Mittwoch, 2. Juni 2010

6/17 – THE END (2. Teil) (Samir)

No one can tell you why you’re here
Perfectly perfect in every way
Nobody does it alone, Jack
I died, too
(Fortsetzung von Teil 1)

SIDEFLASHES – DIE AUFLÖSUNG
Zunächstmal möchte ich sagen, dass die Autoren einen perfekten Weg gefunden haben, uns im letzten Teil der Reise noch einmal die schönsten Momente der Serie zu präsentieren, in dem sie uns diese in den „Offenbarungs-Flashes“ der Losties gezeigt haben. Und – ja: auch bei mir ist das eine oder andere Tränchen geflossen...

Ich habe ja bereits im Recap zu „LA_X“ geschrieben, dass ich der Meinung bin, dass die Verbindung zwischen Inselzeit und den Sideflashes mit dem Tod der Losties in Zusammenhang steht – dass es sich dabei jedoch um eine Art „Zwischenwelt“ nach dem Tod darstellt, das habe ich nicht kommen sehen. Und das trotz all der immensen Hints, die wir in diese Richtung erhalten haben, die technisch gesehen zurückreichen bis zu Bens Satz „Dead is dead“ in Staffel 5.

Ich gebe zu, dass die Sideflashes in dieser Staffel meine Nerven ziemlich strapaziert haben, da sie irgendwie wie eine unnötige Handlung wirkten, und ich den Focus lieber auf der Inselhandlung gesehen hätte. Aber nach der Auflösung verstehe ich, warum es nötig war, uns diese Flashes in dieser Ausführlichkeit zu präsentieren – auch, wenn ich im Nachhinein tendenziell verstimmt bin über absichtlich irreführende Fährten, die die Autoren gelegt haben – allen Voran die versunkene Insel in „LA_X“ (zusammen mit einem vorbeischwimmenden Dharma-Hai – WTF, liebe Autoren?)

Die Auflösung der Sideflashes halte ich persönlich für sehr gelungen, denn einerseits geben sie uns ein Happy End, was auf der Insel einfach nicht mehr erreichbar war, andererseits lassen sie doch die emotionalen Tode, die wir in den letzten Jahren gesehen haben, nicht an Bedeutung verlieren, was nämlich der Fall gewesen wäre, wenn der Tod einfach nur in diese alternative Realität geführt hätte.

Zugegeben, lässt es doch vieles, was wir in dieser Staffel gesehen haben, in einem etwas bizarren Licht erscheinen – vor allem, was die Sickness angeht. Eine Storyline, die ich im Übrigen für komplett verzichtbar halte und uns lediglich einige verstörend-bizarre Zombie-Szenen verschafft hat. Was hat es aber mit dieser Sickness auf sich, wenn man sie im Wissen der Sideflashes betrachtet? Waren Sayid und Claire tot, kurz in der Sideflash-Welt, sind wieder zurückgekehrt und dann wieder gestorben? Irgendwie erschließt sich mir hier kein wirklich rundes Bild und ich wünschte wirklich, dass die Autoren uns diese Sickness-Story einfach erspart hätten.

Die Sideflashes repräsentieren meiner Meinung nach einen Zwischenschritt zwischen dem Leben und entweder dem Himmel oder aber einer Wiedergeburt. Beide Punkte (Himmel und Wiedergeburt) sind für mich denkbar, weshalb ich mich für meine Interpretation nicht wirklich auf einen der beiden Aspekte festlegen möchte. Es hängt vielleicht damit zusammen, dass ich mich auch nicht endgültig festlegen möchte, was mit uns generell nach dem Tod passiert – letztlich muss diese Frage wohl jeder für sich selbst beantworten. Ob die Losties nach dem Schritt ins Licht in den Himmel einkehren und die Zwischenwelt notwendig war, damit alle gemeinsam hindurchgehen. Oder ob die Losties nach dem Schritt ins Licht in ein neues Leben geworden werden, und die Zwischenwelt notwendig war, um auch im nächsten Leben in irgendeiner Form miteinander in Verbindung zu stehen. Oder aber ob die Losties einfach durch das Licht schreiten und in diesem Moment ihr Bewusstsein komplett aufhört, zu funktionieren.

Wenn ich mich zu einer Interpretation hinreißen lassen soll, würde ich nach meiner Ansicht über den Tod zu zwei möglichen Szenarien tendieren: Einerseits, dass es sich beim Schritt durch das Licht um eine Wiedergeburt handelt. Denn nicht nur, dass es Desmonds Satz „See you in another life“ eine völlig neue Bedeutung geben würde. Vor allem jedoch sagte „Mutter“ auf die Frage, was das Licht sei: „Life, death, rebirth.“

Andererseits könnte ich mir genausogut vorstellen, dass die Losties nach ihrem Schritt durchs Licht, als eine Art kollektives Bewusstsein in den Himmel eintreten würden. Dass sie quasi als ein Ganzes in eine neue Form der Existenz eintreten würden, bei der sie einen gewissen Grad der Vollkommenheit erlangt haben, den ein Mensch alleine niemals erreichen könnte, in Verbindung mit Anderen jedoch schon, da andere Menschen die eigenen Schwächen durch ihre Stärken ausgleichen würden. Das würde perfekt passen zu dem Namen, den das Konzert von Widmore und Drive Shaft trägt: „Fusion“ - und es wäre eine Parallele zum Titel des Buchs, das Jacob liest, als Locke aus dem Fenster stürzte: „Everything that rises must converge.“



SIDEFLASHES – GENERELLE ANALYSE
Die Sideflashes stellten in gewisser Weise also eine Welt des Übergangs dar, bei der die Losties quasi in gewisser Weise getestet wurden, ob sie auch unter veränderten Voraussetzungen den Fortschritt in ihrem Bewusstsein erlangen würden, den sie im Leben erreicht haben. In manchen Fällen haut das ganz gut hin, in anderen leider nicht mal ansatzweise.

BOONE – Wie er seine Erkenntnis erlangt hat, wissen wir nicht. Wahrscheinlich ging es aber um die Beziehung zu Shannon, dem prägenden Element in seinem Leben. Problematischerweise jedoch waren es ja wohl Berührungen oder ähnliche Situationen, die bei den Losties in der Zwischenwelt (ZW) das „Letting go“ bewirkt haben. Müsste dementsprechend nicht Boone noch einmal auf Locke gestoßen sein, denn seine Intervention auf der Insel war es schließlich, die Boones Shannon-Obsession beseitigt hat? Vielleicht war Boone aber bereits im Flieger „erleuchtet“, denn seine Kommentare an Locke wirkten schon damals etwas sehr verdächtig wissend: „If this thing goes down, I’m gonna stick with you“ oder „Are you pulling my leg?“

SHANNON – Es ist mir nicht ganz klar, wieso die Autoren Shannon nicht gleich für „LA_X“ mit-gecastet haben, wenn sie sie sowieso noch im Lauf der Staffel zurückgeholt haben. Für Shannon jedenfalls war es eine Berührung mit Sayid, die ihr „letting go“ bewirkt hat. Ihr größtes Defizit im Leben war es, dass Niemand sie ernstgenommen hat und sie dementsprechend den Part gespielt hat, den ihr die Umwelt ohnehin auferlegt hat. Erst Sayid hat mehr in ihr gesehen, als ein blondes Püppchen. Und dadurch konnte sie (wenn auch nur kurz) zu der Frau werden, die sie eigentlich immer sein wollte.

ROSE & BERNARD – Meine Vermutung: beide hatten keine „Issues“, die sie bewältigen mussten und waren dementsprechend vom Start weg „erleuchtet“ und mussten lediglich warten, bis die Anderen so weit waren. Roses Kommentar an Jack „you can let go now“ im Flieger oder die kryptischen Kommentare von Bernard an Jack und die „Letting go“-Rede von Rose an Locke könnten allesamt in diese Richtung zeigen.

CLAIRE – Wie auch auf der Insel in Staffel 6 macht mir Claires Auftritt in den Sideflashes Kopfzerbrechen. War es nicht ihr „Issue“, dass sie lernen musste, Aaron zu akzeptieren? Hätte sie dementsprechend ihre „Erleuchtung“ nicht bereits in „What Kate Does“ kriegen müssen? Denn damals wirkte sie sehr verzweifelt, dass ihr Kind sterben könnte. Dann wiederum ist sie direkt im Anschluss zur Adoptionsagentur gegangen – so you never know. Erst die eigentliche Geburt war für sie wohl der Auslöser, den sie benötigt hat.

CHARLIE – Einer der wohl problematischsten Charaktere in den Sideflashes. Hat er nicht kurz vorher noch Desmond von seiner Traumvision von Claire erzählt? Dann sieht er sie auf dem Konzert – und außer einem dummen Blick passiert nichts? Dann berührt er sie – und schwupps – Erleuchtung? Irgendwie versteh ich bei Charlie nichtmal im Ansatz, wo hier sein „Letting go“-Faktor war. Denn auf der Insel war es ganz klar seine Sucht, die er überwinden musste. Wäre es nicht viel konsequenter gewesen, wenn Charlie während einem Drogenentzug in der ZW seine Erleuchtung bekommt, als bei einer Berührung mit Claire? Ich raffs nicht.

SUN & JIN
– Dieser Erleuchtungsmoment macht nicht einmal den geringsten Sinn. Wieso erinnern sich Sun und Jin in dem Moment, in dem sie Inside-Ji-Yeon strampeln sehen? DAS war die große Issue von Sun und Jin? Wohl eher nicht, angesichts der Tatsache, wie desinteressiert beide über ihre Tochter waren, im Augenblick ihres Todes. Die große Hürde von Sun und Jin war es doch permanent, ihre Liebe zu würdigen und festzuhalten. Dementsprechend hätte deren Erleuchtung im Moment kommen müssen, in dem Sun angeschossen worden ist... Weird...

SAYID – Sein Issue war es nicht – wie viele vermuten – dass er Leute gekillt oder gefoltert hat. Sein Issue war es, dass er permanent das getan hat, was ihm andere aufgebürdet haben. You’re a killer, Sayid – und er wurde zum Killer. Hurley sagt es Sayid ganz direkt: „You can’t let other people tell you what you are, dude. You have to decide that for yourself.“ Das Problem an der Sache: Nadia war eine der Personen, die ihm gesagt hat, was er sei – und war eine der Personen, die ihn zu dem gemacht haben, was er wurde. Shannon hingegen hat ihn (wenn auch nur kurz) so akzeptiert, wie er war, ohne ihm zu sagen, wer er sein solle, oder was er zu tun habe. Von daher habe ich überhaupt kein Problem damit, dass Shannon Sayids Soulmate ist und nicht Nadia.

HURLEY – Hurley hatte eigentlich immer zwei „Issues“. Einmal, permanent Pech zu haben (in der ZW glücklicherweise nicht vorhanden) und zweitens, bei Frauen permanent Pech zu haben (in der ZW unglücklicherweise vorhanden). Dementsprechend war es schon irgendwie verständlich, dass es ein Kuss von Libby war, der ihn „erleuchtet“ hat.

LIBBY – Tja. Das Problem ist: wir wissen nichts von Libbys „originaler“ Vergangenheit. Deshalb müssen wir es einfach so hinnehmen, dass sie ihre „Erleuchtung“ durch einen TV-Spot mit Hugo hatte. Vielleicht hatte sie ja in ihrem Leben auch einen Realitätsverlust, bei dem sie sich zum Beispiel für eine Psychologin gehalten hat. Hmmm.

KATE – OK, klar. Kates Issue war es, nicht länger wegzulaufen und endlich Verantwortung zu übernehmen. Hat sie erreicht durch die ZW-Geburt von Aaron. Seufz. Ein langweiliger Charakter – sogar noch nach ihrem Tod...

LOCKE – Er war gequält durch das Verhältnis zu seinem Vater, durch den er letztendlich im Rollstuhl gelandet ist. Unter anderen Voraussetzungen haben wir das gleiche Konstrukt in der ZW. Es ist demzufolge nur konsequent, dass Locke seine Erleuchtung hat, als er sein Gefühl in den Beinen wiedererlangt. Und auch wenn ich jetzt vielleicht kleinlich werde, aber wieso hat Locke gesagt: „You don’t have a son“ - Locke ist VOR Jack gestorben, von daher hätte er diesen Punkt überhaupt nicht wissen können. Und wieso er einfach ohne Helen in die Kirche geht, entzieht sich leider auch meinem Verständnis... Anyway...

SAWYER & JULIET – Sawyers Schwäche war es immer, dass er niemanden an sich herangelassen hat – bis auf Juliet. Es war demnach klar, dass nur Juliet Sawyer aus dem Kokon der ZW befreien konnte. Ich weiß zwar nicht, inwieweit Sawyer (geschweige denn Juliet) hier wirklich ein „Letting go“-Moment hatte, aber von allen Szenen der Erleuchtung war das hier der für mich emotionalste. Deshalb mecker ich hier ganz bestimmt nicht.

DESMOND & PENNY – Das ist definitiv die größte Schwierigkeit, die ich mit den Erleuchtungen habe. Selbst, wenn wir sagen, dass es definitiv erst die Berührung mit Penny war, die bei Desmond den Moment ausgelöst hat – inwiefern hatte er hier einen „Letting go“-Moment? Weil es im gleichen Stadion passiert ist, das der Ausgangsort für eine jahrelange Trennung der Beiden war? Müsste dann nicht aber eher Widmore herhalten, als dem Auslöser der Trennung? War es nicht aber eigentlich Desmonds Issue, dass er es permanent versucht hat, allen Recht zu machen und Jedem zu helfen, was letztendlich sein eigenes Leben ruiniert hat?
Und Penny? Ihren Moment haben wir gar nicht gesehen. Wieso sie überhaupt in der Kirche war, ist mir generell ein Rätsel – denn die meisten der Leute hat sie nie gekannt.

JACK – Ihn quälte in seinem Leben das Verhältnis zu seinem Vater. In der ZW wurde er in die gespiegelte Situation gesteckt, in der er die Rolle des Vaters gespielt hat. Erst, als er gelernt hat, seinem Sohn die Aufmerksamkeit zu geben, die er sich immer von seinem Vater gewünscht hat, war er in der Lage, den Standpunkt seines Vaters zu verstehen, der nunmal die gleiche Charakterschwäche besaß wie er: er konnte nicht loslassen. Dementsprechend ist es nur konsequent, dass Jack der letzte der Losties war, dem bewusst wurde, worum es sich bei der ZW handelte. Selbst, nachdem er mehrere Erinnerungsmomente gehabt hat und selbst, nachdem sein Sohn auf mysteriöse Weise vom Konzert verschwunden war (nachdem Locke ihm gesagt hat, dass er keinen Sohn habe), hält Jack nach wie vor an der Vorstellung fest, dass die ZW die reale Existenz darstelle. Und nur mithilfe seines Vaters gelingt es ihm schließlich, loszulassen. Etwas, was ihm ohne die gespiegelte Vatersituation und der daraus gezogenen Lehre, dass er die selben Schwächen wie sein Vater auf seinen Sohn überträgt, wohl nicht so leicht möglich gewesen wäre.



SIDEFLASHES – NOT READY YET?
Was um alles in der Welt hat es damit auf sich, dass wir einige Personen in der Kirche gesehen haben, andere jedoch nicht?
Ich denke, wir können zunächstmal unterscheiden zwischen den Personen, die wir zwar in den Sideflashes gesehen haben, nicht jedoch in der Kirche.

Das wären: Ana Lucia, die Redshirts (quasi der „Rest“ von Oceanic 815, zusammen mit Arzt und Frogurt), Daniel Faramore-Widday, Charlotte, Miles, Eloise Hawking, Cindy und Ben.

Einigen dieser Leute kann man das Label „not ready yet“ attestieren, wie Desmond es getan hat im Hinblick auf Ana Lucia. In diese Kategorie kann man wohl auch Miles zählen, denn auch für ihn dürften die drei Jahre in der Lostie-Community den wichtigsten Teil seines Lebens dargestellt haben. Auch Ben zählt da hinein, denn er sagte ja quasi, dass er später kommen würde (wobei ich mich grad frage, was „später“ bedeutet in einem Zeit-losen Konstrukt...).

Einige Charaktere dürften in diesen Kreis überhaupt nicht hineinpassen. Die Redshirts etwa, denn diese haben ja eher eine eigene Gruppe dargestellt (wobei Rose und Bernard ja wohl eher zu diesen Leuten gehörten, oder?).

Ich denke, wir können dann ruhigen Gewissens noch einen „dritten Kreis“ aus Leuten aufmachen – nämlich die Dharma-Leute. Miles dürfte sein Vater zum Beispiel wichtiger sein als Sawyer. Charlotte hat in der DI ihre Wurzeln und ihr Leben lang versucht, wieder zu dieser Insel ihrer Kindheit zurückzukehren. Und Daniel hat sein Leben lang über die DI geforscht.
Desmond meinte ja auch, dass Daniel nicht mit IHM mitgehen werde. Wie man es auch dreht und wendet, Eloise Hawking wird auch in der ZW nicht viel von ihrem Sohn haben.

Was mich jedoch mehr als nur verwirrt, ist, wieso es bei der Berührung von Daniel und Charlotte nicht auch zu einem Flash gekommen ist. Zu welcher Gruppe sie gehören, ist doch egal – aber auch sie müssen doch „on moven.“ Aber wahrscheinlich hätte es viele verwirrt, wenn die beiden eine Erleuchtung gekriegt hätten, dann aber nicht in der Kirche gewesen wären...

Und machen wir ruhig noch einen „vierten Kreis“ der Others auf, in den wir dann Cindy packen können. Dort kann sie bis in alle Ewigkeit mit Mr Friendly Football spielen...



SIDEFLASHES – DIE FEHLENDEN PERSONEN
Wen wir in den Sideflashes überhaupt nicht gesehen haben, sind Michael, Walt, Richard, Eko und Frank.

Erklärbar ist die Abwesenheit nur bei einer einzigen Person: bei Michael. Er hat Hurley klar und deutlich gesagt: „We are the ones who can’t move on.“

Weil er also so furchtbare Dinge getan hat, darf er nicht weiter... häh? Hat Sayid bessere Dinge getan? Der Vergleich der beiden Charaktere drängt sich auf, denn beide haben sich im Endeffekt geopfert, um die anderen zu retten. Wenn das bei Sayid Vergeltung genug ist, wieso nicht bei Michael?
Ich kann eigentlich nur einen Lösungsansatz erkennen – nämlich, dass Sayid seine Taten im Endeffekt doch noch bereut hat, während es Michael nicht getan hat. Zu Hurley sagt er immerhin in „Everybody Loves Hugo“: „If you ever do see Libby again, tell her I’m really sorry“ - gemerkt? Von Ana Lucia ist keine Rede! Möglicherweise rechtfertigt Michael also nach wie vor seine Taten gegenüber Ana Lucia als Notwendigkeit, um Walt zu befreien.

Und Walt? Für Walt dürfte die wichtigste Zeit seines Lebens eher mit seiner Großmutter gewesen sein, die ihn aufgezogen hat – oder aber seine spätere Familie. Bei seinem Aufeinandertreffen mit „Jeremy Bentham“ in Staffel 5 schien Walt auch nicht wirklich interessiert zu sein, an diesen ganzen Insel-Spielchen und schien einfach ein ganz normaler Teenager geworden zu sein... außerdem ist er zu alt geworden ;)

Eko? Ich denke, er ist noch nicht ready. Er wurde uns nicht gezeigt, weil der Actor eine astronomisch hohe Summe verlangt hat.

Bleibt noch Frank. Dieser hat Teile der Losties immerhin zweimal gerettet, also sollte die Insel schon ein relevanter Teil seines Lebens sein. Und er schien zumindest sehr obsessiv mit Oceanic 815 zusammenzuhängen. Ob es hingegen der wichtigste Teil seines Lebens war, steht in den Sternen.

Richard haben wir in der ZW zwar nicht gesehen, aber ich denke, dass wir ihn in die Gruppe der Others packen können... oder in die „Richard & Isabella Only“-Gruppe

Und so sehr ich auch noch nachvollziehen kann, dass Aaron als Säugling in der Kirchgruppe dabei ist – denn es geht ja prinzipiell nur um das Konzept der Seelen. Und so sehr ich bei viel Verbeugung sogar noch akzeptieren kann, dass Ji Yeon nur im Mutterleib in der Kirche ist. Was ich aber nicht nachvollziehen kann: WO IST CHARLIE HUME?????????



SIDEFLASHES – DIE KIRCHE
Es ist wunderbar offengelassen worden, was nach der ZW auf die Losties wartet. Es ist alles eine Frage des Standpunktes. Nicht zufällig hat man die Symbole verschiedener Religionen in der Kirche gesehen – christliche, hinduistische, buddhistische, jüdische, taoistische und islamische. Alles vereint in einem generellen Haus des Glaubens – jedoch: und das ist etwas, was die meisten Kritiker der Finalfolge übersehen haben – ebenso ein Haus der Wissenschaft, denn es war eben jene Kirche, mit deren Hilfe die Insel lokalisiert werden konnte.

Die Jack-Christian-Szene war herzerweichend und wurde von uns lange herbeigesehnt. Dass er seinem Vater endlich sagen kann, dass er ihn liebt. Ein letztes „letting go“ seines Charakters. Christian übernimmt in dieser Szene die Rolle des Architekten, der uns erklärt, was es mit der ZW auf sich hat. Es war den Ort, den sie alle gemeinsam geschaffen haben. Das bedeutet nicht, dass die ZW ein Ort exklusiv für die Losties war, sondern einfach, dass die Umstände und die Gegebenheiten der ZW von den Losties konzipiert waren, um es ihnen möglich zu machen, einander zu finden.

Christian gehört nicht in diese Gruppe – er sagt es klar und deutlich: „This is a place that you all made together“ - YOU, nicht WE. Christian ist derjenige, der Jack dabei hilft, ihn in eine neue Ebene zu führen. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „Christian shephard“, als dieser durch die Kirchtür tritt, flankiert von zwei Engeln und in ein strahlendes Licht eintaucht. Die Losties bleiben in der Kirche, denn sie sind noch nicht vollzählig. Einige, die „not ready“ sind, müssen noch zur Party hinzustoßen, damit die Gruppe gemeinsam durch die Tür treten kann.



LOST – EINE BILANZ
Am Ende waren einige wütend, einige glücklich, einige begraben in einem Berg aus Taschentüchern. Das Ende von Lost hat die Meinungen gespalten, wie keine andere Folge der Serie – denn viele nahmen diese Folge zum Anlass, die gesamte Reise zu bewerten.

War Lost eine einmalige Erfahrung oder war es Zeitverschwendung? Viele bemängeln das Defizit an klaren und unmissverständlichen Antworten – vielleicht durchaus ein berechtigter Aspekt. Ich selber war sehr versessen auf Antworten, bis „Across the Sea“ meine Meinung geändert hat. Hätte ich „Across the Sea“ ohne Erwartungshaltung gesehen, wäre ich wohl nicht enttäuscht gewesen. Ich habe daraus gelernt und mich ohne jede Erwartung dem Finale von Lost gewidmet – wobei ich jedoch eigentlich doch eine Erwartung hatte: dass die Geschichte ein rundes Ende findet. Und das ist meiner Meinung nach gelungen.

Denn um es mit den Worten von „SmokeMother“ zu sagen: „Every question that I answer will simply lead to another question“ und je weiter man diesen Bogen gespannt hätte, wäre man tatsächlich irgendwann bei philosophisch-existentiellen Fragen gelandet: Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und da Lost (innerhalb des Serien-Universums) diese Fragen beantwortet hat, könnte es mich nicht weniger interessieren, wo die Dharma-Essenslieferungen hergekommen sind oder was es mit dem Hurley Bird auf sich hat.

Lost war ab der ersten Sekunde eine Serie, die geprägt war von den Charakteren. Diese Charaktere wurden in ein mystisches Umfeld geworfen und diese Mysteries haben uns von Anfang an gepackt. Aber niemanden hätte diese Serie interessiert, wenn die Charaktere nicht so glaubhaft gewesen wären, wenn ihre Intentionen nicht derart nachvollziehbar gewesen wären und sie uns im Lauf von über 100 Folgen nicht so eng ans Herz gewachsen sind, dass ein Abschied förmlich weh tut.

Aber nicht nur in der Serie ging es im Endeffekt nur um die Charaktere – sondern vor allem in dem, was die Serie ausgemacht: nämlich der Interaktion mit anderen Lost-Fans, die sich austauschten über Mysteries, Theorien erstellten, Fan-Art und Fan-Fiction erstellten und alles in allem eine so enge Community geschaffen haben, wie es nie zuvor eine Serie geschafft hat. Ich perrsönlich bin der Meinung, dass es eine Erfahrung wie Lost nie wieder geben wird und ich bin froh, dass ich von der ersten Sekunde an Teil dieser einmaligen Reise sein durfte. Ich bin dankbar über viele Stunden Unterhaltung und vor allem bin ich dankbar für viele großartige Diskussionen mit so vielen intelligenten Menschen. Denn, auch wenn es manchmal etwas wild her ging, weiß ich doch jede einzelne Sekunde davon zu schätzen.

Wenn uns Lost eine entscheidende Moral präsentiert hat, dann, dass Niemand von uns perfekt ist und wir um unser Leben voranzubringen, auf die Hilfe und die Unterstützung anderer angewiesen sind. Und diese Moral kann man mühelos auf die Lost Community beziehen – niemand von uns hätte diese Erfahrung so sehr genießen können, wenn nicht die anderen Lost-Fans um uns herum gewesen wären, die uns immer wieder eine andere Perspektive verschafft hätten.

Zum Schluss möchte ich all den Lesern meiner Recaps danken, die sich durch oft seitenweise kruder Theorien durchwühlen mussten. Ich möchte auch meinen Mit-Recappern Maike, Ivan (und Erik) danken, mich auf diesem Weg begleitet zu haben und wir es gemeinsam so geschafft haben, verschiedene Perspektiven von einer Folge zu bieten. Und im Endeffekt ging es bei Lost immer um die Perspektive.

In dem Sinn – ob ihr das Ende von Lost mögt oder nicht, niemand sollte die gemeinsame Reise verteufeln, denn es war eine großartige Zeit. Ich habe viel gelernt, hatte viel Spaß, einigen Streit und vor allem hab ich neue Perspektiven gewonnen.

See you in another life...
...sprich: Rewatch ;)

Euer Samir 


 

6/17 – THE END (1. Teil) (Samir)

We’re all going to the same place
Tell me I’m going to see you again
I’ll see you in another life
I think I just realized, I wanna live
Es ist mir unfassbar schwer gefallen, diesen Recap zu schreiben. Nicht nur, weil ich in der letzten Zeit zeitlich unfassbar eingebunden war, sondern vor allem auch, dass ein Hin- und Hergeschiebe von Theorien nach dem Ende der Serie nicht mehr viel Sinn bereitet und es jetzt an der Zeit ist, seine eigene Interpretation des Gesamtbildes zu präsentieren. Dementsprechend werde ich einen sehr ungewöhnlichen Recap abliefern, bei dem ich zunächst eine nennenswerte Punkte der Finalhandlung anschneide, bevor ich mich an einer Gesamt-Interpretation über die Inselhandlung versuche, um zum Schluss dann die Sideflashes abzuhandeln. Um zumindest halbwegs für Übersichtlichkeit zu sorgen, gibt es dieses Mal keine lustigen Überschriften, sondern klar erkennbare Kapitel meiner Analyse.
Im 1. Teil widme ich mich der Inselhandlung und versuche eine komplette Analyse von 6 Jahren Lost. Im 2. Teil widme ich den Sideflashes und ziehe eine persönliche Bilanz der Serie. Alles in allem ist das hier der mit Abstand längste Recap, den ich je geschrieben habe – was aber wohl kaum Jemanden überraschen dürfte...

Ich möchte hier aber ausdrücklich anmerken, dass dies hier lediglich MEINE Interpretation der Dinge ist.


JACK
Am Anfang der Folge beginnt Jack seine kurze Herrschaftsphase über die Insel, nachdem er als Nachfolger von Jacob eingesprungen ist. Genaue Instruktionen von Jacob jedoch hat er nicht erhalten – was in gewisser Weise auch nur konsequent ist, angesichts seiner Einstellung, dass die Menschen ihren eigenen Weg finden müssen. Am Ende der Folge erkennt Jack dann auch seine Bestimmung – er muss dafür sorgen, den Stöpsel wieder zu positionieren und das Absinken der Insel zu verhindern. Und er muss zur Erkenntnis kommen, dass Hurley der am Besten geeignete Kandidat als Inselwächter ist (etwas, was Viele von uns bereits seit Anfang der Staffel gesagt haben).
Fatalistisch merkt Jack am Anfang der Folge noch an, dass die Insel das Einzige in seinem Leben sei, was er nicht zerstört habe. Er sieht die Insel also weniger als seine Bestimmung (wie er die ganze Zeit gesagt hat), sondern eher als die einzig noch vorhandene Option in seinem Leben.

Von allen Figuren bei Lost kann man definitiv sagen, dass Jacks Weg derjenige war, der am deutlichsten einen vollendeten Kreis darstellt. Lost beginnt mit Jacks sich öffnendem Auge und es endet mit dem selben Auge, das sich schließt. Sinnbildlich wird hiermit das klar, was Christian in den Sideflashes zu Jack sagt, dass die Zeit auf der Insel die prägnanteste Zeit seines Lebens war. In gewisser Weise war die Zeit auf der Insel sogar gleichzusetzen mit seinem Leben als Ganzem. Wir sehen in „Pilot“ wie Jacks Leben beginnt und in „The End“ sehen wir, wie es endet.
Es ist so bittersüß, dass die Autoren ursprünglich den Plan hatten, Jack im Pilotfilm sterben zu lassen, während er jedoch im Endeffekt bis zur letzten Sekunde der Show allgegenwärtig war. Es dürfte auch ein Wink der Autoren sein, dass Jacks Tod in vielerlei Hinsicht die ersten Szenen des Pilotfilms wiederspiegelt. Jack, der in den Himmel blickt; Vincent, der sich zu ihm gesellt; der im Baum hängende Turnschuh – und ein Flugzeug. Jack, der völlig selbstlos und befreit lächelt, als er Ajira 316 wegfliegen sieht, mit Vincent, der an seiner Seite liegt, ist eine der emotionalsten und perfektesten Szenen, die ich in der Serie (oder überhaupt) je gesehen habe.



DIE AJIRA SIX
Für mich war es nicht sonderlich überraschend, dass Richard und Frank nicht gestorben sind. Ich habe immer gesagt, dass wenn wir keine Leiche sehen, diese Person auch nicht gestorben ist. Ich habe darüberhinaus gesagt, dass beide Charaktere ihre Bestimmung erst noch haben werden – mit Frank hatte ich damit Recht, denn er hat Ajira 316 von der Insel weggeflogen; was Alpert angeht, hatte ich wohl Unrecht. Vielleicht aber auch nicht, denn ohne Richards Beharren, das Flugzeug zu zerstören, hätten er und Miles wohl niemals Frank im Wasser gefunden.
Was Richards graues Haar angeht – dieses scheint damit zusammenhängen, dass Jacobs letzte Überreste in der Vorfolge verbrannt sind – und damit sinnbildlich Jacobs Licht endgültig erloschen ist. Und mit dem verschwundenen Jacob scheinen auch die magischen Effekte seiner Berührung verschwunden zu sein. Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, wenn ich sage, dass ALLE Losties, die über spezielle Fähigkeiten verfügten, diese in diesem Moment verloren haben. Achtet darauf, wie überrascht Miles ist, als er im Wasser eine Leiche findet – sein verwirrter Gesichtsausdruck impliziert, dass er zum ersten Mal seit einer Ewigkeit bei einer Leiche nichts hört. Und auch wenn wir es nicht gesehen haben – aber auch Walt und Hurley dürften ihre Fähigkeiten verloren haben. Und in gewisser Weise hat auch Desmond seine Fähigkeiten verloren, denn, als er in den Magnet-Pool eingetaucht ist, kam nicht – wie mittlerweile Usus bei Desmond – ein Zeit- oder Ebenen-Flash und Desmond hat diesen Kontakt mit der Lichtquelle um ein Haar überhaupt nicht überlebt.

Ich gebe zu, als die Option in der Folge aufgeworfen wurde, dass die Losties mit Ajira die Insel verlassen werden, wurde mir etwas anders. Doch meine schlimmsten Befürchtungen waren unbegründet – im Endeffekt fand ich es sogar mehr als gelungen, dass das Flugzeug die Insel verlassen konnte. Damit haben sowohl Kate als auch Claire die Möglichkeit, sich gemeinsam um Aaron zu kümmern und Richard bekommt vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben die Möglichkeit, einen Flug zu genießen... und wie lustig, dass Kate und Sawyer sogar mit ihren eigenen Händen die Startbahn mitgebaut haben, die zu ihrer Rettung führte.

Allerdings hätte ich gerne gesehen, wie Frank erklärt, wieso sein Flugzeug einige Wochen zu spät ankommt, außer Kate alle Passagiere verloren hat und unterwegs einige neue Leute aufgesammelt hat – unter anderem Richard Alpert, der offiziell gar nicht existiert und Sawyer und Claire, die nach dem Crash von Oceanic 815 wieder auftauchen. Die Pressekonferenz der Ajira Six wäre eine Szene, die ich unfassbar gerne sehen würde...

Was an der Ajira-Storyline (oder Staffel 6 generell) etwas unschön wirkt, ist die Rolle von Claire – denn ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wieso man diesen Charakter nicht (a) in Staffel 4 einfach hat sterben lassen oder (b) einfach in Staffel 4 mit den Oceanic Six hätte retten können und sie ohne weitere Erklärung „Happily ever after“ mit Aaron gelebt hätte.
Denn sagen wir es wie es ist: der Charakter Claire war in Staffel 6 absolut nutzlos. Okay, das war der Charakter eigentlich bereits seit dem Ende der 1. Staffel, aber sie extra für die finale Staffel wiederzuholen, nur damit Claire permanent rumbitchen kann, scheint mir irgendwie etwas ziellos. Und dabei fange ich nicht mal an, mich zu fragen, wieso Samuel Claire überhaupt erst auf der Insel belassen wollte und wieso er ihr in Staffel 6 immer wieder Honig ums Maul geschmiert hat. In vielerlei Hinsicht ist Claire zu einem wirklich exakten Spiegelbild von Rousseau geworden – ein eindimensionaler Charakter, dessen Motivationen für Niemanden wirklich ersichtlich sind.
Und BTW – denkt eigentlich überhaupt irgendjemand darüber nach, dass hier schon wieder ein Kind ohne Eltern aufwächst? Armes Squirrel Baby – es wird seinen Bruder Aaron wohl niemals kennenlernen...



JACK VS LOCKE
Wenn es eine einzige Sache gibt, die ich an dem Finale bemängele, dann ist es die Tatsache, dass es nach der Auflösung der Sideflashes nicht noch zu einem letzten Jack-Locke-Gespräch gekommen ist. Ich hätte es so gern gesehen, wie Jack und Locke einander die Hand reichen und sich für die Fehler gegenüber des Anderen entschuldigen. Denn genau eine solche Szene wird leider in der Inselhandlung sogar noch angedeutet, als Jack zu Samuel sagt, dass er Locke gerne sagen würde, dass dieser Recht gehabt hat mit allem, was er gesagt hat.

Auf der Insel kommt es hingegen zum altbewährten Kampf Jack gegen Locke. Samuel, der, nachdem das Licht in ihm erloschen ist, wieder verwundbar war, steht am oberen Ende der Leiter und blickt auf das Schiff, das ihm nach Jahrtausenden des Gefangenseins endlich seinen Weg von der Insel ermöglichen wird. Doch in dem Moment taucht Jack auf und in einer an Epik kaum zu überbietenden Szene, bekriegen sich beide ein Letztes Mal, eingerahmt von einer atemberaubenden Landschaft. Bei diesem Kampf erhält Jack auch jene Wunde am Hals, die in den Sideflashes permanent vor sich hingeblutet hat – und eine Wunde im Bauchbereich; die in den Sideflashes wohl durch die Blinddarmnarbe repräsentiert war. Anfangs war ich wirklich wütend darüber, wie die Autoren uns hier an der Nase herumgeführt haben, aber mittlerweile verstehe ich das Ganze. Denn, auch wenn es die Bauchwunde war, die Jack zum Sterben geführt hat, die blutende Halswunde sollte ihn wohl an Samuels Worte erinnern: „You died for no reason.“ Und es gibt auch endlich der Blinddarm-OP in Staffel 4 einen Sinn – denn ohne den entfernten Blinddarm wäre Jack vielleicht unmittelbar an den Folgen des Messerstichs gestorben.
Im Endeffekt jedoch war es Kate, die Samuel ein für alle Mal getötet hat, mit dem coolen Action-Helden-One-Liner „I saved you a bullet.“ Das nennt man wohl ausgleichende Gerechtigkeit – nachdem die Frauen generell in dieser Staffel mehr als schlecht weggekommen sind, war es dann aber doch eine Frau, die „evil incarnate“ zur Strecke gebracht hat. It’s all about karma... passend dazu ist dann auch die Art, wie Jack Samuel die Klippen hinabtritt, ein Spiegelbild der Szene, in der Samuel Jacob in die Flammen tritt.



SAMUEL
Für alle, die es nicht mitbekommen haben: der Name Samuel wurde (außerhalb der Show) als Name von MIB bestätigt. Während jetzt alle mit dem Kopf schütteln, weshalb uns dieser so unspektakuläre Name während der Serie überhaupt vorenthalten worden ist, ist es doch zumindest erleichternd, dass der von uns zuerst verwendete Name für MIB doch der Richtige gewesen ist.

Samuel verändert in dieser Folge seine Pläne schneller, als Ben seine Loyalität wechseln kann. War es im einen Moment noch Top-Priorität die Kandidaten zu töten, ist sein erklärter nächster Todeskandidat nun die Insel selbst. Dass er die Kandidaten nicht mehr töten muss, weiß Samuel dank Sawyers Hinweis. Bleibt nur noch Jack als Nachfolger Jacobs. Da für den Nachfolger von Jacob jedoch NICHT Jacobs Regeln gelten, kann er Jack auch ganz direkt töten, ohne sich ein kompliziertes Loophole austüfteln zu müssen. Wieso hat Samuel jedoch Jack nicht gleich bei deren ersten Aufeinandertreffen in dieser Folge getötet? Um an Dramatik zu gewinnen... leider gibt es nämlich tatsächlich keine andere Erklärung. Aber da die Dramaturgie in dieser Folge zumindest perfekt inszeniert wurde, kann man über diesen groben Schnitzer gerne hinwegsehen.

Wieso Samuel die Insel zerstören will, ist mehr als offensichtlich. Purer Hass – sein Jahrtausende altes Gefängnis soll auf dem Meeresboden vor sich hin faulen. Es trägt jedoch vielleicht gleichzeitig eine gewisse Symbolik, dass Samuel den einen Ort zerstören will, von dem ihm in seiner Kindheit immer wieder gesagt wurde, dass er der einzige Ort auf der Welt wäre.



HURLEY
Ich bin mehr als nur froh, dass es im Endeffekt tatsächlich Hurley ist, der sich als endgültiger Nachfolger von Jacob durchgesetzt hat. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass es die gleiche Situation ist, wie damals bei Jacobs Ernennung („I’m the only one you have left“), aber ich möchte es so sehen, dass es von Anfang an auf dieses Ziel hinauslaufen sollte.

Und jeder, der unter Hurleys Herrschaft auf die Insel kommt, wird einen anderen Ort vorfinden, als es die Losties getan haben – einen weniger aggressiven, einen weniger gefährlichen Ort und einen weniger mystischen Ort – denn Hurley mag keine Mysteries, wie er in Lighthouse noch gesagt hat. Kurz: man wird einen Ort finden, auf dem das Spiel Weiß gegen Schwarz ein für alle Mal ausgespielt worden ist – und beide Seiten (Ben = Schwarz, Hurley = Weiß) MITeinander arbeiten, anstatt einander zu bekriegen. Wer weiß – vielleicht leben Hurley und Ben sogar als weltliche Anführer zusammen mit den noch verbliebenen Others und bauen eine Utopia aus Golfplätzen und Apollo-Riegeln auf.
Und im Afterlife bestätigen Ben und Hurley, dass der jeweils Andere einen großartigen Job gemacht hat, wo auch der Beweis liegt, dass sich Ben an diesem Punkt mit der Rolle der Nummer 2 zufriedengegeben hat, und er nicht versucht hat, die Nummer 1 zu werden. Es steht dabei völlig in den Sternen, wie lange beide diesen Job gemacht haben, aber ich denke, es war eine laaaaaaaaaaaaaaaaange Zeit...



DIE HÖHLE UND DAS LICHT
Das Licht in der Höhle ist in dieser Folge nichtmal ansatzweise so hell und strahlend, wie es in „Across the Sea“ gewesen ist. Aber um ehrlich zu sein, habe ich genau das erwartet. Ich habe ja bereits in meinem damaligen Recap geschrieben, dass nachdem Smokey die Höhle verlassen hat, das Licht ausgegangen zu sein schien. Tatsächlich jedoch ist es nicht ausgegangen, sondern teilweise in Smokey übertragen worden. Auch, wenn das jetzt erstmal absurd klingt – es macht sehr Vieles sehr viel logischer. Angefangen bei Lockes Kommentar in Staffel 1, dass er das leuchtende Herz der Insel gelesen hat, als er auf Smokey getroffen ist (was vielleicht möglich war, da Locke aufgrund seines Glaubens in der Lage war, hinter die Fassade des Augenscheinlichen zu blicken) – bis hin zu einer Erklärung, wieso Smokey (der teilweise Träger des Lichts war) die Insel nicht verlassen durfte. Es erklärt jedoch vor allem nahezu perfekt, wieso Samuel nach dem Erlöschen des Lichts in der Höhle plötzlich verwundbar war. Denn in diesem Moment ist auch das Licht in seinem Inneren erloschen – und er wurde ein sterblicher Mensch in der Hülle von John Locke.

Das Innere der Höhle hat mich sofort an die griechisch-mythologische Vorstellung der Unterwelt erinnert – was wohl auch beabsichtigt war, denn immerhin sehen wir in der Höhle drei Tunnel zur Lichtquelle führen, die nahezu perfekt Cerberus repräsentieren als dem dreiköpfigen Wachhund der Unterwelt – Cerberus war also vielleicht keine willkürlich gewählte Bezeichnung der Dharma Initiative für Smokey.

Wir sehen, dass der gesamte Wasserpool im Inneren der Höhle, zusammen mit den drei Tunneln und dem Stöpsel von Menschen geschaffen wurde. Und um es genau zu sagen: von Ägyptern. Denn auf dem Stöpsel konnte man Hieroglyphen erkennen.



DESMOND
Es ist nach der Auflösung der Sideflashes offensichtlich, dass Desmond in „Happily Ever After“ eine Nahtoderfahrung hatte, jedoch ohne dabei zu sterben. Sein Bewusstsein war für eine kurze Zeit in der Zwischenwelt, in der er gesehen hat, dass er nach dem Tod in eine Welt kommt, die besser ist, als das eigentliche Leben – in der man mit seinen Lieben zusammensein kann, ohne die Probleme zu haben, die einen im Leben quälten. Und das wirft eine tief-philosophische Frage auf: wenn man weiß, dass man nach dem Tod in eine bessere Welt eintritt, soll man sich dann noch überhaupt durch das Leben quälen?
Desmond beantwortet diese Frage für sich selbst mit einem Nein. Er hofft, dass er, nachdem er noch ein letztes Mal die Welt gerettet hat, ein für alle Mal in eine glückliche Existenz eintreten kann, in der er sich nicht um die Insel kümmern oder immer wieder den Erdenretter spielen muss. Aber „the world isn’t done with him yet“ - er hat immer noch einen Sohn großzuziehen und eine Frau zu lieben. Und dass er bei diesen beiden Punkten ebenso erfolgreich sein wird, wie bei seiner wiederholten Weltrettung, steht für mich außer Frage.



WEITERE PUNKTE
Was bleibt noch zu sagen über die Inselhandlung? Es war schön, Rose und Bernard noch einmal wiederzusehen. Und es war schön, dass sich Sawyer und Jack einander die Hand gereicht haben mit den Worten „Thanks for everything.“ Und es war schön, dass 5 Minuten vor Jacks Tod Kate sich für Jack entschieden hat (wobei ich denke, dass sie in der Real World eine Beziehung zu Sawyer haben wird – wobei sich beide bewusst sind, dass sie ihren eigentlichen Seelenpartner längst verloren haben).

Mit dieser Folge kam die gesamte Inselhandlung zu einem runden Abschluss. Ein Kreis, der sich vor 6 Jahren geöffnet hat, wurde auf eine perfekte Art und Weise geschlossen.

Da es über die Inselhandlung technisch gesehen nicht unfassbar viel zu analysieren gibt, werde ich jetzt eine Art Gesamtanalyse der Serie versuchen. Ich werde dabei jedoch verständlicherweise nicht JEDEN Punkt der Show aufgreifen können, sondern eher versuchen, einen mehr oder weniger passenden Rahmen wiederzugeben, mit dem ich für mich mehr oder weniger zufriedenstellend die Handlungen auf der Insel logisch zusammenführen kann.



GESAMTANALYSE – DIE LICHTQUELLE UND DIE FRÜHEN INSELBEWOHNER
Lange vor der Geburt von Jacob und Samuel waren für Gott weiß wieviele Jahrtausende bereits Ägypter auf der Insel, wo möglicherweise auch Jacobs „Mutter“ ihre Herkunft hat. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Wächter über das Licht, so dass die Ägypter das Licht ohne Probleme finden konnten – denn: ob man das Licht findet oder nicht, hängt mit den „Regeln“ zusammen. Mutter hat die Regel aufgestellt, dass man es nicht finden könne. Da es vor Mutter noch keinen Wächter über das Licht gab, gab es dementsprechend auch keine Regeln (zu den Regeln sage ich später noch etwas).

Als die Ägypter das Licht gefunden haben, haben sie all die netten Dinge dort unten gebaut – die Tunnel und ein wohl vorher vorhandenes natürliches Wasserbecken durch einen menschlichen kreisrunden Pool ersetzt. Dabei müssen sie irgendwie jedoch die Lichtquelle beschädigt haben und haben die gleichen Konsequenzen dieser Handlung gesehen, wie Desmond in dieser Folge – nämlich, dass das Wasser (der Lebensspender!) aufgehört hat, zu fließen und sich das strahlende Licht durch eine Art Überhitzung in eine höllenartige Dampf-Szenerie verwandelt hat. Um die kataklysmischen Folgen dieser Aktion zu stoppen, mussten sie einen Stöpsel in das Loch stopfen. Und ich denke, dass bei genau dieser Aktion „Mutter“ zu Smokey geworden ist. Da wir unter dem Tempel eine Tafel mit Anubis und Smokey gesehen haben und die Ägypter auch den geheimen Smokey-Anruf-Ort unter Bens Haus gebaut haben, MUSS es zur Zeit der Ägypter also bereits ein Rauchmonster auf der Insel gegeben haben. Nachdem „Mutter“ zu einem Rauchmonster geworden ist, wurde sie aber paradoxerweise gleichzeitig zum allerersten Beschützer des Lichts – denn, um zu verhindern, dass andere Menschen diesen Ort weiter verderben, hat sie entschieden, diese Lichtquelle fortan von anderen Menschen zu beschützen.

Was ist danach aber mit all den anderen Ägyptern auf der Insel passiert? Meine beste Vermutung: als „Mutter“ zur Hüterin des Lichts geworden ist, hat sie mithilfe der selbst aufgestellten Regeln verhindert, dass die Menschen diese Lichtquelle jemals finden werden. Für eine Weile existierte also so etwas wie ein Status quo – die Menschen machten ihr Ding und die Lichtquelle war sicher. Zumindest bis zum Zeitpunkt, als die Ägypter das Frozen Donkey Wheel (FDW) gebaut haben und damit einen neuen Weg gefunden haben, das Licht zu manipulieren. Dazu muss man sagen, dass das FDW, das Samuel in „Across the Sea“ gebaut hat, NICHT das FDW war, was wir bereits kennengelernt haben. Denn beim „originalen“ FDW waren ebenfalls ägyptische Hieroglyphen sichtbar. Als die Ägypter jedenfalls das „originale“ FDW gebaut haben und erneut eine Gefahr darstellten für die Lichtquelle, muss „SmokeMother“ entschieden haben, dass es Zeit war für einen Purge – und hat die Ägypter ausgelöscht.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr denke ich sogar, dass sich die generellen Bewegungen der Insel auf die Tatsache zurückführen lassen, dass die Ägypter damals die Lichtquelle beschädigt haben. Denn beim Frozen Donkey Wheel war es ja auch eine Entladung des Lichts, die zu einer Bewegung der Insel geführt hat.

Jahrtausende vergehen, bevor Jacobs und Samuels wahre Mutter auf der Insel auftaucht und beide dort gebärt. Und das Spiel beginnt von Neuem: „They come, they fight, they destroy, they corrupt“ - auch die neu angekommenen Römer beginnen (zusammen mit Samuel) nach einem Weg zu finden, die übernatürlichen Kräfte der Insel zu korrumpieren. Diese Versuche gipfelten mit dem Bau einer Replika des FDW der Ägypter. Dass es sich um eine Replika handeln musste und nicht das „originale“ FDW, wird auch schon deutlich darin, dass der Brunnen beim „originalen“ FDW wesentlich tiefer war als bei Samuels Brunnen. Die Frage, wieso Samuel nicht einfach das „originale“ FDW benutzt hat, anstatt ein neues zu bauen, lässt sich wieder mit den Regeln erklären. Denn anhand dieser Regeln wird „Mutter“ wahrscheinlich einfach verhindert haben, dass Andere in der Lage waren, diesen Ort zu finden. Aber dummerweise für „Mutter“ war Samuel „special“ und „wusste“ deshalb intuitiv, wie Dinge funktionieren. Auch wenn er das „originale“ FDW nie gesehen hat, wusste er dennoch wie das Prinzip funktioniert – ebenso, wie er, mehr als nur sinnbildlich, die Spielregeln zu dem ägyptischen Spiel intuitiv beherrschte. Und als er eine geeignete Stelle gefunden hat, hat er angefangen einen ähnlichen FDW-Mechanismus zu bauen. Das erklärt auch „Mutters“ verstörte Frage, woher um alles in der Welt Samuel davon wissen konnte. Und auch dieses Spiel endet auf eine ähnliche Art wie bei den Ägyptern: „It always ends the same.“ „SmokeMother“ tätigt einen zweiten Purge, bei dem die Römer dahingerafft werden und gleich noch deren Brunnen zerstört hat.

Jacob als Nachfolger von „Mutter“ war jedoch NUR ein Hüter des Lichts, ohne den Part des Rauchmonsters auszuüben. Dieser Part wurde fortan von seinem Bruder gespielt. Es kam quasi nach dem Tod von „SmokeMother“ zu einer Aufteilung der Macht. Samuel ist bewusstlos in den Pool gestürzt und wurde dort zum Rauchmonster. Ein Teil des Lichts ist dabei in ihm aufgegangen und deshalb war Jacob fortan gleichzeitig Behüter des Lichts UND des Rauchmonsters. Wieso Desmond und Jack bei der Berührung mit dem Licht-Pool nicht auch zu Rauchmonstern geworden sind, könnte sich vielleicht dadurch erklären, dass diese irgendwie „reinen Herzens“ waren, während Samuel und „Mutter“ schon vor ihrem Kontakt mit der Lichtquelle unrein waren.

Ob die Dharma Initiative diese Lichtquelle jemals gefunden hat, steht in den Sternen. Allerdings habe ich die Vermutung, dass es sich dabei um das mysteriöse Fragezeichen handeln könnte, was auf der Blast Door Map verzeichnet war – jenem Ort, zu dem mehrere Tunnel hingeführt haben. Wenn die DI diese Quelle entdeckt hat, haben vielleicht auch die Dharma-Leute damit rumgespielt und dabei gesehen, was passiert, wenn man bei solchen Lichtquellen die Dämme öffnet – womit wir eine hervorragende Parallele hätten zur Swan-Station. Wenn man dort den Knopf nicht gedrückt hat, was ist dann passiert? Ägyptische Hieroglyphen zeigten sich auf dem Timer und bildeten das Wort „Unterwelt“ - und wir haben bereits in Staffel 2 gesehen, dass die gesamte Insel gebebt hat, als Desmond den Knopf nicht gedrückt hat. Das Resultat, wenn der Knopf nicht gedrückt worden wäre, scheint ähnlich dem zu sein, was passiert, wenn der Stöpsel der Lichtquelle entfernt wird – vielleicht nur nicht in einer ganz so starken Form. Der Failsafe-Key scheint dabei kurzzeitig einen Teil des Lichts in einer Entladung freigesetzt haben und anschließend den Damm (an dieser Stelle der Insel) ein für alle Mal versiegelt zu haben – wie genau, weiß ich zwar nicht, aber das ist für mich die einzige Erklärung.

Was wäre also passiert, wenn der Stöpsel der Lichtquelle nicht wieder hineingesteckt worden wäre? Die Welt wäre meiner Meinung nach nicht untergegangen, die Insel hingegen schon. Es wäre allerdings dennoch zu einer zweiten Konsequenz gekommen, die „Muttter“ uns in „Across the Sea“ indirekt gesagt. „If the light goes out here, it goes out everywhere“ - und sie hat gesagt, dass Jeder von uns Menschen ein kleines Bisschen dieses Lichts in sich trägt. Wäre also demnach das Licht auf der Insel erloschen, wäre auch das Licht in uns erloschen. Meine Interpretation der Dinge wäre folgende: nachdem die Insel abgesunken wäre, wäre eine Welle der „Dunkelheit“ über die Welt gezogen, die unsere Seelen eine nach der anderen verdunkelt hätte. Es wäre niemand gestorben – aber das Gute in uns wäre gestorben und wir hätten damit unsere „Unschuld verloren.“



GESAMTANALYSE – DIE REGELN
Für den Fall, dass es angesichts all der verrückten Theorien im Vorteil doch noch jemanden gibt, der weiterliest, widme ich mich jetzt mal den Regeln, denn es ist für Viele unklar, wieso Samuel und Jack in der Lage gewesen sein sollten, einander zu töten, wenn vorher für solche Spielchen immer ein Loophole herhalten musste. Die Frage ist jedoch leicht (aber unzufriedenstellend) zu beantworten. Es war tatsächlich der Hüter des Lichts, der seine eigenen Regeln aufstellen konnte, wie es ihm beliebte. Samuel meinte es ja als Kind: „One day you can make up your own game and everybody has to follow your rules.“

Jacobs und Samuels Mutter beispielsweise hat die Regel erstellt, dass Niemand das Licht einfach so finden konnte, hat jedoch keine Regel erstellt, dass sie unverwundbar war – weshalb es für Samuel möglich war, sie zu erdolchen. Jacobs Regeln beinhalteten u.a. den Schutz der Kandidaten und die Tatsache, dass niemand dauerhaft die Insel verlassen durfte. Nachdem Jacob zweimal verbrannte, gelten seine Regeln nicht mehr und es wäre an Jack gewesen, neue Regeln zu erstellen. Er kam jedoch gar nicht dazu – deshalb war es sowohl möglich, dass Samuel Jack töten konnte und dass Jack Samuel töten konnte.

Hurley hat im Gegensatz zu Jack bereits nach „Dienstantritt“ damit angefangen, Gesetze zu erlassen. Bens Implikation, dass Leute die Insel nicht dauerhaft verlassen konnten, lediglich Jacobs Regel war, impliziert, dass die Ajira Six die Insel dauerhaft verlassen werden und nie wieder zurückkehren. Und da auch niemand von uns will, dass Desmond noch länger von Penny und Charlie getrennt sein soll, muss dieses Verlassen der Insel einfach dauerhaft sein. Dementsprechend war die erste Gesetzesänderung von Hurley: „Leute können kommen und gehen, wie sie wollen... Dude!“ Und um den Kreis zu schließen, dürfte Desmond die Insel mit dem Boot verlassen, mit dem er sie vor Jahren erst erreicht hat – mit der vor der Hydra Island liegenden Elizabeth.

Wie gesagt – es ist eine mehr als nur unzufriedenstellende Antwort, aber es ist leider die einzig mögliche Antwort, die mir in den Sinn kommt. Und die Tatsache, dass auch Rose von selbst gegebenen Regeln spricht, scheint diese Theorie zu stützen.

Wie Widmores und Bens Regeln in die Theorie über die Regeln passen? Gar nicht! Ich denke, hierbei handelt es sich nicht um Jacobs Regeln, sondern um irgendwelche „internen Others“-Regeln. Eine dieser Regeln könnte besagen: „wer Jemanden aus unserer Gruppe tötet, wird selber getötet werden.“ Juliet sollte ja schließlich auch getötet werden, da sie mit Pickett einen anderen Anderen getötet hat. Inwiefern Widmore und Ben jedoch überhaupt noch Others waren, ist fraglich, denn beide waren ja an dem Zeitpunkt des Aufeinandertreffens in Widmores Schlafzimmer bereits von der Insel verbannt. Und auch, dass Ben kurz danach den Others-Anführer Locke erdrosselt, passt nicht so wirklich ins Bild – aber zumindest hat er feinsäuberlich alles wie einen Selbstmord aussehen lassen...



GESAMTANALYSE – DIE OTHERS
Wie bereits geschrieben, lebten für einige Jahrtausende Ägypter auf der Insel, erkundeten die Insel und bauten dabei all die Dinge, die wir kennen und liebengelernt haben – die Taweret-Statue, den Tempel, Bens Stöpsel-Geheimraum und das Frozen Donkey Wheel. Die Tatsache, dass die Ägypter die Taweret-Statue bauten, dürfte als Huldigung zu verstehen sein, angesichts des enormen Fruchtbarkeits-Potentials der Insel. Denn diese Statue wurde gebaut lange bevor auf der Insel keine Kinder mehr geboren werden konnten. Damals war es eine Insel mit überdurchschnittlicher Fruchtbarkeit, sowohl bei Männern, als auch bei Frauen.

„SmokeMother“ hat die Ägypter (und auch die später aufgetauchten Römer) irgendwann wegdezimiert und es scheint so, dass es wirklich für eine lange Zeit neben Jacob (und Samuel) keine dauerhafte Besiedlung auf der Insel gab. Erst mit der Ankunft der Black Rock begann ein neues Kapitel des Spiels – anstatt willkürlich Leute auf die Insel zu holen, organisierte Jacob seine Suche nach einem Nachfolger. Er erstellte Listen von Kandidaten, die z.T. erst Jahrhunderte später geboren werden würden und machte Richard zu seinem „Advisor.“ Neben den so herbeigeschafften Kandidaten gab es jedoch auch immer einige Leute, die die Flugzeug- oder Schiffunglücke „zufällig“ überlebt haben. Und Einige dieser Menschen waren die Grundlage für die späteren Others. Denn bei jeder neu angekommenen Gruppe von Menschen übergab Jacob Richard eine Liste von Namen, die es wert waren, in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Nach und nach entwickelten sich bei den Others die üblichen Strukturen einer Gemeinschaft, mit Regeln und einem Anführer. Genaugenommen waren es aber 2 Anführer – einen weltlichen Anführer (u.a. Widmore oder Ben) und einem spirituellen Anführer (Dogen).

Kontakt nahm Jacob auf mithilfe der Hütte. Dort übergab Jacob die Listen und Instruktionen. Die Hütte war dabei jedoch nicht zwangsläufig an einen festen Ort gebunden, sondern tauchte u.U. „spontan“ vor Einem auf – passend zu den Worten, dass Jacob nicht jemand sei, den man aufsuche, sondern jemand, der einen kommen lasse. Die Tatsache, dass auch Ilanas Team sich sofort in Richtung Hütte aufgemacht hat, bestätigt die Vermutung, dass die Hütte tatsächlich mit Jacob zusammenhing. Geschützt vor Samuels Einfluss war diese Hütte durch den Aschekreis, den irgendwann jedoch Irgendjemand durchbrochen hat. Wer das getan hat und wann das passiert ist, wissen wir nicht – aber es muss vor den Ereignissen in „The Man Behind The Curtain“ stattgefunden haben. Der Aschekreis hingegen schien in seiner Wirkung an das Leben von Dogen gebunden zu sein. Meine beste Vermutung dazu ist, dass Dogen die Asche in irgendeiner Form „gesegnet“ hat, und die Kraft dieser „Weih-Asche“ mit Dogens Tod erloschen ist – ähnlich, wie die Wirkung von Jacobs Touch mit Jacobs (endgültigem) Tod verflogen ist.

Wieso Samuel die Others nicht gekillt hat, kann ich mir leider nicht wirklich erklären – vielleicht gaben die Others ihm keinen Grund, getötet zu werden, vielleicht waren sie aber auch während der Lebenszeit von Dogen (oder Jacob) vor Samuels Einfluss geschützt.



GESAMTANALYSE – DIE DHARMA INITIATIVE
Nach einer Weile kamen weitere Gruppen von Menschen auf der Insel an – am Signifikantesten war dabei wohl die Dharma Initiative, die – ebenso wie die Ägypter und Römer zuvor – mit den Lichtquellen der Insel rumspielten. Und die interessanterweise das gleiche Ende fanden, wie die beiden Gruppen vorher. Das Ziel der DI war es ursprünglich, den Weltfrieden zu erreichen. Bizarrerweise hat die DI mit dem Incident jedoch beinahe für eine globale Katastrophe gesorgt. Wäre der Incident unvermindert fortgeschritten, wären wohl die gleichen Konsequenzen eingetreten, wie nach Desmonds Ziehen des Insel-Korkens. Irgendwie muss sich jedoch die Energie der detonierten Wasserstoffbombe die Energie des Incidents neutralisiert haben, so dass dieser gestoppt worden ist. Der Incident dürfte im Endeffekt jedoch Schuld daran sein, dass die Schwangerschaftsprobleme auf der Insel bestehen. Somit war es ironischerweise Juliet selbst, die es durch die Detonation von Jughead überhaupt erst nötig gemacht hat, dass sie einige Jahrzehnte später überhaupt erst zur Insel rekrutiert wird. Und die Jughead war es auch, die es erst möglich gemacht hat, dass der Swan-Timer installiert wird, der im Endeffekt zum Absturz von Oceanic 815 geführt hat. Die Losties haben demnach durch die Zeitreisen zwar möglicherweise die Welt vor einer gravierenden Katastrophe gerettet, dabei jedoch gleichzeitig den Ort kreiert, den sie später (oder früher?) beim Absturz vorgefunden haben. „We are the cause of our own suffering“ - wie wahr!

Die Others, die die Dharma Initiative an irgendeinem Punkt ausgelöscht haben, wurde jedoch mehr und mehr zu derem Nachfolger. Sie zogen in deren Häuser, trugen deren Kleidung, bemannten deren Stationen und aßen deren Essen. Möglicherweise war das der Grund, warum Ben als Anführer der Others niemals die Erlaubnis erhalten hat, Jacob zu sehen – weil er und seine Gruppe sich mehr und mehr von den spirituellen Wurzeln entfernt hat.

(Fortsetzung folgt)