Sonntag, 6. Juni 2010

6/17&18 - The End (Ivan)

Alright(y) then, Brother!

Aus, Ende, vorbei. Mit diesem Recap endet also die lange und doch viel zu kurze Lost-Reise. Ein kurzes Fazit zum Serienfinale diesmal schon vorweg: Die Art und Weise, wie diese Serie beendet wurde ist einfach wunderbar. Es werden sicher einige Dinge von mir kritisiert, bemängelt oder hinterfragt, aber trotz all dem bleibt das Fazit, dass diese Folge eine schöne Abrundung des Erzählstranges ist, in welchem es um die Lost-Charaktere selbst geht. Die Charaktere selbst erhalten ein tolles Ende und zeigt, dass die Serie Lost eben und vor allem auch dadurch so gut war/ist, weil sie solch gute, tolle, eindrückliche und einzigartige Charaktere beinhaltete, die von den passenden SchauspielerInnen verkörpert wurde.

Wie schreibt man aber nun einen Finale-Recap? Ich dachte mir, ich gehe wieder „back to the roots“ und schreibe wieder einen Recap wie zu meinen Anfangszeiten, als sie zuerst noch gar nicht als Recap veröffentlicht wurden, sondern als überlange Forumeinträge für Diskussionsstoff sorgten, später gerne auch Mini-Recap genannt. Wobei sich das „Mini“ nicht auf die Länge des kommenden Recaps bezieht, denn dieser dürfte erneut länger ausfallen, sondern auf die Art und Weise, das heisst ich werde einfach einige mir wichtige Punkte aus dem Finale und drum herum anscheiden, und auf Handlungszusammenfassungen verzichten.


-Desmonds Ziel erfahren wir im Gespräch mit Kate: Er will „hier“ weg. Kate und wir verstehen dabei nicht, was Desmond damit meint. Handelt es sich hier um eine Fake-Realität, eine Art Trauma-Welt, die gar nicht wirklich ist und die die Losties davon abhält, das wirkliche, ihnen zugeschriebene Leben (auf der Insel) zu führen? Die Frage begleitet uns seit die Sideflashes durch Desmondo endlich interessant wurden. Das Staffelfinale schafft es, diese Frage zu beantworten und das ist echt hervorragend gemacht. Das Packende dieser Schlussfolge ist überraschenderweise weniger, was auf der Insel passiert, sondern das Geschehen in der Siderealität, also die Entwicklung von Desmonds Plan, alle an diesem Konzert zu vereinigen und ihnen dadurch dann die „wirkliche“ Realität zu zeigen. Und warum ist das so packend? Weil die Lost-Macher sämtliche Register gezogen haben und tatsächlich beinahe alle wichtigen Lost-Charaktere ins Staffelfinale eingebaut haben, also auch Figuren, die bereits in der ersten beiden Staffeln ihr Leben lassen mussten.

-Auf der Insel geht alles ziemlich schnell. Trotzdem schaffen es die Lost-Macher, uns solche Szenen zu geben, die diese Serie auch ausgemacht haben, z.B. die Szene, in der Sawyer zu Kate meint, dass er sie jetzt gerne fragen würde, ob sie mit ihm mitkommen möchte, das aber das Vergnüngen ruinieren würde, ihr zu sagen, dass sie nicht mitkommen könne. Zu geil. Noch besser gefällt mir Hurley, der Jacob mit Yoda vergleicht oder mit diesem kultigen Spruch auf das gute alte Kate-Jack-Gesülze brilliert: „This would be so sweet if we weren’t all about to die.“ Hell yes.

-Genial auch das Gespräch zwischen Sawyer und Samuel. Doch eines scheint mir dann doch komisch: Sawyer muss Samuel aufklären, dass es mittlerweile keine Candidates mehr gibt. Samuel hat also nicht gemerkt, dass er mittlerweile Sawyer, Kate und co. umbringen kann? Wie konnte er es denn vorher wissen, dass diese Leute Candidates sind? Mit der Scan-Funktion als Smokey? Gab es diese wirklich? Das scheint irgendwie nicht zu passen. Schön aber, wie unerwartet Ben mal wieder eins auf die Fresse bekommen hat. Auch wenn Ben mittlerweile einer meiner Lieblingscharaktere ist, diese Schläge hat er immer wieder verdient! Und es kommt noch besser: Fussabdrücke eines Hundes deuten es an, dass wir nochmals mit Rose, Bernhard und Vincent konfrontiert werden, eine wunderbare Szene!

-Und das unerwartete Wiedersehen geht weiter: Richard Alpert hat Smokeys Attacke also überlebt. Das mag für einige nicht unerwartet gewesen sein, mir gefiel es aber trotzdem, vor allem auch die Erkenntnis, dass Richard nun sterblich ist und er gerade deshalb jetzt das Verlangen hat, zu leben. Ausgezeichnet wird hier wieder auf das wichtigste Lost-Thema hingewiesen: Leben und Tod. Noch unerwarteter dann die Rückkehr von Lapidus, den nach der letzten Folge wohl die meisten abgeschrieben haben. Wobei es im Nachhinein eigentlich logisch ist, dass Lapidus überlebt hat, denn aus irgendeinem Grund muss der Pilot ja durch die ganze Staffel seine wenige aber kultige Sprüche von sich geben. Und zudem hätte man ja auch bedenken müssen, dass Lapidus der einzige ist, der das Flugzeug auf Hydra-Island fliegen kann. Nun gut, dass die Losties schliesslich die Insel tatsächlich mit diesem Schrottflieger verlassen, und das auf der Landebahn, die in Staffel 3 noch gebaut wurde (WTF!!!), damit konnte man nun wirklich nicht rechnen.

-Genial dann das Aufeinandertreffen der Gruppen um Samuel und new-Jacob. Jack teilt uns und Samuel seinen Plan mit: Er geht davon aus, dass Samuel sich irrt, dass er die Insel so gar nicht zerstören kann und dass er danach ihn umbringen werde. Wie der kläglich gescheiterte Widmore, denkt Jack, er könne Desmond als Waffe gegen Samuel einsetzen. Es wird jedoch nicht ganz klar, wie das denn hätte geschehen sollen. Weil Desmond special ist, überlebt er zwar die Lichtquelle, bleibt aber wirkungslos bzw. erreicht das Gegenteil, nämlich die Zerstörung der Insel. Und wenn ich es gerade von Desmond habe: Mir kommt gerade in den Sinn, dass ich bezüglich Widmore noch ratloser bin. Desmond sollte ja der allerletzte Ausweg sein, wenn alles andere nicht klappt. Aber was war denn schon wieder alles andere? Dieser komische Magnetstrahlenraum? Also irgendwie scheint mir der Widmore-Plot Mal zu Mal schlechter, immer wenn man mehr darüber nachdenkt, fällt einem noch Dümmeres und Sinnloseres rund um die Widmorons ein…

-Dann das Gespräch zwischen Jack und Desmond. Hier wird es allmählich unklar, was genau Desmonds Absicht ist. Denn während er in der Siderealität scheinbar allen die Inselrealität zeigen möchte, sagt er hier zu Jack, dass er ihn in die andere Welt, also in die Siderealität bringen möchte. Also genau den umgekehrten Weg. Insel-Desmond bekommt also alles mit, was er als Side-Desmond tut und umgekehrt. Gerade im Hinblick auf den Schluss wird diese Sache höchst kompliziert, dazu aber später. Nachdem Desmond den Stöpsel des Lichts gezogen hat, erkennt er aber, dass sein Plan – auf der Insel – nicht aufgeht. Wahrscheinlich dachte Insel-Des, dass er durch das Ziehen des Stöpsels die Insel-Losties in die Siderealität bringt, oder diese erst ermöglicht, was dann jedoch nicht der Fall ist. Derweil in der Side-Realität es zum verwirrenden Gespräch zwischen Des und Eloise kommt: Sie weiss also definitiv mehr über die „falsche“ Realität. Aber warum, woher und wie? Wir werden es nicht erfahren.

-Der monumentale Fight zwischen Samuel und Jack ist schön gemacht, er scheint mir aber eindeutig zu früh zu kommen. Zudem frage ich mich, wie es Kate möglich war, trotz dieser Schusswunde in der Brust, vor Sawyer beim Felsen angekommen zu sein. Was auch komisch ist: Erneut führt die Wunde, die Jack auf der Insel erhält, dazu, dass sie auch in der Side-Realität ausbricht. Die beiden Realitäten scheinen zusammenzuhängen, aber auch das scheint mir irgendwie suspekt, wenn man das Ende kennt.

-Jack überlebt das Licht, zumindest erreicht er wieder das Bambusfeld. Wie ist das möglich? Gehört das zu den Spezialkräften des neuen Jacob? Ist das vereinbar mit den Aussagen der Ziehmutter? Ich dachte ja, dass Jack also Smokey herauskommt und nun der Gegenspieler von Hugo wird, was dann aber doch ein brutales Ende gewesen wäre. Hurley also wird neuer Jacob und Ben seine Nr. 2. Und nach dem Gespräch vor der Kirche ist auch klar, dass eine längere Zeit verstrichen sein muss, in der die beiden gewirkt haben, aber auch hierüber können wir nur spekulieren, Antworten darauf wird’s keine geben.

-Zu guter Letzt dieses Gespräch zwischen Jack und Christian. Es handelt sich bei der Side-Realität also um eine von den Losties geschaffene Zwischenwelt, die sie brauchen, damit sie sich auf dem Weg nach xyz finden. Die meisten Losties sind also tot. Diese Idee finde ich an sich wunderbar. Es geht auch nicht darum, ein christliches Weltbild darzustellen, es geht „nur“ um das, was nach dem Tode kommt. Die Frage also, die seit Ewigkeiten die wichtigste im Leben der Menschen ist. Ich denke, es geht gar nicht erst darum, dass das Inselgeschehen eine Art Prüfung ist oder so. Alle Menschen ziehen nach dem Tode weiter, die Losties ziehen halt zusammen weiter, da sie alle die gemeinsame Erfahrung auf der Insel haben. Das hinterlässt das schöne Gefühl, dass auch nach der Inselhandlung die Lost-Charaktere zusammen gehören, dass sie zusammen bleiben und dass das ewig so sein wird. Ein versöhnlicher Abschluss nach all dem Leid, dass die Losties auf sich nehmen mussten.


Gedanken/Ideen/Theorien:
-Ein Problem habe ich schon angekündigt: Da es nicht zur Verschmelzung dieser beiden Realitäten kommt, frage ich mich, ob es wirklich sein kann, dass Desmond auf der Inselrealität mit dem lebenden Jack Dinge wissen kann, die er in der Side-Realität (und somit der von den gestorbenen Losties erschaffen Welt) erlebt hat. Dasselbe Problem bei Juliet: Sie sagt zwar „it worked“, aber das hat es in dem Falle ja gar nicht. Sie hat nicht etwa die Realität erblickt, in welcher die Losties nie abgestürzt sind, sondern die von den gestorbenen Losties erschaffene Welt. Und es fragt sich, ob sie zu diesem Zeitpunkt schon einen Blick in die Siderealität werfen kann, da Jack zu dieser Zeit ja gar nicht tot ist. Es muss natürlich nicht sein, dass Jack derjenige ist, der die Siderealität erschafft, aber trotzdem ist das zu hinterfragen. Genauso komisch ist es, das gewisse Leute wie Eloise über diese Realität Bescheid wissen.
-Da es Jack gelingt, die Insel zu retten, haben wir noch ein viel grösseres Problem, es fehlt uns nämlich die Erklärung, was es jetzt mit der untergegangenen Insel in LA-X auf sich hat. Da es sich bei diesem Flug ja ohnehin „nur“ um einen imaginierten Flug handelt, ist es trotzdem fraglich, was diese Insel unter Wasser zu suchen hat. Ich habe das Gefühl, dass die untergegangene Insel im Nachhinein keinen Sinn macht und frage mich echt, was sich die Lost-Macher hier bloss gedacht haben.
-Wenn man sich Jack in LA-X betrachtet, fällt auf, dass er ziemlich komisch drauf ist, was für mich das Zeichen ist, dass er in diesem Moment auf der Insel gestorben ist. In dem Zeitpunkt legt sich Vincent neben ihn und Jack erblickt ein Flugzeug. Dieses ist gleichzeitig Ajira mit Lapidus und co. und Flug 815 (in der von den toten Losties erschaffenen Siderealität). Ich glaube also nicht, dass die Losties bereits seit der ersten Folge, also mit dem Absturz von 815 gestorben sind, sondern dass diese ganze Insel-Others-Dharma-Jacob-Samuel-Sache tatsächlich real war und als Teil des Lebens der Losties zu betrachten ist.


Fazit:
Ein sehr gelungenes Finale, das die Charaktere in den Vordergrund stellt und ein versöhnliches Ende für alle Losties bringt. Dennoch bleiben einige Punkte, die ich noch für ungeklärt erhalte und leider nicht mehr behandelt werden können.

-Der Erzählstrang rund um Walt wurde so aufgebauscht, dass ich es echt nicht verstehen kann, wieso man diesen nicht mehr aufgenommen hat.
-Sinn und Zweck sowie Organisation/Aufbau der Dharma Initiative sind für mich leider zu wenig stark thematisiert worden. Den Dharma-Leuten war es ja als einzigen gelungen, die Insel ohne Jacobs Willen zu finden, mittels Pendel. Aber wie kann man etwas suchen, von dem man nicht weiss, dass es existiert? Und weshalb bekämpften sich Dharma und Others bis aufs Blut? Das war ja sicher auch nicht im Sinne von Jacob. Auch die Organisation der Others ist noch unklar. Wie stand es zwischen Tempel-Dogan und Ben, wer war hier der Chef? Und was hat es mit diesem schrägen Gerichtstribunal auf sich?
-Ägyptisches Volk etc. Klar handelt es sich hierbei nicht um einen zentralen Punkt. Dennoch hätte ich gerne mehr erfahren. Gerade die Statue mit den vier Zehen war seit Anbeginn ein Mysterium, konnte leider nie richtig geklärt werden.

Ich bin mir natürlich bewusst, dass man vieles sich auch selber zusammenreimen kann, und das ist ja auch ganz cool so, dennoch sind das Punkte, die ich gerne ein wenig ausführlicher behandelt gehabt hätte. Was aber nicht die Serie als Gesamtkunstwerk zu negativ bewerten soll.

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