Sonntag, 4. April 2010

6/09 Ab Aeterno (Ivan)

Alright(y) then

Mit einem persönlichen Höhepunkt muss ich meinen Mini-Recap beginnen: Seit kurzem leite ich meine Gedanken/Nachfragen/Ideen/Theorien jeweils mit der Phrase „alrighty then“ ein – zugegeben, nicht gerade die intelligenteste Einführung, aber seit Ab Aeterno ist nun alles anders: „alright then“ sind Jacobs Worte, er sagt das zu Richard kurz bevor er ihm den Kopf wascht. Es scheint, Jacob hat auch zu mir gesprochen und mich dazu bewogen, meine Recaps mit dieser Phrase zu beginnen… ;)

Ab Aeterno
…heisst die neunte Folge. Verwirrend schien mir der Titel vor dem ersten Sehen, und da vermutete ich bereits, dass es entweder um Richard oder um Jacob gehen wird. Vielleicht war das auch Wunschdenken nach der letzten Folge, die mich ja überhaupt nicht überzeugen konnte. Und tatsächlich: Es ist eine Richard UND Jacob UND Samuel Folge!!! Das alleine schon reichte mir, um die Folge hoch zu bewerten. Nun, nachdem sich die ersten Eindrücke ein wenig gesetzt haben und ich auch einige Szenen nochmals geschaut habe, kommen doch einige Kritikpunkte auf, die hier natürlich erwähnt werden sollen, aber alles der Reihe nach.

Sideflash? No way: Flashback!
Anfangs der sechsten Staffel hatte ich die Befürchtung, dass die Sideflashes sämtliche Flashbacks oder Flashforwards ad acta legen würden und wir daher auf eine weniger spektakuläre Weise erfahren, wie es um Richard steht (und ich sah mich bei der Szene in der Black Rock mit Jack und Richard bestätigt). Doch glücklicherweise war das eine Fehleinschätzung meinerseits. Die Folge besteht eigentlich nur aus Flashbacks, wobei wir nicht mehrere Flashbacks sehen, sondern einen sehr langen. Dadurch scheint es beim Inselgeschehen kaum weitergehen, aber dazu später. Diese Darstellungsform zeigt uns wieder, dass die Lost-Macher die Geschichte(n) immer wieder auf andere Weise erzählen und das finde ich ganz gut so.

Richard, der aus dem 19. Jahrhundert kam
Nun ist es klar: Richard kommt aus dem 19. Jahrhundert, aus Teneriffa anno 1867. Für mich war das eine kleine Enttäuschung, denn ich habe mir Richard immer viel älter vorgestellt, gerade als er gesagt hat, das Jack nicht wisse, wie lange er schon auf dieser Insel sei… Ansonsten ist der Plot sehr gut gestaltet, ausser dass mir Richard dann doch zu stark in die christliche Ecke gestellt wird. Schauspielerisch einwandfrei und mit Richard werden gleichzeitig wichtige Fragen beantwortet: Wie er auf die Insel kam, wie alt er ist, wie die Black Rock auf die Insel kam, wie die Statue zerstört wurde, wie Richard unsterblich wurde etc.

Black Rock, härter als jeder Stein
Richard kommt also (es war ja schon klar) mit der Black Rock auf die Insel. Der Monster-Tsunami ist dabei soooooooo stark, dass er nicht nur die Black Rock dermassen beschleunigen kann, dass diese gleich die ganze Statue, die seit was weiss ich wie lange schon steht… naja, das hätten die Lost-Macher durchaus besser machen können.

Samuel says
Samuel ist schon perfid. Killt da mal alle Schiffsinsassen ausser Richard (weshalb eigentlich?) und nutzt dann seine Wahnvorstellungen (tote Isabelle) aus, um Richard dazu zu bringen, Jacob zu ermorden. Neben der ganzen Christentum-Thematik, die hier ziemlich penetrant behandelt wurde, ist vor allem Samuels Wortwahl interessant: Er schildert die mögliche Ermordung Jacobs eins-zu-eins wie Dogan die mögliche Ermordung Samuels schildert. Das gibt doch zu denken: Entweder hat Sayid etwas falsch gemacht, oder nur gewisse Personen können Samuel umbringen…

Jacob says
Gesagt getan? Nein, Richard scheitert, und zwar nicht weil er zulässt, dass Jacob spricht, sondern weil Jacob in guter alter 2. Staffel-wir-verhauen-und-oder-foltern-Ben-Manier auf Richard eindrischt, was das Zeugs hält. Ein ganz anderes Verhalten also im Gegensatz zur Situation mit Ben. Jacob scheint mir hier zunächst sehr fremd, kommt dann später in seine Rolle, die mir persönlich besser gefällt. Und noch besser: Er erklärt Richard (und somit uns), was genau es mit der Insel auf sich hat, ein Mysterium seit der ersten Staffel wird also teilweise gelüftet!!! Die Insel ist tatsächlich eine Art Gefängnis für evil incarnate. Also greift Lost scheinbar doch auch die Dialektik von Gut und Böse auf. Jacob verwendet für diese Erklärung eine Flaschen-Metapher, was ich sehr gelungen finde. Die Insel ist dabei die Flasche und der Inhalt das festgehaltene evil incarnate. Jacob hindert das Böse daran, die Insel zu verlassen. Da frage ich mich nun aber, weshalb den Samuel nun nach der Ermordung Jacobs nicht einfach gehen kann. Oder könnte er, aber er möchte zuerst noch gewisse Dinge erledigen (zum Beispiel die Insel zerstören, wie er die Flasche zerbricht)? Dazu am Schluss noch einige Gedanken. Nett war hingegen die Parallele der beiden Flaschen-Szenen: Richard bastelt ja an einem Schiff-in-der-Flasche-Ding…

Richard, why don’t you get a Job?
Ok, das ist vielleicht einer der wenigen doofen Sätze, die Jacob von sich gibt: „Do you want a Job?“ Aber immerhin wird so Richards Aufgabe geklärt. Dem nachdenkenden Lost-Schauer muss aber auch gleich aufgefallen sein, dass Richard – trotz aller Jugendlichkeit – seinen Job wohl nicht allzu gut erfüllt. Wo war er denn bitte, als Flug 815 abstürzte? Das ist doch genau seine Aufgabe. Hier braucht es also noch eine Aufklärung, denn das hat meiner Meinung nach mit dem aufstrebenden Ben zu tun. Und die Gabe ist endgültig geklärt: Richard hat sie sich selber ausgesucht. Wie steht es jetzt mit den anderen Losties? Haben diese auch Gaben? Weshalb konnten sie diese nicht selber aussuchen?

Insel-Action:
Auch hier ist Richard derjenige, der die Inselhandlung voran bringt, indem er nämlich abhaut und die Seiten wechseln will. Für mich ein grosser Schock, Richard auf Samuels Seite? Doch Rettung naht in der Person Hurleys, der immer wichtiger wird. Diese Szene bei der antiken Bank (auch diese wurde bisher in fünfeinhalb Staffeln nicht gefunden), in welcher Hurley via tote Isabelle den Guyliner dazu bringt, die Seiten doch nicht zu wechseln, ist einfach genial, besonders mit dem abschliessenden Cliffhanger-Bösewichts-Blick von Flocke!!!
Andererseits stellt sich eine ganz wichtige Frage: Weshalb weiss Richard nicht – obwohl von Jacob angekündigt – was er nun zu tun hat?


Fazit:
Eine grandiose Folge. Schade, dass Richard nicht schon früher stärker eingebunden wurde, andererseits wurde er ja gerade dadurch zum Mysterium. Wie geht es nun weiter? Oder was muss/soll/kann demnächst erklärt werden:
- Geschichte der Dharma
- Ben-Richard-Komplex
- Richard muss irgendwie darauf kommen, was jetzt zu tun ist.
- Richard spiesst Samuel mit einer Lanze auf dem schwarzen Pferd (aus Kates Vision) auf. ;)

Theorie:
Ich habe es vorhin angekündigt. Die Szene, in der Samuel die Weinflasche zerstört, hat mir eine neue Theorie eingebrockt. Es könnte doch sein, dass Lost tatsächlich den Dualismus von Gut und Böse thematisiert. Viele haben diese Diskussion bisher kritisiert, da dies als zu simpel für Lost betrachtet wird. Als Samuel jedoch die Flasche zerbrach, kam mir gleich die untergegangene Insel in den Sinn. Was also, wenn die Lost-Macher zwar auf die simple Gut/Böse-Thematik eingehen, am Schluss jedoch alle Erwartungen die diese Thematik mit sich bringt (am Ende gewinnt der Gute) nicht erfüllen, sondern das Böse obsiegen lassen?
Dies würde dann zwar meine bisherige These, dass Sawyer entscheidend doch noch zur guten Seite wechselt, verneinen. Ich glaube zwar immer noch eher an diese These, andererseits hat sich Sawyer in der letzten Folge selber ins Abseits gestellt, welcher entscheidende Charakter will schon mit Kate in einem U-Boot fliehen?

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