat keine Ahnung, wie die Menschen sich auf der Insel entscheiden.

Bis zur Ankunft von Richard Alpert jedoch scheint Jacob nur wahllos irgendwelche x-beliebigen Schiffe zur Insel geführt zu haben – immerhin wusste er nicht Richards Namen. Erst mit der Ankunft Richards scheint Jacob seine Leute-zur-Insel-holen-Aktionen zu koordinieren und organisieren. Was auch sinnvoll ist, denn bis hierhin wollte er ja lediglich MIB beweisen, dass er Recht habe. Von nun an jedoch sucht er jedoch gleichzeitig einen Nachfolger, wofür ein unkoordiniertes Leute-herholen einfach nicht mehr ausreichend ist.



HELLO SAMUEL, I WANT TO PLAY A GAME
Zugegeben, vieles (seeeeeeeeehr vieles) über die Jacob-Samuel-Nummer liegt noch im Halbdunkeln. Deswegen kann man zwar Umrisse erkennen, nicht aber das Gesamtbild. Wir sollten einige Dinge hier rausarbeiten.

Zunächstmal scheint auch die Titus-Welliver-Form nicht der „Urzustand“ von MIB zu sein. Er sagte schließlich ganz spezifisch, dass ihm sein Körper geraubt wurde. Ergo, muss die Titus-Welliver-Form eine Hülle von MIB sein, ähnlich der Hülle von Locke, die er jetzt „bewohnt“.

Zweitens: Jacob ködert die Leute nicht mit Versprechungen, sondern erwartet blinden Glauben (Leap of Faith). Er sagt Richard, dass er ihm weder seine Sünden vergeben kann, noch, dass er ihm seine Frau wiederholen kann (und dass, obwohl wir sehr gut wissen, dass er dazu imstande sein dürfte... bei Dogens Sohn gings schließlich auch.)

Drittens: MIB sagt, Richard soll Jacob erdolchen, ohne, ihn ein Wort sagen zu lassen. Das spiegelt Dogens Anweisung an Sayid wider. Das scheint zu implizieren, dass man MIB möglicherweise doch töten kann.

Viertens: MIBs Aussage „He can be very persuasive“ über Jacob klingt für mich, als würde er aus persönlicher Erfahrung sprechen. Kann es also möglich sein, dass sich MIB freiwillig in seine jetzige Situation begeben hat, ohne zum damaligen Zeitpunkt die Konsequenzen absehen zu können?

Fünftens: es sieht so aus, als hätte MIB Richard mit seinem Touch wiederbelebt. Und MIB konnte Richard aufhelfen – Christian konnte es bei Locke damals nicht – das lässt die Vermutung stärker werden, dass Christian keine Form von MIB sein könnte

Sechstens: die Kandidaten sollten in den nächsten Folgen vor Locke aufpassen... they're gonna have a Locke problem...



SMOKEY CAN CAUSE SEVERE HEALTH DAMAGES
Es hat mich unfassbar verblüfft, zu sehen, dass MIB Richard ins Gesicht sagt, dass er der schwarze Rauch ist. Und ich verstehe es auch nicht. Denn hätte er es nicht gesagt, wäre Richard mit Sicherheit um Einiges entschlossener auf Jacob zugestürmt. So hat er selber Zweifel gesät, die seinen Plan letztendlich scheitern ließen. Ich habe keine Ahnung warum er das gemacht hat, aber möglicherweise gehört es ja zu diesem Regelwerk, dass, wenn jemand die wahre Identität erkannt hat, dass MIB dann diesen Fakt eingestehen muss. Dann widerum hat er Sawyer in der letzten Folge auch ziemlich bereitwillig erzählt, dass er das Monster sei.



GHOST – NACHRICHT VON ISABELA
Was Isabela angeht, hab ich eigentlich nur zwei Dinge zu sagen:
Erstens: ja, auch ich fand die Szene zum Schluss zwischen Richard und Ghost-Isabella herzerweichend
Zweitens: nein, Isabela auf dem Schiff hatte NICHT den gleichen Auslöser wie Isabela in der Schlussszene. Im Schiff war Richard in der Lage, sie zu sehen. Das Ziel dieser Vision war es, ihn zu verführen – indem er seine Sicherheit über ihre stellen würde. Doch der Teufel ist mit diesem Versuch gescheitert, denn Richard ist es wichtiger, dass Isabela in Sicherheit ist, als dass auch er gerettet wird. Die Vision am Schluss konnte Richard nicht sehen. Das war eine Jacob- und / oder Ghost-Vision. Das Ziel dieser Vision war es, sich gegen MIB zu positionieren und seinen Glauben wiederzufinden.



LET'S GET BIBLICAL
Nie zuvor war eine Folge von Lost so randvoll zugepackt mit Bibel-Symbolik wie diese. Wer jedoch glaubt, dass das Ganze bei einfachen Himmel- und Hölle-Anspielungen seinen Gipfel erreicht hat, der irrt sich gewaltig. Das ist lediglich die Spitze des Eisbergs. Es gibt noch tonnenweise weitere Symbolik in dieser Folge (von der ich leider wohl nur einen Bruchteil erkannt habe, da ich nicht wirklich bibelfest bin).

Die Black Rock ist natürlich eine Allegorie auf die Arche Noah – jenes Schiff, dass durch die Sintflut (etwas, was wir auch in dieser Folge gesehen haben) mitten im Inland auf dem Berg Ararat strandet. In der Szene, in der die Vision von Isabela durch das Schiff wandert, sehen wir sogar tatsächlich eine Szene, in der sich ein Mann und eine Frau an Bord des Schiffes befinden.

Mehr christliche Symbolik? Bitte schön. Als Jacob Richard versucht, zu „töten“, welche Art des „Todes“ wählt er? Ertrinken. Das ist eine nahezu perfekte Symbolik für die christliche Taufe. Passenderweise findet diese Taufe inmitten der Ruinen der Statue statt – sprich in den Trümmern der vorchristlichen Religionen.

Noch mehr? Was isst MIB? Als unrein erachtetes Schweinefleisch. Was hingegen isst Jacob in „The Incident“? Fisch, das Symbol der frühesten Christen und das Symbol für Jesus Christus.

Und wo steht Richard, als er MIB zuruft, dass er auf seinen Deal eingehen will? Vor einem großen Baum. Die Symbolik wäre nur dann noch deutlicher gewesen, wenn er gleichzeitig einen Apfel gegessen hätte.

Und noch einen: Was bietet MIB Richard zu trinken an? Wasser! Was bietet Jacob ihm an? Wein!

Auch jene Motten-Symbolik aus „The Moth“ kommt indirekt vor – nämlich anhand eines Schmetterlings, der durch das Innere der Black Rock fliegt.

Die offensichtlichste Symbolik jedoch geht von Isabelas Kreuz aus. Das Kreuz repräsentiert natürlich den Glauben per se. Achtet darauf, wie widerwillig Richard das Kreuz mitnimmt, um Isabela retten zu können. Und achtet darauf, dass sie gestorben ist, als das Kreuz nicht um ihren Hals hing (sprich: als sie ihren Glauben verloren hat). Ebenso wichtig ist der habgierige Arzt, der in dem Moment, als er das Kreuz auf den Boden wirft, seinen Glauben wegwirft. Als Richard ihm das Kreuz in die Hand drückt, sagt er auch deutlich: „Now you have everything“ - sogar seine Seele. Der Arzt, der der Wissenschaft hörig ist, wirft jedoch den Glauben auf den Boden mit den Worten „This is worthless.“
Und auf der Insel? Seltsamerweise war Richards Kreuz verschwunden – wann hat er das Kreuz wiederbekommen? Nachdem er sich gegen den Mord an Jacob entschieden hat, drückt ihm MIB das Kreuz in die Hand mit den Worten: „You must have dropped it.“ Achtet auch darauf, dass Richard das Kreuz ansieht und in eben diesem Moment ist MIB verschwunden.
Die Tatsache, dass Richard das Kreuz vergräbt, zeigt seine Unentschlossenheit, inwieweit er der ganzen Jacob-Nummer trauen kann. Es repräsentiert einen Status quo.
Isabela, die offensichtlich von Jacob geschickt wurde, will auch sofort wissen, wieso Richard das Kreuz/seinen Glauben vergraben hat. Und erst in dieser Szene, in der er und Isabela sich wieder so nahe sind – erst in diesem Moment findet er seinen Glauben wieder und hängt sich das Kreuz wieder um seinen Hals.

Und BTW – was ist die Hauptstadt von Teneriffa, der Insel des Teufels? Natürlich: Santa Cruz – das heilige Kreuz. Und an diesem Punkt kann man auch erwähnen, dass der Name Isabela von Elisabeth kommt, was in etwa bedeutet: Gott ist Vollkommenheit. Und zum Abschluss: Richard stammt aus einem Kaff namens El Socorro – Socorro bedeutet Hilfe oder Errettung.



WIR SIND NICHT AUF EINER INSEL. WIR SIND IN EINER ALLEGORIE.
Nach den Informationen dieser Folge wage ich mich zum Ersten Mal daran, eine Art „allumfassende“ Theorie aufzustellen, worum es sich bei der Insel handelt. Auf die Gefahr hin, dass ich bereits im nächsten Recap wieder zurückrudern muss. Achtung: schwere christliche Symbolik kommt auf euch zu.
Die Insel ist in meinen Augen nicht weniger als eine Allegorie auf die gesamte christliche Welt. Whoa... what? Um es vereinfacht zu sagen: die Insel ist sowohl Himmel, als auch Hölle, als auch reale Welt.

Gehen wir die Orte dabei mal einzeln durch. Die Hölle festzumachen, ist der leichteste Aspekt: es ist Smokeys Höhle unter dem Tempel. Dort, wo der Teufel (MIB) die Seelen der eingefangenen (= rekrutierten) Leute hin befördert, und sie hinter seinem Gitter-Mechanismus einsperrt. Überlegen wir dabei auch, dass bereits in Staffel 2 mit den Hieroglyphen in der Swan-Station das Wort „Unterwelt“ zu lesen war.

Die „reale Welt“ ist die gesamte Insel. Im Hinblick auf die christliche Symbolik ist natürlich der Garten Eden gemeint. Und wer liegt nochmal in der Höhle auf eben dieser Insel? Zwei Skelette, die Adam und Eva getauft wurden. Wir sollten auch rekapitulieren, wann es den Losties am Besten ging. Nämlich zu einer Zeit, als sie alle am Strand bzw. in den Höhlen gelebt haben, sich von Fisch und Früchten ernährt haben und mit der Insel (unfreiwillig) in Koexistenz standen. Radikal verschlechtert hat sich die Lage erst, als sie die Swan-Station betreten haben und plötzlich Nahrungsmittel, Waschmaschinen etc. erhalten haben.

Der Himmel ist das, was am schwierigsten festzumachen ist. Ich denke, es handelt sich dabei um das Innere von Jacobs Statue (beziehungsweise generell seinen Einrichtungen, also inklusive Leuchtturm). Jacob sagt Richard deutlich ins Gesicht: „Nobody gets in, unless I invite them in.“ Und auch den Leuchtturm hat passenderweise nie ein Lostie zu Gesicht bekommen, bis Jacob es „genehmigt“ hat. Und der Satz „Nobody gets in, unless I invite them in“ lässt sich auf den Leuchtturm ja mehr als perfekt übertragen, stehen dort doch schließlich explizit die Namen der Leute, die „eingeladen“ sind.

Genau wie in der christlichen Symbolik schleicht von Zeit zu Zeit der Teufel in den Garten Eden, um die Menschen zu verführen, wobei der Teufel zahlreiche Gestalten annehmen kann (wie auch in der Bibel). Wir haben es in dieser Folge gesehen, wie er Richard verführen wollte, doch genaugenommen haben wir es schon viel häufiger gesehen. Soll es wirklich Zufall sein, dass Charlie ein mit Heroin gefülltes Flugzeug findet, kurz nachdem er den Drogen abgeschworen hat? Soll es Zufall sein, dass Hurley ein neuer Lebensmittelvorrat vor die Füße fällt, nachdem er seinen Vorrat zerstört hat? Und wieviele Visionen von Lost könnten wir damit nicht plausibel erklären? Desmond, dem die Chance gegeben wurde, in die Zeit zurückzureisen und seine Beziehung mit Penny in eine andere Bahn zu lenken. Und gleich nochmal Desmond mit seinen Visionen vom Tod Charlies, bei denen er vielleicht verführt werden sollte, Charlie zu opfern, um seine Penny wiederzubekommen.

Das verblüffende: auch vieles andere ließe sich mit dieser Theorie plausibel erklären.
Richard würde als Mittelsmann in dieser Allegorie die Rolle eines Propheten gleichkommen, der den Willen Gottes an die Gläubigen verbreitet. Die Gläubigen sind niemand anderer als die Others. Der Anführer der Others wäre die höchste spirituelle Instanz auf Erden (nach katholischem Leitbild wäre er also der Papst), Dogen hätte die Rolle eines Hohepriesters, der die religiösen Zeremonielle vollführt. Und sogar Jacobs Listen könnte man plausibel erklären. Hierzu muss man kurz natürlich verstehen, dass die Listen der Kandidatensuche völlig andere Listen waren, als jene, die in Staffel 2 und 3 erwähnt wurden. Bei diesen Listen ging es nämlich lediglich darum, wer der Neuankömmlinge zu den Others aufgenommen werden sollte. Sprich: welche dieser Personen Teil des Auserwählten Volkes seien. Dementsprechend wäre es auch absolut plausibel, weshalb Pickett einst meinte, dass Jack nicht auf Jacobs Liste stünde. Pickett meinte die Liste von Leuten, die die Others aufnehmen sollten. Von der Liste der Kandidaten hatte er überhaupt keine Ahnung. Nicht einmal Richard wusste Details über diese Angelegenheit.

Die Theorie greift sogar noch weiter: die Spaltung der Others in eine Tempelgruppe und eine Baracken-Gruppe kann sinnbildlich für die Kirchenspaltung stehen. Eine Gruppe, die den elementaren Regeln der Religion folgt und eine Gruppe, die Reformen anstrebt und den Focus mehr und mehr auf den weltlichen Aspekt legt. DAS könnte auch der Grund sein, weshalb Ben Jacob nie sehen durfte: weil er sich zu weit von den religiösen Wurzeln entfernt hat, und sich somit sein Recht verspielt hat, die spirituell höchste Instanz sehen zu dürfen. Dies reflektiert die Verbannung aus dem Paradies nach dem Sündenfall, bei dem Gott zwar omnipräsent ist, jedoch nicht länger sicht- und greifbar. Richard Alpert sagt es sogar wortwörtlich, als er den verletzten Ben in den Tempel trägt: „He will no longer be innocent“

Sogar die Dharma Initiative und das US-Militär lassen sich in diesen „religiösen Kreis“ integrieren. Die Dharma Initiative, die die spirituellen Regeln der Insel komplett ignoriert hat (der Sonarzaun war auch eine sinnbildliche Grenze zur spirituellen Seite der Insel) und einzig in der Wissenschaft ihre religiöse Erfüllung gefunden hat, was unweigerlich zu ihrer Selbstzerstörung geführt hat. Das US-Militär, dass in einer ähnlich motivierten Art die Insel zu ihrem Versuchslabor machen wollte (hier war es kein Sonarzaun, sondern Tretminen, die die Trennungslinie darstellten).

Und in der Mitte des Ganzen stehen die Losties. Sie sind keiner Seite klar zuzuordnen – sie sind jene Schäfchen, um die sowohl Gott als auch der Teufel buhlen. Und ich sage bewusst Schäfchen, angesichts der Tatsache, dass wir einen Jack Shephard (= Hirte) auf der Insel haben. Dass die Gläubigen (Others) durch ihre Handlungen gegen den Willen Jacobs gehandelt haben, lässt sich sehr passend übertragen, auf die Tatsache, wieviel Blut durch die monotheistischen Religionen vergossen wurde, obwohl allen eine friedliche Botschaft zugrunde liegt.

Nur um Missverständnisse vorzubeugen: ich sage nicht, dass die Insel der „reale“ Garten Eden ist, ich denke vielmehr, dass die gesamte Insel nicht mehr ist, als ein Sinnbild. Eine Art Gleichnis, die uns in einer simplifizierten Art die Grundzüge der monotheistischen Religionen vermittelt.



BETTER TO REIGN IN HELL THAN SERVE IN HEAVEN
Es ist erschreckend, dass ich bis zu dieser Folge nie auf die Idee gekommen bin, Parallelen zum Buch „Das verlorene Paradies“ (Original: Paradise Lost) von John Milton zu ziehen. Ich habe es leider nie gelesen, deshalb musste Wiki herhalten. Aber urteilt selbst, wie viele Parallelen ihr seht:
Das Buch steigt direkt ins Geschehen ein, vorangegangene Handlungen werden im Stil von Rückblendungen und Erzählungen dargestellt. Das Buch dreht sich um den Versuch von Satan, die neu geschaffenen Menschen zu verführen. Satan hatte vorher im Himmel versucht, gegen Gott zu rebellieren, und ist als Strafe in die Hölle verbannt worden. Durch rhetorisches Geschick und Versprechungen schart der Teufel Anhänger um sich, um sich an Gott zu rächen. Da er auf direktem Weg gescheitert ist, wählt er ab jetzt den Weg des Betrugs. Sein Hass entspringt aus der Verbannung und seiner Unfähigkeit, diese zu akzeptieren. Der Teufel nimmt die Form einer Schlange an und verführt Eva dazu, in den Apfel zu beißen, was den Sündenfall auslöst. Gott verhindert diesen Sündenfall nicht, da es ihm darum geht, dass die Menschen ihre freie Entscheidung treffen. Adam und Eva werden aus dem Paradies vertrieben, erhalten jedoch von Engel Michael mitgeteilt, dass sie nur aus dem physischen Paradies vertrieben wurden, sich ihnen jetzt jedoch eine neue Welt eröffnet, die sie zu einem ebenso guten, wenn nicht besseren, Ort machen können.
Puh... heavy, oder?



DID YOU NOTICE?
  • Das Messer, dass MIB Richard überreicht, hat eine Abbildung von einer Wölfin, die Romus und Remulus säugt → ein klarer Pluspunkt in Richtung der Theorie, dass MIB und Jacob Gebrüder sind
  • Der Kapitän der Black Rock ist Magnus Hanso, verwandt mit dem Financier der Dharma-Initiative, Alvar Hanso

DEATH WATCH „THE PACKAGE“
Auch, wenn in den letzten Folgen eigentlich niemand mehr gestorben ist, setze ich diese Kategorie munter fort... bis sie endlich alle sterben ;)
Stark gefährdet – Jin, Zoe, Seamus, Cindy
Leicht gefährdet – Kate, Sun

FAZIT
Die Größte Geschichte aller Zeiten... bei Lost ;)

6/08 - RECON (Samir)

Take me to your leader
Als Sawyer sagte „you weren’t supposed to see this“ habe ich mich gefragt, ob er vielleicht gemeint hat, dass die Zuschauer diese Folge nicht hätten sehen sollen. All die Dynamik und perfekte Erzählweise der 6. Staffel wurden über Bord geworfen und wurden ersetzt durch langweilige Flashes, völlig wirr agierende Charaktere und eine Inselhandlung, die irgendwie überhaupt keinen Punkt erreicht hat. Passend zur Hydra-Insel hat die bis hier perfekte Staffel ihre erste schlechte Folge bekommen – um genau zu sein: die schlechteste Folge seit dem „Eggtown“-Debakel. Ich weiß zwar momentan noch nicht, was ich an der Folge analysieren könnte, aber mal sehen, wo meine Kreativität mich hinführt – Let’s go back!


GOOD VIBRATIONS
„Are you alright?“ - diese Frage ist direkt oder indirekt häufig gefallen in dieser Folge. Und es ist beeindruckend, dass es im Team Locke anscheinend niemandem gut geht. Sayid nicht, der ist abgetaucht in irgendwelchen Sphären; Claire ist dem Wahnsinn verfallen; Kate wird attackiert; Sawyer wird zu Botengängen benutzt; Zack braucht trotz seines Alters immer noch seinen Teddybär etc. In Team Locke ist die Stimmung so gedrückt, wie in einer katholischen Jungenschule.
Da hilft auch Lockes Ankündigung, bald ein nettes Q & A zu veranstalten, nicht mehr viel. Kate und Sawyer haben inzwischen die Schnauze mächtig voll und wollen nur noch die Gunst der Stunde ausnutzen, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Es ist mehr als nur symbolisch, dass Locke Kate die Hand ausstreckt, um ihr aufzuhelfen, sie diese aber nicht annimmt (BTW – Christian konnte damals Locke nicht aufhelfen!).


KILLING ZOE
Danke, Lost-Autoren dafür, die Hydra wieder auftauchen zu lassen. In dem Moment, in dem Sawyer mit dem Kanu ablegte, sank mein Interesse für diese Folge Richtung Nullpunkt. Und ich lag nicht falsch: Hydra Island ist in Staffel 6 so langweilig, wie sie es in Staffel 3 gewesen ist. Ich hätte auch beinahe einen Schreianfall bekommen, als Sawyer das Kleid von Kate findet (nach 3 Jahren im Regenwald übrigens in einem sehr guten Zustand), und gleich nostalgisch-romantische Gefühle entwickelt. Vergessen, dass man erst kurz vorher die Frau begraben hat, die man heiraten wollte – und dass man diese Frau eben in Hydra Island kennengelernt hat. Das einzige, woran Sawyer hier denkt, ist Kate. Und ich könnte kotzen. In „What Kate Does“ hab ich noch gelobt, wie glaubhaft, Sawyers Charakter-Entwicklung war – diese Folge ist das genaue Gegenteil dazu. So viele „out-of-character“-Handlungen habe ich nur in den ersten 2 Staffeln Lost gesehen, wo allerdings auch jede Woche ein neuer Autor eine Folge geschrieben hat...
Kaum auf Hydra, kommen auch wieder nervige Leute an den Start. Zoe, die amtierende Miss Müllkippe und Fred Koehler alias Seamus, einem offensichtlich mental Gestörten, bei dem ich keine Waffe in der Hand sehen will, nicht mal eine Requisiten-Waffe! Meine Fresse – in Staffel 4 kam Widmore noch mit Söldnern wie Keamy und heute – jetzt, wo es zum Krieg kommen soll – hat er nicht mehr parat, als diese „man braucht nicht alle Chromosomen, um glücklich zu sein“-Leute. Sayid scheint Widmores Leute tatsächlich ordentlich dezimiert zu haben. Aber gut, dass Sawyer der hässlichen Zoe nicht auf den Leim gegangen ist. Bis zu einem gewissen Punkt hat er ihr ja vielleicht noch geglaubt, aber als sie gesagt hat, dass sie einen Freund habe, da wusste Sawyer, dass sie nur gelogen haben kann...


THAT’S THE WEIRDEST DAMN GRAVE I’VE EVER BEEN TO
Da wir keine Zeit haben, jedem Redshirt seinen eigenen Tod zu geben, sterben in Staffel 6 alle auf einmal. Und zwar off-screen. Und wir haben zwar auch keine Zeit, die Redshirts zu vergraben – aber es sind bloß Redshirts. Die „Sickness“ wird sich für die mit Sicherheit nicht interessieren.
Die Frage ist: wer hat die Redshirts getötet? Gehen wir mal alle Optionen durch.
Option 1: Smokey. Höchst unwahrscheinlich, da er gemeint hat, man müsse sich nach dem Jacob-Tod um die Ajira-Leute kümmern. Warum hätte er das sagen sollen, wenn er sie eh einfach abmurksen könnte. Und warum sollte er es überhaupt tun? Der Haufen Redshirts sah für Samuel jetzt nun echt nicht nach einer Bedrohung aus...
Option 2: Widmores Leute. Auch wenn Widmore sagt, er war es nicht. Wäre es nicht denkbar, dass im Ajira-Flieger jemand von Widmores Leuten gesessen hat, der einen Peilsender (oder so) hatte, mit dem Widmore innerhalb so kurzer Zeit in der Lage war, die Insel orten zu können? Ich will Zoe nicht persönlich ankucken (da mir sonst schlecht wird), aber – ja, ich meine Zoe als diese Person. Warum diese Redshirts aber vom Team Widmore ausgelöscht werden sollten, weiß ich auch nicht... vielleicht Schießübungen?
Option 3: GABRIEL UND JEFFREY. Wie ich es liebe, ein Lost-Crack zu sein – 99,99999 % der Leute dürften längst vergessen haben, dass Ben in Staffel 5 bei der Metzgerin fragt, ob Gabriel und Jeffrey eingecheckt hätten. Von beiden haben wir seitdem nichts mehr gesehen oder gehört – aber irgendwie hat mich diese Frage unterbewusst immer wieder verfolgt. Es wäre in meinen Augen wirklich die Sahne auf der Torte dieser Staffel, wenn im Endeffekt Ben tatsächlich noch ein Ass im Ärmel hätte. Warum Gabriel und Jeffrey die Redshirts töten sollten, ist mir zwar auch nicht klar – trotzdem ist das meine Lieblings-Option. Oder aber:
Option 4: Zoe hat einen Strip hingelegt, was einen Kurzschluss im Gehirn der Leute zur Folge hatte ;)


EVERY MONSTER FOR HIMSELF
Samuel sagt Sawyer, es sei entweder töten oder getötet werden – und dass er nicht sterben wolle. Unabhängig davon, dass die Others, die dumpfblöd mit MGs auf ein Rauchmonster geschossen haben, wohl nicht die größte Gefahr für Samuel dargestellt haben – es sieht so aus, als wäre es dennoch möglich, dass Monster zu töten. Der Punkt ist: wir kennen seine Schwachstelle einfach noch nicht. Es ist auch ziemlich plausibel: wenn man mit Smokey das Sicherheitssystem der Insel kreiert, dann gestaltet man es ja nicht so, dass Hinz und Kunz mit einem einfachen Messerstich das Sicherheitssystem ausschalten können. Ich bin gespannt, was in diesem Punkt noch für Infos kommen.
Und auch nach Jacobs Tod scheint er noch immer Leute zu „richten“, wie dieser Dialog unterstreicht: „You shouldn’t have interrupted me“ - „I’m sorry, I forgot my manners“ - „I forgive you.“


HINTER TÜR EINS BEFINDET SICH... DER ZONK
Oh je... sorry, aber plumper wurde glaub ich noch nie ein Mystery bei Lost eingeführt, als dieses Mal. Sawyer, der einfach eine abgeschlossene Tür sieht, und sofort denkt, dass er mal ganz dumm-auffällig fragen müsse, was dahinter sei. Gott, ich würde mir wünschen, dass dahinter tonnenweise C4 liegt, womit diese nervige Hydra-Insel endlich pulverisiert werden würde...
Mein Tipp: hinter der Tür ist Desmond. Ist zwar nicht der kreativste Tipp, aber der plausibelste. Desmond MUSS noch einmal etwas mit der Insel zu tun haben, aber dass wir jetzt so kurz vor Schluss in der nächsten Folge NOCHMAL ein Boot ankommen sehen, wäre glaub ich selbst für Lost-Fans too much. Außerdem wollte er freiwillig nicht mehr zurück zur Insel – es liegt also nahe, ihn gegen seinen Willen herzubringen. Wer weiß – vielleicht würde die falsche Seite gewinnen, wenn er nicht wieder zur Insel zurückkommt. Und Widmore wird wohl nicht aus purem Interesse am Gesundheitszustand seines Schwiegersohnes nach L.A. gekommen sein...
Die Frage, was hinter der Tür ist, erinnert mich an die Frage, was sich im Gitarrenkoffer befunden hat... vielleicht wäre es also der sicherste Tipp zu sagen, dass sich hinter der Tür ein gigantisches Holz-Ankh mit einer Liste befindet...


IT’S SAD HOW LITTLE I ACTUALLY CARE
20 Jahre lang hat Widmore versucht, die Insel wieder zu finden. Ganz abgesehen davon, wie lächerlich ich es finde, dass er es plötzlich innerhalb weniger Tage geschafft haben soll – mal ganz ehrlich: 20 Jahre hat er gesucht und was macht er, als er die Insel wieder erreicht? Sitzt in seinem U-Boot und kritzelt irgendwelche Notizen. Ich hätte erwartet, er macht einen auf Locke und sitzt mit einem Schlingel-Dauergrinsen im Regen. Was hat es damit auf sich? Kann Widdie vielleicht die Insel noch nicht betreten? Oder traut er sich nicht, bevor der Low-Budget-Sonarzaun aufgestellt ist? Ben meinte schließlich auch einst, dass es Regeln gäbe, und dass, wer die Insel verlässt, nicht so ohne weiteres zurück kann, ohne dabei gegen diese Regeln zu verstoßen. Und Regelverstoß bringt Smokey auf den Plan.
Widmore ist aber nicht – wie ich es vermutet habe – auf Samuels Seite. Diese ganzen „Seiten“ sind nach dieser Folge viel zu konfus, als dass ich dazu etwas vermuten könnte. Ilanas Team war Pro-Jacob und sagte zu Miles, dass Widmore im falschen Team spiele. Was ihn eigentlich zu Samuel hätte packen müssen. Aber dann widerum sagte Widmore, dass Locke eine wichtige Rolle spiele, in einem Krieg – plötzlich jedoch, ist Locke für ihn nicht nur nicht wichtig, sondern sogar einfach nur tot. I don’t get it.


IT’S THE OLDEST GAME IN THE WORLD
Ich hatte nach dem Kucken dieser Folge eine sehr bizarre Idee, was die Sickness und die ganze Jacob-Samuel-Nummer angeht (noch bizarrer war, dass mein Lieblings-Recapper Vozzek69 den selben Gedanken hatte – es ist ein Zufall, das wir beide die gleiche Idee hatten; ich klaue nichts, das verspreche ich an dieser Stelle!).
Bei dieser Sickness-Nummer sieht es für mich so aus, als würden die Infizierten in einen geistigen Zustand der Kindheit zurückversetzt zu werden. Das klingt erst mal wirklich bizarr, aber denkt mal drüber nach: Claire greift nach Kates Hand; sie hat ihre Emotionen nicht im Griff; Claire hat massive emotionale Schwankungen; sie scheint die Reichweite ihrer Handlungen nicht einschätzen zu können; sie wird sogar von Samuel geohrfeigt wie ein unartiges Kind. Und kann man ihr Freaky-Skeletor Baby nicht entfernt sogar als Puppe durchgehen lassen? Natürlich spricht dagegen, dass Claire immer noch irgendwie sowas wie Muttergefühle besitzt und elaborate Fallen bauen kann – aber unter der Oberfläche eines Erwachsenen scheint die Sickness aus Claire ein Kind gemacht zu haben. Ein ähnliches Verhalten sehen wir bei Sayid, der sich anscheinend in die Position eines völlig verschüchterten und verängstigten Kindes begeben hat.

Noch interessanter wird der Gedanke, wenn wir ihn auf Jacob und Samuel übertragen. Sollen wir ernsthaft glauben, dass Samuel Jahrhunderte braucht, um seine Mommy Issues aufzuarbeiten? Oder liegt es nicht näher, zu vermuten, dass Samuel all die Jahrhunderte EIN UND DENSELBEN Zustand innehatte – nämlich den eines Kindes. Mit anderen Worten: Samuels Bewusstsein scheint in dem Zustand eines Kindes „eingefroren“ zu sein, und dementsprechend wohl auch das Bewusstsein von Jacob. Das würde der ganzen Jacob-Samuel-Nummer ein völlig neues Gesicht geben – denn in dem Fall wäre das, was beide veranstalten, vielleicht wirklich nichts anderes als ein Spiel. In dem Zusammenhang möchte ich auch daran erinnern, dass wir vor einigen Folgen einen kleinen Jungen im Dschungel gesehen haben – höchstwahrscheinlich der junge Jacob. Möglicherweise in dem Alter, in dem sein Zustand „eingefroren“ wurde.
Denken wir das ganze weiter: beide spielen ihr Spielchen; beide versuchen, die Regeln zu umgehen; beide nehmen ihr Spiel todernst; beide scheinen die Konsequenzen ihrer Handlungen nicht einschätzen zu können; beide spielen ihr Spiel so obsessiv, dass es ihr Lebensinhalt geworden ist. Sie scheinen dabei mit den Methoden von Erwachsenen zu agieren (oder diese zu imitieren?), allerdings mit der verbissenen Mentalität, die Kinder bei ihrem Spiel haben.
War Sawyers Satz „It’s Lord of the Flies time now“ in Staffel 1 also womöglich mehr, als nur eine nette Referenz zu einer anderen „Insel-Story“? Haben wir mit diesem kleinen Einzeiler vielleicht so früh einen tiefgreifenden Hinweis zum Geheimnis von Lost erhalten? (Für die, die das Buch nicht gelesen haben – dabei geht es um eine Gruppe von Kindern, die auf einer einsamen Insel stranden, und sich sehr schnell in zwei verfeindete Lager spalten, die sich gegenseitig bekriegen – unbedingt lesen, BTW – mein absolutes Lieblingsbuch!)
Ohne mich selbst loben zu wollen, aber dieser Gedanke ist der mit Abstand faszinierendste, den ich über die Jacob-Samuel-Nummer bislang hatte – und alleine, weil dieser Gedanke so viel Potential in sich hat, hoffe ich, dass ich damit auf einem richtigen Weg bin...


GOOD COP, BED COP
Ich bin beeindruckt davon, wieviel Aufopferungsbereitschaft Sawyer für seinen Job als Cop bereithält: anstatt einfach einen Peilsender zum Beispiel am Auto vom Con Man anzubringen, schläft er mit dessen Frau (!), wobei er all seine Kollegen mithören lässt (!!), nur um dann eine Pseudo-Con-Nummer abzuziehen, damit die Frau den Koffer mit Peilsender zu ihrem Mann bringt (!!!) - natürlich hätte der Con Man das Geld auch NIEMALS aus diesem Koffer entfernt. Bei solchen Jobs bekommt das Wort „undercover“ eine völlig neue Bedeutung.
Ganz abgesehen, dass ich momentan bereue, kein US-Cop geworden zu sein – aber mal ehrlich: die Sideflashes waren die schlechtesten Flashes bei Lost seit Kates Sitcom-Prozessverhandlung in „Eggtown“ - und so tief hat sich Lost noch nie bei Rollenklischees bedient. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal eine so klischeebeladene Darstellung von US-Cops gesehen habe, aber bei „Recon“ hatten wir das volle Programm: von herunterhängenden Dienstmarken, über Blind Dates und familiär agierende Partner, bis hin zur völligen Isolation im Privatleben mit Tiefkühl-Mikrowellenfraß.
Und die Tatsache, dass Miles in den Sideflashes auftritt, ist zwar interessant (und noch interessanter, dass er sagt, dass sein Vater im Museum arbeite) – aber mal ehrlich: führen er und Sawyer eine Liebesbeziehung oder warum ist Miles so wütend, dass Sawyer ihn über sein Privatleben angelogen hat? Und Miles war wütend auf einem Level, bei dem man andere Leute gegen einen Spind schmeißt. Wieso hat Miles überhaupt Sawyers Kreditkarten-Abrechnung durchstöbert? Gehört das zum guten Ton unter Cop-Partnern? Wenn ja, dann bereue ich es jetzt doch nicht mehr, kein US-Cop geworden zu sein... aber ganz nebenbei: gibt es jemanden, der daran zweifelt, dass Sawyer und Miles im gleichen Polizeirevier arbeiten wie Ana Lucia?


I THINK I KNOW YOU FROM SOMEWHERE... MAYBE FROM A MORE INTERESTING REALITY
Charlotte ist wieder da – und meine Güte habe ich gehofft, dass die Frau zwischen die Fronten einer Cop-Schießerei gerät und dabei elendig verreckt. Anyway, sie war nicht lange da und ist jetzt auch wieder weg. Gott sei Dank... no time for love, Dr. Jones!
Bei den Charlotte-Szenen musste ich zwar permanent meinen Würgereiz unter Kontrolle halten – trotzdem ist mir etwas sehr interessantes aufgefallen: Charlotte durchschaut Sawyer sofort! Sie sagt ihm knallhart ins Gesicht, dass er ihr die Wahrheit erzählen solle. Und Charlotte ist dabei kein Einzelfall. Auch Miles fiel nicht auf Sawyers Unwahrheiten herein, genausowenig wie die Frau vom Con Man. Wir sehen hier also eine Realität, in der Sawyer keineswegs der große Con Man ist, der er in „Realität 1“ gewesen ist – wo Locke zu ihm sagte „you’re the best liar I’ve ever met.“ Möglicherweise hat sich Sawyer also nicht wirklich dafür „entschieden“, Bulle zu werden – möglicherweise hat ihm einfach die Begabung gefehlt, eine Betrüger-Karriere einzuschlagen. Oder aber es fehlte einfach in „Realität 2“ jemand, der Sawyer gesagt hat, was er sei. Denn das scheint bei Lost ein wesentlicher Motivationsfaktor zu sein – jemand sagt einem, was er sei und sofort handeln die Leute danach; egal ob es heißt „you’re special, John“ oder „you’re a killer, Sayid.“


A TALE OF TWO REALITIES... RELOADED?
Och Mensch. Ich hatte doch meine Theorie bezüglich der beiden Zeitebenen schon eingemottet, da kommt in dieser Folge doch glatt der dumme Michael Landon und sagt uns „people aren’t really gone when they die. We have all the good memories to sustain us until we see them again.“ Ist die ALT-Welt jetzt also im Endeffekt doch das Resultat einer anderen und/oder besseren Welt, in die die Losties nach ihrem Tod übergehen? Hmmm... ich halte meine Theorie mal vorsichtshalber wieder auf Stand-by.


HINTER DEM (ZERBROCHENEN) SPIEGEL
Und wieder sehen wir einen Spiegel in der alternativen Zeit. Aber eine Sache ist komplett anders, als bei allen anderen Spiegel-Szenen. Ich habe in einem der letzten Recaps geschrieben, dass die Spiegel uns ein Bild zeigen, wie wir sein könnten – und es an uns liegt, dieses Bild anzunehmen oder es zu verweigern. Die Losties in der „originalen“ Zeit verweigern ihr Spiegelbild – und halten stur an ihrem bisherigen Verhalten fest – so wie Jack, der die Spiegel im Leuchtturm zerschlagen hat. In der „alternativen“ Zeit hingegen reflektieren die Losties über ihr Verhalten und treffen dann rationalere Entscheidungen. Anders jedoch bei Sawyer: er schlägt den Spiegel auch in der alternativen Zeit ein. Er verweigert zu sehen, was er sein könnte – und will lediglich sehen, was er ist. Ein Mann, dessen Leben in Scherben liegt – genau wie der Spiegel, nachdem Sawyer ihn zerschmettert hat. Auch in der ALT-Zeit hält Sawyer fanatisch an dem Gedanken fest, Anthony Cooper zur Strecke zu bringen.
Un an dieser Stelle zeichnet sich allmählich ein Gesamtbild ab, was die Sideflashes angeht. Gehen wir den Wunscherfüllungs-Gedanken weiter, dann scheint es, dass jeder in der „alternativen“ Zeit irgendwie ein besseres Leben vorfindet, als in der „originalen“ Zeit. Mit zwei Ausnahmen: Sayid und Sawyer. Es sieht danach aus, als wenn diese beiden beim Endgame auf der falschen Seite gestanden haben (wobei ich mir sicher bin, dass noch einige Losties die Seiten wechseln werden).
Rekapitulieren wir Sayids ALT-Zeit: die Hints waren da, dass Sayid nicht den Hauptgewinn gezogen hat. „There’s still time“ - „Not for me“ / „Just forget about it“ - „I can’t.“
Und vergleichen wir das jetzt mit Sawyer: in einer Folge, in der Samuel sich bei Sawyer bedankt für seine vermeintliche Loyalität, hören wir in der ALT-Zeit, wie ihm Charlotte ins Gesicht sagt: „You blew it“ („Du hast es versaut“). Es sieht für mich danach aus, als hätte Sawyer seine Loyalität verspielt und würde als „Strafe“ in den Sideflashes ein Leben bekommen, dass von der gleichen Agonie durchzogen ist, wie es sein „ursprüngliches“ Leben war. Es gab zwar Veränderungen in dem Weg, den Sawyer gegangen ist – aber seine Motivation, diesen Weg zu gehen, ist unverändert geblieben. Genauso wie bei Sayid.


IT ONLY ENDS TWICE – AND BOTH ENDINGS SUCK
Gab es eigentlich IRGENDJEMANDEN, der nicht sofort wusste, dass Kate in dem Auto saß, das Sawyers Wagen gerammt hat? Ich hätte nicht gelangweilter sein können – aber ich hab zu früh geflucht, denn das Ende auf der Insel war noch um ein Vielfaches schlimmer. Nicht nur wegen der Logik (ich kann kein Flugzeug fliegen, also nehmen wir das U-Boot) oder wegen der 100%igen Gewissheit, dass dieser „Cliffhanger“ nirgendwohin führen wird (genauso wie damals der Cliffhanger mit Jacks Armee), sondern vor allem – und DAS ist der Punkt, der mich an dieser Folge am meisten angekotzt hat – wegen dieser „Nur du und ich, Freckles“-Stimmung, die hier subversive transportiert wurde. Die Lost-Autoren dürfen sich auf tonnenweise Hass-Mails einstellen, wenn sie tatsächlich auf die Idee kommen sollten, die Sawyer-Kate-Romanze erneut aufflackern zu lassen – nur wenige Tage nach Juliets Tod...


DID YOU NOTICE?
  • Der Mann, der Sawyer angesprochen hat, dessen Bruder inhaftiert sei, ist Charlies Bruder Liam – auch in der ALT-Welt scheint er 2004 clean zu sein
  • Ob Anthony Cooper in der ALT-Welt auch Lockes Vater ist, ist völlig offen geblieben
  • Samuel meinte, dass die Gruppe einige Tage am Strand bleiben werde. Ben jedoch hat er in der letzten Folge direkt in Richtung Hydra Island schicken wollen – möglicherweise, um ihn in den Tod zu schicken?
  • Auf Sawyers Kommode liegen die Bücher „Watership Down“, „Lancelot“ und „A Wrinkle in Time“, die er alle auch auf der Insel gelesen hat
  • In der alternativen Zeit scheint Sawyer keine Obsession für Nicknames zu haben... was mir seine Sideflashes noch unsympathischer gemacht hat
  • Miles fragt Sawyer, ob er alleine sterben wolle. Unter anderem in den Hydra-Folgen war genau das seine Tagline („Every Man for Himself“)

DEATH WATCH „AB AETERNO“
Stark gefährdet – Jin, Zoe, Seamus (letztere beiden ein eindringlicher Wunsch... Lennon war mir sympathisch im Vergleich zu den beiden)
Leicht gefährdet – Sun, Kate

FAZIT
Enttäuschend – die Staffel sah danach aus, als würde sie eine perfekte Staffel werden. Diese Illusion ist jetzt zerstört. Zu viel Stillstand, zu viele atypische Charakter-Momente, eine zu unpointierte Handlung und zu uninteressante Flashes. So traurig es auch ist, ist das in meinen Augen die schlechteste Folge der letzten zwei Staffeln. Aber ich bin von mir selbst beeindruckt, dass ich zu so einer Folge solch einen langen Recap hingekriegt habe...

6/07 – DR LINUS (Samir)

It was on this island that everything changed
Es sah schon oft eng aus für Ben und es wurden schon mehr Waffen in sein Gesicht gehalten, als Jacob kleine Kinder begrabbelt hat – aber so eng war es wirklich noch nie für ihn. Mit beiden Beinen steht er in seinem selbst ausgehobenen Grab und lediglich die unbegrenzten Mächte eines Inselgottes können ihn diesmal noch retten. Darüberhinaus stehen Richard und Jack kurz vor dem Selbstmord und wir bekommen die bislang besten Sideflashes. Doch in Wirklichkeit lebt und atmet diese Folge durch die grenzenlose Aura von Michael Emerson – Let's go back!


I'M NOT A CYBORG – AND I'M FROM THE 19TH CENTURY, SO I DON'T EVEN KNOW WHAT A CYBORG IS
Geheimnis gelüftet, Richard war tatsächlich einer der Sklaven auf der Black Rock. Wo genau die East India Trading Company in Südostasien einen Latino als Sklaven mit alternativ englischem und lateinischem Namen eingefangen hat, ist mir zwar nicht ganz klar, aber akzeptieren wir das mal großzügig.

Richard erzählt uns in dieser Folge etwas sehr interessantes: nämlich, dass mit Jacobs Berührung eine Gabe überreicht wird. Bei Richard ist diese Gabe, dass er nicht altert. Auch viele andere Gaben könnten so erklärt werden: Miles Fähigkeit, Toten zu befragen; Hurleys Fähigkeit, mit Toten Schach zu spielen; Walts Psycho-Fähigkeiten etc. - womit wir eine versteckte Antwort auf einige Fragen erhalten haben. Denn all diese Leute müssen zu einem gewissen Punkt von Jacob berührt worden sein. Es ist mir zwar momentan nicht wirklich klar, was zum Beispiel die Gabe von Sawyer oder Sun sein sollen – aber vielleicht wird eine Gabe auch nicht immer zwangsläufig mitgeliefert, wenn Jacob an einem rumfingert.
Mir kommt im Übrigen gerade ein faszinierender Gedanke: was, wenn der einzige Grund, weswegen Jacob Richard nicht-alterbar gemacht hat, der ist, damit die Losties bei all ihren Zeitsprüngen eine konstant anwesende Bezugsperson gehabt hätten? Technisch gesehen waren die Losties wohl zwar auch kurz in der „Vor-Richard-Zeit“ und Jacob hätte dem MIB erst damit überhaupt die Möglichkeit gegeben, als Anführer der Others ins Gespräch zu kommen, was widerum seinen Tod zur Folge gehabt hätte. Aber irgendwie finde ich den Gedanken trotzdem sehr interessant.

Zurück zur Black Rock: Richard ist fertig, er wirft völlig gelangweilt die Dynamit-Stange auf ein Fass (eine hysterisch-komische Szene übrigens) und fragt Jack, ihn zu töten. Da er sich nicht selber töten kann. AHA. Noch ein Nebeneffekt von Jacobs Rumgegrabbel – zwangsläufig erinnern wir uns an Michael, der sich nicht erschießen konnte und wir erinnern uns an Jack, der davon abgehalten wurde, von der Brücke zu springen. Wir erinnern uns auch an Jin, der dadurch, dass er viel länger als nötig gewesen wäre, auf dem Frachter geblieben ist und demnach theoretisch schon vor der Explosion hätte in Sicherheit sein können. Wir erinnern uns auch an Desmond, Locke und Eko, die in der Swan nicht ihren Tod gefunden haben.
Woran ich mich aber auch erinnere – und was unfassbarerweise noch nicht thematisiert worden ist: in dem Moment, in dem Michael gestorben ist, ist Christian auf dem Schiff aufgetaucht, und hat ihm gesagt, dass er jetzt gehen könne. Warum sollte MIB so etwas tun? Mir fällt kein Grund ein. War es also doch Jacob? Laut Claire stehen Christian und MIB aber zumindest auf derselben Seite. Handelt es sich also vielleicht um eine Personifizierung der Insel als Ganzem? Entsprangen womöglich Jacob und MIB – ausgehend vom Ying-Yang-Prinzip – sogar ein und derselben Person? Ich bin überfragt, hoffe aber auf Ideen.
Und wenn wir jetzt von etwas ausgehen – nämlich, dass Richard vom Masterplan Jacobs keine Ahnung hatte – woher genau konnte er wissen, dass er sich nicht umbringen könnte, wenn er es nicht bereits vorher versucht hätte? Whoa...
Was mich echt rätseln lässt, ist die Frage, wo Richard gewesen ist, bevor er auf Jack und Hurley gestoßen ist. Sein „you wouldn't believe me“ deutet für mich an, dass es verdammt freaky sein muss (vielleicht die alternative Welt?) – ich hoffe mehr denn je auf eine Richard-Folge.

Aber lassen wir uns noch einen Satz von Richard auf der Zunge zergehen, den er Jack sagt: „You seem to have all the answers“ - hehehehehehehehe.



I'M ONE OF THE JACOB SIX
6 Kandidaten gibt es laut Ilana. Wer diese sind, sagt sie natürlich nicht und Sun ist momentan zu hohl, um nachzufragen, deshalb müssen wir wohl wieder spekulieren: Sawyer, Jack, Hurley und einer der Kwons macht bei mir vier. Selbst wenn wir so generös sind, und beide Kwons als Kandidaten zählen, komme ich auf 5. Da Ilana jedoch nur sagt, dass es möglicherweise beide Kwons sind, aber definitiv sagt, es seien 6 Kandidaten, denke ich, dass sie nur einen Kwon in diese Kategorie packt. Sind wir also wieder bei 4. Locke dürfte Ilana wohl nicht mehr so wirklich als Kandidaten ansehen. Bleibt also noch Kate, die zumindest im Leuchtturm als Jacobs Ass im Ärmel auf der Liste stand. Fünf. Fünf! Ich komme auf fünf. Nicht auf sechs. Also muss Ilana auch Sayid noch als einen Kandidaten ansehen und das, obwohl er Dogen und Lennon getötet hat. Und unter der Voraussetzung, dass sie von Kate Bescheid weiß, obwohl Ilana niemals nach Kate gefragt hat.
Dabei fällt mir aber mal kurz auf: nach dem Ying-Yang-Prinzip verfügt jeder Mensch über zwei spirituelle Hälften. Zählt man also nicht die Kandidaten, sondern die „Hälften“ der Kandidaten, kommen wir auf 12 – in der christlich geprägten Numerologie die Zahl der Perfektion und der Vollendung. Dude!



STAR SEARCH
OK, halten wir mal einiges fest, was in dieser Folge genannt wurde bezüglich der ganzen Jacob/Kandidaten-Nummer.
Ilana sagt, die Kandidaten seinen ein Ersatz für Jacob – wohlgemerkt scheint Jacob die Suche für diesen Ersatz bereits lange (und damit meine ich Jahrhunderte) vor seinem Tod begonnen zu haben. Miles hingegen sagt, dass Jacob bis zu letzt gehofft hatte, sich in Ben zu irren – was im Umkehrschluss bedeutet, dass Jacob gar nicht gewusst hat, WIE Ben sich entscheiden würde. Das wiederum würde bedeuten, dass die Kandidatensuche von Jacob womöglich gar nichts mit seinem nahenden Tod zu tun hatte. Möglicherweise hatte auch Jacob den Posten auf der Insel satt und wollte einfach nur weg – um das tun zu können jedoch brauchte er einen Dummen, der „in charge“ ist, nachdem er weg ist. Verflucht nochmal – eine ähnliche Storyline hatten wir sogar schon einmal bei Lost: Desmond sollte der Dumme sein, der auf den Knopf drückt, damit Kelvin Inman endlich weg kann. Und genauso sah Desmond die Losties als die Dummen an, die seine (missglückte) Flucht ermöglichten.
Wenn Jacob jedoch einfach nur einen Dummen sucht – wieso nimmt er nicht den Erstbesten? Mein bester Tipp: weil auch Jacob Regeln unterworfen ist. Denn ausgehend vom Ying-Yang-Prinzip wäre es höchst unlogisch, wenn nur eine Seite (MIB) reglementiert sein soll, die andere Seite jedoch völlig frei agieren könne. Womit wir zu einer der ursprünglichsten Fragen der Serie überhaupt zurückkehren: hat die Insel einen eigenständigen Willen?

Um dem ganzen die Krone aufzusetzen: auch MIB spricht in dieser Folge davon, dass jemand benötigt wird, um die Insel zu beschützen. Derselbe MIB, der noch vor einigen Folgen Sawyer erklärt hat, wie unsinnig dieser Posten sei. Vielleicht aber kann MIB die Insel nur dann verlassen, wenn alle von Jacobs Kandidaten sich gegen den Posten des Inselgottes entschieden haben. Denn wenn man genau darüber nachdenkt: durch Jacobs Berührung lebt immer noch ein geringer Teil von Jacob und dessen Willen weiter (wie man gesehen hat, da weder Jack noch Richard sich töten konnten). Vielleicht kann also MIB nur von der Insel runter, wenn die letzten Jacob-Elemente sich ihm freiwillig anschließen und MIB aber jemanden als Anführer kürt, der keine Kandidatenrolle mehr einnimmt – so wie Ben. Auf der anderen Seite jedoch – vielleicht sucht MIB nicht nach einem Nachfolger für den Posten des Insel-Jacob, sondern für einen Dummen, der die Rolle des Rauchmonsters übernehmen würde. Das Ganze mit Jacob und MIB ist immer noch unfassbar diffus und zu 80 % pure Spekulation, aber langsam beginnt sich der Nebel ein wenig zu lichten.



OH MILES, ICH HOFFE, DU HAST NIKKI UND PAULOS GRAB WIEDER ZUGESCHAUFELT
Lost scheint in der letzten Staffel nochmal die gesamte Serie aufzurollen – anders kann ich es mir nicht erklären, dass die beiden Morons Nikki und Paulo noch einmal erwähnt werden. Interessant ist aber, dass es anscheinend Nikki und Paulos letzte Gedanken waren, dass die Diamanten in ihrem Grab versteckt sind – was nur leider keinen Sinn ergibt, denn Nikki hat ihre Augen erst geöffnet, nachdem die Diamanten schon auf ihnen gelegen haben. Aber wieso zum Teufel schreibe ich überhaupt etwas über diese beiden Dickheads? Also ganz schnell weiter zum nächsten Punkt...



SUNDOWN
Es ist für mich fast unerträglich schmerzhaft, seit mittlerweile einer kompletten Staffel mitansehen zu müssen, wie mit Sun einer meiner ehemaligen Lieblingscharaktere zum völlig langweiligen und nutzlosen Randcharakter verkommen ist, der jede Folge einen obligatorischen Satz bringt wie „Jin lebt noch?“, „Jin ist tot?“, „Ich muss Jin finden“. Alleine die Tatsache, dass noch nicht einmal – NICHT EIN EINZIGES MAL – der Name ihrer Tochter bei einem ihrer Einzeiler gefallen ist, bringt mich fast auf eine der Palmen am Beach Camp. Sun war einmal so ein interessanter, tiefgehender und vielschichtiger Charakter – mit Jin zusammen möglicherweise sogar der glaubwürdigste bei Lost, aber für mich (und die meisten anderen) ist Sun momentan nur noch ein völlig nutzloses Vehikel, dass eine irrationale Handlung nach der nächsten begeht. Schon aus völliger Genervtheit hoffe ich, dass sie bald endlich ihren Jin findet – obwohl ich jetzt schon befürchte, dass danach nur noch Einzeiler über ihre Tochter kommen werden. Was ist also besser: „Ich muss Jin finden“ oder „Wir müssen zurück zu Ji Yeon“?



WELCOME TO THE DADDY-ISSUES-CLUB, ILANA
Für alle, die es schwer finden, sich vorzustellen, wie Ben als Dharma-Mitglied ein Doppelleben als Other-Schrägstrich-liebender Adoptivvater führen konnte – wie kann man es sich vorstellen, dass ein Gott, der mutterseelenallein auf einer Insel in einer Statue vor sich hin lebt (und webt) eine Quasi-Vaterbeziehung mit einer Frau in der realen Welt hat? Und wirklich liebevoll wirkte die Begegnung der beiden in „The Incident“ nicht gerade auf mich. Wenn so schon Ilanas Vaterfigur aussieht, will ich nicht wissen, was die Frau für Männer mit nach Hause bringt... Und wieviel Vertrauen muss Jacob in seine Quasi-Tochter gehabt haben, dass sie in seinen Augen keine Kandidatin ist – wahrscheinlich ist Ilana deswegen so subtil pissig, als sie mit Sun über die Kandidaten redet... entweder das, oder auch sie hat mittlerweile die Schnauze voll von Suns Einzeilern.



BACK TO SQUARE ONE
Junge, fühlt sich das gut an, endlich wieder unser gutes altes Beach Camp zurück zu haben. Es sieht zwar noch etwas undekorativ aus, aber Sun und Ben kriegen das zusammen schon wieder hin. Und mit dem Beach Camp vereint sich jetzt die Jacob-Fraktion endlich zu einer geschlossenen Front, eingerahmt von den ehemaligen Others Richard und Ben (interessanterweise bei der Vereinigungsszene einer auf jeder Seite der Losties). Und Miles hatte im Endeffekt tatsächlich Recht: zum Strand zurückzugehen ist der einzige Plan, den die Losties jemals haben.
Mit all den Waffen, die sich momentan im Beach Camp befinden, haben wir wohl auch einen ersten Anhaltspunkt, der uns zur Kanu-Szene führen wird – wodurch wir endlich erfahren würden, wer auf die zeitflashenden Losties geschossen hat. Natürlich haben wir einige Hindernisse, um diese Storyline zu erreichen: zum einen haben wir noch keine Kanus am Beach Camp, zweitens war das Beach Camp verlassen, als die Flash-Losties sich eines mitgenommen haben – was also bedeuten würde, dass die Camp-Losties entweder kurzzeitig „nicht zu Hause“ waren, oder aber das Camp nach kurzer Zeit wieder aufgeben mussten. Allerdings: wer nun geschossen hat, ist immer noch ziemlich offen. Es könnten die Camp-Losties gewesen sein (Probleme: keine Kanus und Miles wüsste wohl, dass es eh nix bringt, zu schießen), es könnten Teile der Hydra-Gruppe gewesen sein (Problem: Flockes Team wird wohl kaum auf Locke schießen), es könnte aber auch Widmores Team gewesen sein (Problem: Widmore hat ein U-Boot – wieso umsteigen auf ein Kanu?).
Wir dürften diese Szene allerdings schon sehr bald zu sehen bekommen (ich tippe auf die nächsten 1, 2 Folgen), denn das Beach Camp sah in der Kanu-Szene so heruntergekommen aus, wie wir es in dieser Folge erlebt haben – die Camp-Losties haben also nicht die Zeit, das Lager wiederherzurichten. Wenn ich es mir recht überlege, gibt es momentan aber auch Wichtigeres, als den Dorfplatz zu verschönern...
Auf jeden Fall sieht es gerade danach aus, als würde Lost dort enden, wo es begonnen hat – am Strand. Und nichts würde mir besser gefallen.



I'LL BE SEEING YOU, BOY
Kein Drumherumgerede: ich hasse die U-Boot-Szene am Schluss. Hass, der aus meiner tiefsten Seele kommt. Schlecht animiert und völlig unpassend zum Gesamt-Ton der Folge. Widmores Auftritt sollte besser verdammt gut werden, um mich für diese schlechte Szene zu entschädigen. Und vor allem will ich eine Erklärung, wie Widmore innerhalb weniger Tage auf einmal in der Lage war, die Insel wiederzubekommen. Aber meine Fresse – das Aufeinandertreffen zwischen Ben und Widmore dürfte lustig werden, so erniedrigt wie Bens Position derzeit ist. Next Stop: Hydra Island



TOMORROW MORNING 7 A.M. IN THE LIBRARY AND YOU BRING THE COFFEE... BECAUSE I KNOW THAT I SOUND LIKE A BROKEN RECORD BUT I'M SICK OF PEOPLE HAVING THE LAST CUP OF COFFEE AND DON'T REMOVE THE FILTER, ESPECIALLY WHEN I'M IN DETENTION WEEK, SO FOR ONCE IN MY LIFE I DON'T WANNA BE THE ONE WHO HAS TO MAKE NEW COFFEE – AND I'M NOT DRINKING EARL GREY, BECAUSE I'M NOT A GENTLEMAN... PHEW.
Zunächstmal: ich LIEBE Alternative-Ben.
Die Gegenüberstellung zwischen den Entscheidungen, die er bezüglich Alex auf der Insel und in der alternativen Zeit treffen musste, empfinde ich als äußerst gelungen. Überhaupt bin ich der Meinung, dass wir in „Dr Linus“ die ersten wirklich hochwertigen Sideflashes gesehen haben – und ich denke, es liegt hauptsächlich daran, dass Michael Emerson einfach ein begnadeter Schauspieler ist, bei dem man gefesselt ist, ganz egal, welche Rolle er spielt.

Die Parallele zu Napoleon einzubauen, fand ich ebenfalls eine geniale Idee. Und wie lustig ist es bitte schön, dass Hurley auf der Insel anmerkt, dass nachdem Arzt auf der Insel explodiert ist, sie noch ewig Stückchen von ihm in den Shirts hatten – während Arzt in der alternativen Zeit sein eigenes Hemd nicht sauber kriegt.
Ich fand es auch mehr als schön, zu sehen, wie Ben sich um seinen Vater kümmert – auf der Insel kümmerte er sich mit Gas um ihn, in der alternativen Zeit auch. Auf der Insel führte es zum Tod, hier zum Leben. Perfekter Höhepunkt des Dialogs der beiden: Roger sagt: „Who knows what you would have become“, unmittelbar, bevor Ben den Gashahn aufdreht.

Und auch in diesen Sideflashes spielen Spiegel eine enorm wichtige Rolle. Um uns jedoch zu verwirren (jetzt, wo wir das „Spiegel-Konzept“ durchschaut haben) aber nicht in dem Moment, in dem Ben in den Spiegel der Mikrowelle blickt (Radiation, by the way), sondern in der Situation, als er und der Schulleiter sich unterhalten. Achtet darauf, dass Ben in der Position von Reynolds hinter dem Schreibtisch ist und Reynolds in der Position von Ben. In diesem Moment der spiegelbildlichen Darstellung hat er Ben gefragt, ob er seinen „Macchiavelli“ durchziehen will oder nicht. Und in diesem Moment der Spiegelsituation hat sich Ben für Alex und gegen Macht entschieden – ein Spiegelbild zu seiner Entscheidung auf der Insel.

Nach den Sideflashes von „Dr Linus“ bin ich mir im Übrigen zu 100 % sicher, dass die Sideflashes das Resultat davon sind, dass den Losties Wünsche erfüllt worden sind (mehr dazu später), denn ich kann mir absolut KEINE Realität vorstellen, in der Danielle Rousseau in L.A. endet, wo sie anscheinend ohne Ehemann zwei Jobs machen muss (womöglich als Babysitter^^).

Und noch zwei Dinge zu den Sideflashes: Erstens: auch in den Sideflashes spielt die Zahl 6 eine versteckte Rolle: fünf Schüler im History Club + Ben = 6. Und zweitens: ALEX IST HEISSER ALS JE ZUVOR!



THERE MIGHT BE SIDE EFFECTS
Dank der Theorie, die Dirk Meyer in den Folgenthread gepostet hat, habe ich jetzt endlich wieder eine gewisse Ahnung, wie sich die Sideflashes möglicherweise erklären lassen. Ich hoffe, der folgende Absatz ist nicht zu konfus geschrieben.

Gehen wir davon aus, dass den Losties ein Wunsch erfüllt wird, in dem Moment, in dem sie ihren Part gespielt haben. Ob dies durch Samuel geschieht oder durch Jacob (zum Beispiel als Wahrwerdung des innersten Wunsches in dem Moment, in dem die Losties sterben) ist eigentlich nicht so relevant um die Sideflashes (nach aktuellem Kenntnisstand) zu verstehen. Wichtig ist jedoch, dass auch wenn die Wünsche der Losties wahr geworden sind – diese nicht unbedingt so wahr geworden sind, wie die Losties es sich erträumt haben.

Welche Veränderungen haben wir bis jetzt bei den Losties gesehen und welche ungeahnten „Side-Effects“ hat die Wunscherfüllung mit sich gebracht?
Kate: sie wollte irgendeine Rolle im Leben von Aaron spielen. Problem: sie ist wieder in der Rolle der Gefangen
Jack: er wollte Vater werden. Problem: er ist als Vater kacke
Locke: er wollte mit Helen zusammen kommen. Problem: er ist wieder querschnittsgelähmt (das gute Verhältnis zu seinem Vater könnte unter Umständen durch den Wunsch von Sawyer erfüllt worden sein).
Sayid: er wollte, dass Nadia nicht tot ist. Problem: nicht er ist derjenige, der mit ihr verheiratet ist
Ben: er wollte sich um Alex kümmern können. Problem: er kümmert sich nicht als Vater, sondern als Tutor um sie.

ABER: wie zum Teufel ist es zu erklären, dass die Insel sich unter Wasser befindet? Denn auch in der alternativen Zeit gab es die Insel. Die Antwort liefert die Theorie, die Dirk Meyer neulich in den Folgenthread gepostet hat – ohne die ich bis heute keine Idee hätte, was die Sideflashes aussagen.

Zusammengefasst sagt seine Theorie folgendes: Die Jughead-Bombe hat den Incident nicht ausgelöst, sondern gestoppt. Ohne die Bombe hätte sich die Kraft, die beim Incident freigesetzt worden ist, ungehindert fortgesetzt und hätte im Endeffekt dafür gesorgt, die Insel untergehen lassen. Man hätte bei fortlaufendem Austritt der magnetischen Kräfte auch niemals die Station fertig bauen können (er hat die Theorie aber tausendmal besser erklärt als ich gerade... wer es nachlesen möchte: sie ist gepostet im „Dr Linus“-Thread; 10.03., 18.25 Uhr)

Was hat das Gerede über den Incident jetzt mit der Wunscherfüllung zu tun? Ganz einfach: einer der Losties muss folgenden Wunsch gehabt haben: dass Oceanic 815 niemals abstürzt. Denn die Auswirkungen dieses Wunsches hätten eine direkte Wirkung auf die Insel zur Folge. In dem Fall hätte es nämlich niemals durch die Zeit flashende Losties gegeben, die den Austritt der magnetischen Kraft beenden können. Es hätte auch keinen zurückflashenden Sayid gegeben, der den jungen Ben angeschossen hätte, weswegen er und sein Vater höchstwahrscheinlich zusammen mit allen anderen Zivilisten vor dem Incident die Insel verlassen hat. Der einzige Haken an dieser Nummer wäre, dass die Evakuierung auch nur aufgrund der zurückgeflashten Losties durchgeführt worden ist, aber das ließe sich irgendwie erklären.

Ich weiß nicht, wie das ganze physikalisch möglich ist – und wie lückendicht diese Theorie ist (und ob wir so früh in der Staffel tatsächlich bereits die Auflösung von Lost serviert bekommen würden), aber da ich bis jetzt die meisten Lösungsansätze für die Sideflashes ziemlich enttäuschend fand, ist das jetzt meine offizielle Vermutung, was diese Flashes angeht. Und nochmals: nur dank Dirks Theorie tappe ich nicht komplett im Dunkeln, was die Sideflashes betrifft.

Beim Schreiben kommt mir aber spontan ein zweiter Gedanke: möglicherweise hat sich einer der Losties gewünscht, dass die Insel beim Incident untergegangen wäre. Aufgrund der Wünsche der anderen Losties wäre der Wunsch-Erfüller jedoch dazu verpflichtet, eine Realität zu schaffen, in der sowohl die Insel untergegangen ist, als auch z.B. Ben sich um Alex kümmern darf. Ich hoffe, ihr konntet meinen wirren Worten im diesem Absatz folgen...



DID YOU NOTICE?
  • Locke sagt, er würde Ben zuhören. Auf der Insel war er der erste, der sich durch Bens Geschichten hat manipulieren lassen
  • Im Strandcamp liegt das Buch „The Chosen“ - in der Szene, in der es vorkommt, sind Ben und Frank anwesend und es befindet sich in Sawyers Versteck. Möglicherweise liegt hier ein Hinweis, wer der nächste Leader werden könnte

DEATH WATCH „RECON“
Stark gefährdet – Kate, Jin
Leicht gefährdet – Sawyer, Miles, Sun

FAZIT
Schön – drei Beinahe-Tode und drei Happy-Ends, ein zufriedenstellendes Ende der Ben-Alex-Beziehung, eine wiedervereinte Lostie-Front und viele Antworten. Selten hat eine Folge mit einer so negativen Stimmung begonnen und hat dermaßen positiv geendet. Sogar Arzt hat einen besseren Parkplatz bekommen.

6/06 – SUNDOWN (Samir)

He's coming and they can't stop him
He comes, he fights, he destroys, he corrupts – und das alles in einer einzigen Folge! Staffel 6 hält sich nicht mehr mit kleinen Schrittchen auf, sondern man springt im Rekordtempo vorwärts und bereitet mit jeder einzelnen Folge die großen Antworten vor, die dann der gesamten Serie ihren abschließenden Rahmen geben werden. Auch wenn diese eine Folge die Story vielleicht weiter vorangetrieben hat, als zehn Folgen früherer Staffeln, bietet sie doch relativ wenig Diskussionsstoff. Mal sehen, ob mir beim Schreiben einige Ideen kommen – Let's go back!

CATCH A FALLEN STAR AND PUT IT IN A HOLE IN THE GROUND, AS DEEP AS POSSIBLE
In der letzten Folge haben wir gesehen, dass Claire ziemlich am Rad dreht – aber in dieser Folge haben wir gesehen, dass Claire es schafft, mit einem einzigen Blick einem einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Zunächstmal bin ich beeindruckt von der großartigen Schauspiel-Leistung von Emilie de Ravin, die bis in diese Staffel eigentlich nie wirklich ihr Talent unter Beweis stellen konnte.
Jedem, der aber geglaubt hat, dass Claire und Sayid als Teil des „dunklen Teams“ zwangsläufig Samuel hörig sein würden, wurden hier aber eines besseren belehrt. Samuel muss um die Infizierten genauso buhlen, wie er es bei jedem anderen tun muss. Das wiederum wirft die Frage auf, ob (a) Samuel denn überhaupt wirklich der „dunklen Seite“ zugeordnet werden kann und die Others mit ihren Kommentaren über ihn uns einfach auf eine komplett falsche Fährte geführt haben, oder ob es (b) eine zweite dunkle Inselmacht auf der Insel gibt, die völlig unabhängig von Samuels dunklen Machenschaften die Toten unter ihre Kontrolle bringt. Auf jeden Fall haben die Infizierungen möglicherweise weniger mit Samuel zu tun, als wir es bis hier gedacht haben.
Ach ja: Miles braucht definitiv eine Frau... wenn er die irre Claire, die sich scheinbar seit 3 Jahren nicht mehr gewaschen hat, noch als „hot“ bezeichnet...


IT'S A THIN LINE BETWEEN LOVE AND KATE
Wenn ich in dieser Folge etwas rätselhaft fand, dann war es das Verhalten von Kate. Zunächst geht sie zum Tempel zurück, obwohl sie uns zwei Folgen lang erklärt hat, dass sie genau das nicht will und dann steht sie einer offensichtlich durchgeknallten Claire gegenüber, der sie trotz einem bösen Blick nach dem anderen auf die Nase binden muss, wie toll Aaron doch sei (wohlgemerkt ohne den Einfluss von Claire!).
Genauso rätselhaft ist es mir, ob denn Kate jetzt im Team Samuel steht oder nicht. Und Lockes verwirrter Blick sagt mir, dass es ihm auch nicht klar ist. Ich fand es jedoch sehr vielsagend, dass Kate das Gewehr von einem toten Other mitgenommen hat. Das war ein fantastisches Spiegelbild zur Pilotfolge, in der Kate die Schuhe von einem Toten mitgenommen hat. Damals musste sie laufen, um zu einem gewissen Punkt zu kommen – jetzt muss sie kämpfen.
Auf welcher Seite sie jetzt kämpfen wird, ist eine interessante Frage – aber irgendetwas sagt mir, dass ihr erster Kampf gegen die finster blickende Claire stattfinden wird. Und ich hoffe darauf, dass dieser Kampf in denselben Schlammpfützen ausgetragen wird, wie der zwischen Kate und Juliet in Staffel 3 ;)
Und jetzt mal ein kleines Gedankenspiel: im letzten Recap habe ich geschrieben, dass Kate einen geheimen Kandidaten von Jacob darstellt, von dem Samuel nichts weiß. In „The Substitute“ haben wir erfahren, dass es Samuel wohl nicht möglich ist, aufgrund der Regeln, einen Kandidaten zu töten. Kann es also sein, dass es genau das sein könnte, was Samuel so kurz vor der Ziellinie ins Stolpern bringen wird? Dass er Kate tötet? Whoa...


DOGENRAUSCH
Zunächstmal: danke Sayid, dass du mit Dogen und Lennon zwei unfassbar nervige Charaktere ausradiert hast, deren einziger Zweck es zu sein gewesen scheint, notwendige Antworten noch länger vor den Losties (und uns) geheim zu halten.
Kurz bevor Dogen den Löffel abgegeben hat, lässt er aber noch eine unendlich konfuse Bemerkung über Samuel los: nämlich, dass er Sayid als jemand erscheinen werde, den er kannte und der gestorben sei. Ich frage mich ernsthaft, wieso Dogen diese kleine Information Richard vorenthalten hat? Hätte Richard diesen Informationspunkt nämlich erhalten, wäre er der ganzen Locke-war-tot-aber-auf-einmal-lebt-er-wieder-Nummer nicht so bereitwillig in die Falle gelaufen. Diese Information hätte Jacobs Leben retten können – wollte Dogen also vielleicht Jacob bezahlen lassen? Und war Jacob vielleicht deswegen so desinteressiert daran, die Tempel-Others zu retten? Und wo wir schon dabei sind: Richard sagte, er habe noch nie gesehen, dass ein Toter zum Leben erweckt wurde. Für Dogen scheint das jedoch business as usual zu sein – diese ganze Others-Hierarchie ist mir persönlich zu verschachtelt, als dass sich mir hier bereits ein Gesamtbild erscheinen würde. Ich hoffe darauf, dass solche Fragen in einem Richard-Flashback beantwortet werden können.

Eine andere Sache, die mir bei Dogen etwas rätselhaft ist: wieso war er der Grund, dass Samuel nicht den Tempel betreten konnte? Wozu dann die Asche? Wenn ich einen verzweifelten Versuch wagen soll, das ganze zu erklären, würde ich sagen, dass Dogen der Anführer der Others geworden ist, nachdem Ben das Frozen Donkey Wheel gedreht hat. Dogen sagte, sein Sohn sei 12 gewesen, als er von Jacob „geholt“ wurde – und zumindest in der alternativen Zeit scheint das Alter seines Sohnes 2004 so etwa 12 gewesen sein. Es wäre also denkbar, dass Dogen zum Nachfolger Bens geworden ist. Da die Anführer der Others ja in der Lage waren, Jacob zu besuchen, könnte das auch erklären, wieso Dogen Jacob persönlich kannte. Um genau zu sein – diese ganze Dogen-Nummer könnte vielleicht auch erklären, wieso Richards Gruppe am Strand ausharrte und nicht in den Tempel durfte – vielleicht wollte Richard nicht Dogen als Anführer akzeptieren und beharrte darauf, dass erst die Locke-Frage geklärt werden müsse. Dazu würde auch Richards Aussage „There can only be one leader at a time“ passen. Der Streit könnte eskaliert sein und das Resultat war dann, dass die Pro-Locke-Gruppe ins Exil an den Strand musste.
OK, ich bin etwas abgeschweift (oder heißt es abgeschwiffen???). Worauf ich hinauswollte ist, dass die Asche quasi vom Anführer der Others in gewisser Weise „gesegnet“ worden sein könnte. Als „Weih-Asche“ sozusagen. Mit dem Tod vom Anführer ist dann die Kraft der Segnung verloren gegangen. Irgendwie klingt das ganze so paradox, dass es echt so sein könnte oder?

Aber jetzt die spannende Zusatzfrage der Hausaufgaben: ist die Asche, die sich Ilana eingesteckt hat, denn jetzt auch nutzlos? Oder hat diese Asche „Bonus-Kräfte“, da sie von Jacob persönlich stammte?


WE STILL DON'T EVEN HAVE A NAME FOR IT
An dieser Stelle stell ich jetzt mal eine Frage, die wir uns glaub ich alle fragen: angesichts derart vieler Möglichkeiten, die Lost in den letzten Folgen hatte, uns den eigentlichen Namen von Samuel zu verraten und angesichts der Tatsache, dass wir den Namen immer noch nicht wissen: kann es vielleicht sein, dass wir den eigentlichen Namen von Samuel vielleicht NIEMALS erfahren werden? Soll er vielleicht in unseren Augen als das Namenlose Böse präsentiert werden, als das Unaussprechliche? Ich denke, zumindest sollten wir die Möglichkeit realisieren, dass wir den Namen vielleicht nie erfahren werden.

Was die ganze Locke-Abstechen-Nummer angeht – tja, das ist wohl pure Auslegungssache, ob Dogen Sayid nur in die Falle laufen lassen wollte oder ob Sayid tatsächlich eine Chance gehabt hätte, ihn zu töten, wenn Locke nicht „Hello Sayid“ gesagt hätte. Wenn der zweite Punkt stimmt, gelten für Sayid natürlich spezielle Bedingungen, da er ja ohnehin schon fast komplett auf der dunklen Seite steht. Für Jack wäre ein „Hello Jack“ also nichtmal im Ansatz genug, um dem Sirenengesang von Locke zu verfallen.
Ich schätze, welche der beiden Optionen der Kill Locke-Nummer man bevorzugt, ist ein weiteres Mal, dass die Serie uns vor eine Situation stellt, in der wir zwischen einer rationalen und einer spirituellen Interpretation wählen müssen.

Eins sollte man aus dieser Folge aber unbedingt mitnehmen: dieses ganze „you have a choice“ scheint nicht nur Jacobs Credo gewesen zu sein – sondern und das ist das Entscheidende: auch Samuel scheint sich an dieser Maxime zu orientieren. Er gab all den Tempel-Leuten eine Chance, sich zu entscheiden, er gab Sayid eine Chance und auch in früheren Folgen hat er nie jemanden zu irgendetwas gezwungen, sondern immer den Freien Willen der Leute genutzt. Ben hat Jacob aus eigener Motivation heraus ermordet, er hat Brams Team die Chance gegeben, umzudrehen und auch Sawyer hat er freiwillig ohne Manipulationsversuch seine freie Wahl gelassen. Vielleicht ist es im Endeffekt also unser Buddy Jacob, der sich in Wirklichkeit gegen die Freie Willens-Nummer sträubt mit seinem Rumgefummel an den Kandidaten und seinem Voyeur-Leuchtturm. Samuels Message an die Others-Lemminge, dass diese jetzt frei seien, zusammen mit der de-facto-Erpressung, die Jacob benutzt hat, um Dogen zur Insel zu ködern, scheint zumindest eben das anzudeuten.


INVENTUR
Mit einer einzigen Folge hat Lost das Kräfteverhältnis auf der Insel auf den Kopf gestellt. War es in der letzten Folge nur eine Handvoll Leute auf Samuels Seite und eine ganze Armee auf Jacobs Seite haben wir jetzt die spiegelbildliche Situation.
Um genau zu sein, sind die einzigen die wirklich noch auf Jacobs Seite stehen Richard und Ilana. Vielleicht noch plus Hurley, Jack und eventuell noch Kate. Wow... würde ich wetten, würde ich mein Geld jetzt auf Lockes Glatze platzieren. Kann jetzt also noch irgendjemand Samuel aufhalten? Natürlich! Denn ansonsten wäre Lost in der nächsten Folge vorbei und wir würden die restlichen 12 Folgen Flashbacks vom Hurley Bird bekommen. Ich denke, eine Möglichkeit, Samuel jetzt einen Dämpfer zu verpassen, hängt mit Richard und/oder den neuen Inselankömmlingen zusammen, von denen letzte Folge die Rede war (wie gesagt: in meiner Meinung sind dies Desmond, Penny, Charlie Hume und Charles Widmore (plus vielleicht ein paar seiner Leute)).

Wo befinden sich eigentlich in dieser Folge Jin, Sawyer und Richard? Richard zumindest wollte in den Tempel – wo also ist er? Jin und Sawyer sind aber (entgegen der Meinung vieler) wohl nicht tot, denn Claire fragt ja Samuel, wieso nicht einer der beiden, die Message überbringen könne.
Und auch wenn es uns nicht gezeigt wurde, ob Ben die Tempel-Nummer überlebt hat oder nicht: einen Charakter wie Ben lässt man nicht irgendwie off-screen sterben, sondern als Schockmoment zum Abschluss einer Folge (so wie in „He's our you“... irgendwie).
Wer Samuel auch noch gefährlich werden kann ist natürlich Ilana – denn nicht nur, dass sie anscheinend so ziemlich alles über die Insel zu wissen scheint, was es zu wissen gibt (einschließlich dem Hieroglyphen, das den Zugang zum Geheimgang versteckt) – sie ist sogar noch stärker als Miles. Dementsprechend sollte man darauf achten, was Ilana sagt: sie fragt, wo sich Reyes, Shephard und Ford befinden, sowie Jarrah. Keine Rede von Jin – da sie Sun im Schlepptau hat, könnte das also bedeuten, dass sie der „Kwon“ von der Kandidaten-Liste ist (obwohl sie seit mittlerweile 10 Folgen nichts anderes mehr sagen kann als „Jin is alive?“). Dann widerum fragt sie aber nicht nach Austen – alles scheint sie also vielleicht auch nicht zu wissen.
Denn den Punkt habe ich ja bereits angedeutet: die größte Gefahr für Samuel ist momentan, dass er Kate „versehentlich“ tötet, denn damit hätte er unwissend gegen die Regeln verstoßen.


PACT WITH THE DEVIL
Samuels Angebot an Sayid, ihm einen Wunsch zu erfüllen, könnte in der Tat eine mögliche Erklärung für die Existenz der Veränderungen in der alternativen Zeitlinie sein. Auch wenn mir die Vorstellung momentan noch ein bisschen zu sehr nach erzwungenem Happy-End aussieht – und ich vor allem nicht glauben kann, dass wir in Folge 6 bereits so explizit erklärt bekommen sollen, wie sich das Ende von Lost zusammensetzt, ganz zu schweigen von der relativ billigen Auflösung, dass Samuel eben gottgleiche Fähigkeiten besitzen soll und Einfluss auf das Zeit-Raum-Kontinuum nehmen könne. Auch wenn ich mich mit dieser vermeintlichen Lösung für die Frage der alternativen Zeit nicht so wirklich anfreunden kann, spielen wir doch das ganze mal durch.

In der alternativen Zeit sehen wir Jack, der eine Vaterbeziehung hat – sein Wunsch könnte es also gewesen sein, dass er Vater wäre. Jedoch wird er von Samuel quasi in eine konfliktreiche Beziehung geworfen, deren Konflikte er erst ausbügeln muss.
Locke ist mit Helen zusammen und ist offensichtlich jiggy mit seinem Vater, jedoch ist er in der alternativen Zeit querschnittsgelähmt – ob er sich jetzt die Sache mit Daddy oder mit Helen gewünscht hat, ist nicht ganz klar. Bevor jetzt losgeschrien wird: ja, Locke ist bereits tot und kann sich dementsprechend nichts mehr „wünschen“, aber da Samuel ja die Gedanken von Locke kennt, kennt er logischerweise auch seine Wünsche – das könnte sozusagen ein Dankeschön sein, dafür, dass Samuel seinen Körper benutzen durfte (boah, klingt das zweideutig...)
Kate könnte sich gewünscht haben, Claire und Aaron zusammenzubringen – allerdings mit dem Haken, dass sie auch in der alternativen Zeit eine Gefangene ist.
Wenn ich das alles so zusammenfasse, entsteht für mich ein Bild nach dem Motto: „Be careful what you wish for“ - ein Deal mit dem Teufel, der zwar seinen Teil des Pakts einhält, allerdings diese „Wünsche“ nicht zwangsläufig zur Zufriedenheit der Losties ausfallen müssen. Neben anderen Assoziationen an dieser Stelle (die Schlange im Garten Eden; Faust; „Paradise Lost“) fühle ich mich sehr stark an den Film „Teuflisch“ erinnert, wo der Teufel einem Typ zwar z.B. den Wunsch erfüllt, reich zu sein, ihn dann jedoch zu einem gejagten Drogenboss macht. Oder um es auf ein anderes amerikanisches Sprichwort zu übertragen: „You can't make an omelette without breaking some eggs“... and I make good eggs!!!

Müssten nicht aber alle Leute, denen ein Wunsch erfüllt wurde, auch auf Samuels Seite gestanden haben? Sehen wir also in den nächsten Folgen, dass Jack und Hurley sich auf seine Seite begeben werden? Gibt es angesichts der ganzen Veränderungen denn überhaupt einen Lostie, der sich gegen die Seite Samuels entschieden hat? Und wird das ganze nicht noch verwirrender, wenn wir sehen, dass es auch im Leben von Dogen zu Veränderungen kam? Immerhin hat er sich ganz eindeutig gegen Samuels Seite ausgesprochen. Hmmm.

Momentan finde ich diese ganze Wunschnummer ziemlich verwirrend, aber spielen wir den Gedanken mal weiter. Viele sagen, dass es nicht wirklich ins Gesamtbild passen würde, dass in der alternativen Zeit Sayid dermaßen schlecht dabei weg kommt. Aber möglicherweise hat er Samuels Angebot, ihn einen Wunsch zu erfüllen ja überhaupt nicht angenommen. Viele Bemerkungen von Sayid in dieser Folge zielen nämlich genau in diese Richtung ab: „Keep the change“, „I'd like to stay“ und nicht zu vergessen die kryptisch-bedeutungsschwangeren Dialoge zwischen Keamy und Sayid („Forget about it“ - „I can't“) und Ben und Sayid („There's still time“ - „Not for me“).

Sollte es aber wirklich so kommen, dass Samuel als gottgleiche Entität die Zeit zurückdrehen kann und quasi das Weltgeschehen nach seinem Willen manipulieren kann, würde Samuel in dem Moment dann nicht aber eine Welt kreieren, in der er überhaupt nicht mehr existent wäre? Bräuchte er dann nicht in der alternativen Zeit einen neuen „Wirtskörper“, damit er seine Freiheit überhaupt ausleben könnte? Ja, mit diesen Fragen bewege ich mich ganz gezielt in die Richtung des verschwundenen Körpers von Christian Shephard in der alternativen Zeit. Möglicherweise ist genau das die Erklärung dafür, weshalb der tote Locke unbedingt etwas von Christian benötigt hat – um eine Verbindung herzustellen zwischen einer Realität und einer anderen; zwischen einem Substitute und einem anderen.

Auch wenn diese Theorie echt einige sehr interessante Aspekte mit sich bringt – so richtig glauben will ich daran momentan noch nicht – denn das ganze sähe mir etwas zu sehr danach aus, als ob die Autoren keine Ahnung mehr gehabt hätten, wie sie die Serie zu einem zufriedenstellenden Ende führen können und lediglich die unbeschränkten Mächte eines Gottes eine Lösung bieten würden.


WE HAD AN UNFORTUNATE INCIDENT INVOLVING A BOOMERANG
Könnte man mit diesem einen kleinen Satz nicht perfekt die ersten fünf Staffeln von Lost beschreiben? Dass die Losties auf einer Insel abstürzen als Resultat einer Aktion, die sie mit dem Incident nach ein paar Zeitreisesprüngen selbst ausgelöst haben. Und dazu noch zu sehen, dass Sayid damit beschäftigt ist, die Scherben der zerbrochenen Vase zusammenzukleben, ist eine nette Metapher für den Versuch der Losties, in der alternativen Zeit ihre zerrütteten Leben in eine bessere Bahn zu bringen, als sie das in der „ersten Realität“ gemacht haben.


YOU'RE A KILLER, SAYID... IN EVERY POSSIBLE UNIVERSE
Zu den Sideflashes habe ich nicht wirklich viel zu sagen. Es war cool, Keamy wiederzusehen – und dann noch als billiges Abziehbild eines Klischee-Film-Kleingangsters. Ich muss aber sagen: Omar hätte ich nie im Leben erkannt, wenn wir nicht kurz darauf Keamy gesehen hätten. Sayid erschießt Keamy zwar relativ schnell – aber ob er damit auch tot ist, ist eine ganz andere Frage. Erinnern wir uns an „There's No Place Like Home“ - auch dort wurde Keamy in die Brust geschossen – tot war er deswegen aber noch nicht. Er sagte Ben damals auch direkt: „You better aim for the head“ - und mit Ben haben wir auch gleich Sayids zweites Opfer, dem er in die Brust geschossen hat, der deshalb aber noch lange nicht tot war.
Aber mal ehrlich: war ich eigentlich der einzige, der einen Lachanfall gekriegt hat, als Sayid sich Keamy vorgestellt hat mit den Worten: „Sayid Jarrah – but you already know that“?
Wieso Jin gefesselt und geknebelt in der Kühlkammer saß, ist mir nicht wirklich klar. Es könnte sein, dass Keamy derjenige war, dem Jin Paiks Uhr überbringen sollte – aber irgendwie passt das für mich nicht wirklich ins Gesamtbild. Jeden, der von mir eine Antwort auf Jins Auftauchen erwartet hat, muss ich also leider enttäuschen – ich habe aber sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen, dass Jin sich hinter einer Tür befindet, deren Aufschrift sagt: „Caution! Keep door closed!“
Und ich muss an dieser Stelle auch mal erwähnen, dass sich in den Sideflashes ziemlich häufig penetrant deutlich irgendwelche „Exit“-Schilder im Blickfeld der Kamera befinden. Ob das jetzt sagen soll, dass diese Welt die Welt hinter dem Ausgang sei, oder dass auch diese Realität nicht das Ende der Reise ist, ist mir unklar. Aber man hat auch in den Flashforwards in Staffel 4 und 3 oft deutliche „Exit“-Schilder gesehen – und dass die Flashforwards nicht das Ende der Reise dargestellt haben, wissen wir alle.

Wow. Jetzt ist aus meiner Befürchtung, dass man über die Folge nur wenig diskutieren könne, doch wieder ein voll ausgewachsener Recap entstanden...

DID YOU NOTICE?
  • Die Folge 6x06 wäre eine Sun-Folge gewesen, wenn man dem Rhythmus der Staffel 1-Parallele gefolgt wäre; in der Folge 1x06 wollte Sun sich von Jin trennen – in 6x06 kommen Jin und Sun beide kurz vor – getrennt in zwei separate „Paralleluniversen“

OFFENE FRAGEN
- Wieso hat Dogen Samuel den Zugang zum Tempel verhindert?
- Ist die alternative Zeitlinie womöglich das Resultat von Samuels erfüllten Wünschen?
- Wo befindet sich Richard?
- Wieso befindet sich Jin in Keamys Gefangenschaft?

DEATH WATCH „DR LINUS“
Extrem gefährdet – Jin, Miles, Cindy
Leicht gefährdet – Frank, Kate

FAZIT
Furios – mehr kann man wirklich nicht in eine einzige Folge packen. Auch wenn die Sideflashes mit jeder weiteren Folge ein bisschen uninteressanter werden, die Insel-Handlung ist nicht zu toppen. Alleine wegen der brillianten Endeinstellung in den brennenden Tempel-Ruinen mit dem Song „Catch a Falling Star“ im Hintergrund ist das eine der ganz großen Folgen der Serie.