Samstag, 3. April 2010

4/03 - THE ECONOMIST (Samir)

This is far more than weird
Jetzt geht’s richtig ab – vorbei sind die Zeiten, in denen Inselmissionen 3 Folgen gedauert haben; heute wird das nebenbei abgehakt. Vorbei sind die Zeiten, in denen 10 Folgen lang ein Floß gebaut wurde, bevor es ablegte; heute landet ein Helikopter und in der nächsten Folge wird bereits weggeflogen. Zusätzlich noch ein verwirrendes Flashforward und eine Bestätigung für Funky Time auf der Insel – Season Four rocks!

ANALYSE
  • Der Schauplatz Berlin für das Flashforward war nicht zufällig gewählt – als Ort, an dem sich mit Ost und West zwei gegensätzliche Philosophien vereint haben – ebenso wie das bei Sayid und Ben der Fall ist
  • Die seltsame Mode und Frisuren im Flashforward dürften eine Referenz auf die im geteilten Berlin spielenden Agentenfilme sein – ein Indiz dafür, dass die Differenzen zwischen Sayid und Ben nicht überwunden, sondern nur überspielt worden sind
  • Sayid sagt Jack, er sei kein guter Diplomat, da er Locke die Waffe an den Kopf gehalten hat – abgesehen davon, dass Sayid auch oft mit der Waffe rumgefuchtelt hat, ist er im FF alles andere als diplomatisch unterwegs
  • Jack dürfte Kate zu Locke mitgeschickt haben, um zu sehen, ob sie zu ihm zurückkommt, oder bei Sawyer bleibt... dummer Jack: nie ist er in der Lage, zu lernen, denn später schwänzelt er wieder um Freckles rum
  • OK, Daniel hat was am Kopf, aber mal ehrlich: selbst ein Mongo würde eine Rakete nicht so nah an den Hubschrauber heranführen, wie er das getan hat
  • Bestes Zitat der Folge: „Awesome, the ship sent us another Sawyer“
  • Sawyer sagt zu Kate, dass er die Insel nicht verlassen will – etwas, was er in „There’s No Place Like Home“ und „LaFleur“ unter Beweis stellt
  • Kate fragt Sawyer „How long do you think we can play house?“ - mit Juliet hat er es auf drei Jahre gebracht, bis ausgerechnet Kate (und die anderen Ajiris) das für Sawyer ruiniert
  • Sayid sagt Locke „A war is coming which we both will be powerless to stop“ - eine nette Parallele zu Widmores Aussage an Locke
  • Zum ersten Mal seit Michaels Abfahrt sehen wir Losties die Insel verlassen – und wieder benötigte es dafür eine bestimmte Kompasspeilung
  • Es gibt eine gelöschte Szene, in der Sayid, Kate und Miles vor dem Sonarzaun stehen. Während Kate und Sayid diskutieren, ob der Zaun an sei, macht Miles seine „Schnüffel-ich-nehm-gerade-Kontakt-auf“-Geste und geht durch den Zaun – völlig sinnlos, denn es war gar keine Leiche am Start, von der Miles diese Info erhalten haben könnte
  • Die Zahlen: Elsa und Sayid waren um 8 Uhr verabredet; eine von Daniels Uhren zeigte 3:16 an; in der Bar ist eine Werbung für „1516 Rein“

THEORIEN
Purge Reloaded
Wir sehen, dass nicht nur die Oceanic Six die Insel verlassen konnten, sondern auch noch Ben. Und wie auf der Insel schreibt Ben auch in der Real World munter neue Listen. Angeblich von Leuten, die im Dunstkreis von Widmore stehen – das Problem an der Sache: Widmore schien zu keiner Zeit beeindruckt von Bens zweitem Purge, im Gegenteil: er sah sich zu jeder Zeit in der überlegenen Position. Ich sehe hier also nur zwei Möglichkeiten
Entweder handelte es sich zwar um Widmores Leute, allerdings um untere Schargen, die für Widmore völlig uninteressant waren. Diese Leute hätte Ben als Opfer auswählen können, um Sayid Stück für Stück zu einem gewissenlosen Killer zu machen – der so kalt ist, dass er 1977 sogar auf ein wehrloses Kind schießen würde. Das Problem an dieser Überlegung ist, dass niedrige Widmore-Leute sich wohl keinen Luxus-Golftrip auf den Seychellen leisten können.
Überlegung Zwei: es handelt sich (neben Dharma und Widmore) um eine dritte Organisation, die für die weitere Lost-Mythologie eher irrelevant ist, aber für diese Folge einiges erklären könnte. Im Spiel „Lost Experience“ wurde die Hanso Group von einem Mann namens Mittelwerk übernommen. Dieser würde perfekt passen zu Elsas „Ökonom“ - ein deutschsprachiger, altmodischer Mensch, der in Entwicklungsländern arbeitet (Mittelwerk hat zahlreiche Experimente in der Dritten Welt durchgeführt). Das Problem an dieser Überlegung wäre, dass es für Leute, die „Lost Experience“ nicht gespielt haben, völlig unverständlich wäre – und sich die Show schließlich durch sich selbst erklären soll.
In beiden Fällen stellt sich mir jedoch die Frage: wenn Ben in der Lage ist, weltweit Person X und Person Y ausfindig zu machen – wieso hat er es nie geschafft, eine gewisse Kirche in Los Angeles und eine gewisse Ms. Hawking ausfindig zu machen (dafür hätte er schließlich nur „Mysteries of the Universe“ kucken müssen^^).
Wen auch immer Sayid tatsächlich ermordet hat – möglicherweise haben diese Morde erst dafür gesorgt, dass in Staffel 5 Headhunter auf Sayid und Hurley angesetzt wurden.


Die Story der Oceanic Six: Sayid Jarrah
„Der Tag, an dem ich Ben vertraue, ist der Tag, an dem ich meine Seele verkaufe“ - in gewisser Weise kann man es nicht besser umschreiben, wie es zur Rekrutierung von Sayid gekommen ist. Seine Seele – Nadia – hat er verloren und unmittelbar danach hat er anfangen müssen, Ben zu vertrauen. Dass es aber nie eine Freundschaft war, sondern, dass Sayid zu jeder Zeit Verachtung für Ben verspürt, wird deutlich daran, dass er es kaum schafft, Ben in die Augen zu kucken, als dieser ihn verarztet. Selbst nachdem er nur kurz Ben am Telefon gesagt hat, dass er Kontakt aufgenommen habe, hat er das Telefon weggeworfen und seine Hände im Schnee gereinigt. Nachdem die Liste abgearbeitet war, gab es keinen Grund für Sayid mehr seinen Hass über Ben freien Lauf zu lassen. Er wirkte in Staffel 5 in den Real World-Flashes mehr als nur abweisend gegenüber Ben nach der anfänglichen Zusammenarbeit. Aber es gab nie eine Zusammenarbeit, sondern nur eine eher zufällige Kollision von Interessen – im Inneren hat Sayid Ben immer verachtet und gehasst.
Was für mich im Bezug auf diese Folge unverständlich ist, ist Sayids Aussage, dass nach dem Tod von Elsa, „sie“ wissen, dass Ben und Sayid hinter ihnen her sind. Mr Avellino jedoch hat sich schon vorher mental eingenässt, als Sayid gesagt hat, er sei einer der Oceanic Six.


Die Hütte (oder besser gesagt: die nicht vorhandene Hütte)
Locke sollte alle Losties zur Hütte führen, doch als sie am Aschekreis angekommen sind, ist die Hütte verschwunden. Der Grund, warum die Hütte verschwunden war, ist meiner Meinung nach: Aaron. Als die Losties am Aschekreis angekommen sind, erwähnt Claire sogar Aaron, als sie fragt, wie weit es denn noch sei, da sie Aaron noch füttern muss. Später in der Staffel sehen wir, dass Aaron nicht mit in die Hütte darf und im Dschungel zurückbleiben muss, während Claire mit ihrem Geistervater abhängt.
Zur Frage, warum die Losties zur Hütte sollten, habe ich bereits in „The Beginning of the End“ die Vermutung geäußert, dass die Losties einer nach dem anderen in die Hütte geködert werden sollten. Taller Ghost Walt hat Locke gesagt, er soll alle herführen und da Locke eine gute Marionette ist, hat er getan, was man ihm gesagt hat. Das Problem: wie ich bereits mehrfach angeführt habe – Charlies Tod war nicht vorhergesehen und nicht notwendig – und hat den Plan von Taller Ghost Walt (wer auch immer das sein mag) durcheinandergebracht. Ohne den Tod von Charlie wäre Claire (und damit auch Aaron) vielleicht nie von Jack weggegangen; es war also nicht geplant, dass Aaron in der Gruppe der Losties sein würde, die von Locke angeführt wird.
Warum der Hüttenbewohner auf Aaron reagiert wie Vampire auf Weihwasser ist völlig der Spekulation freigegeben. Ob der Hüttenbewohner der gealterte Aaron selbst ist, oder ob der Balg für den Hüttenmann eine Gefahr darstellt – ganz zu schweigen, wer denn in der Hütte wohnt... darüber hier zu spekulieren würde alles zu weit führen und ist wahrscheinlich erst nach der Hälfte von Staffel 6 halbwegs zu rekonstruieren.


Ben
In Bens Superschurken-Geheimversteck (Hinter einem Bücherregal? Come on!) sehen wir viele Ausweise und Banknoten von verschiedenen Ländern. Und ich verwette meinen Arsch darauf, dass Ben und Sayid in all diesen Ländern aktiv gewesen sind und dort die Bevölkerung reduziert haben. Wenn Ben weiß, dass ein Erdbeben in Verbindung steht mit einem Flugzeugabsturz, weiß er auch, dass er irgendwann in Berlin in einem Tierasyl einen verwundeten Iraki verarzten muss. Und es gibt nur zwei Möglichkeiten für dieses Wissen: entweder er weiß alles von einem Lostie (was allerdings dann NACH dem Incident hätte stattfinden müssen – mit anderen Worten: der Incident-Plan hätte scheitern müssen, damit Ben all diese Infos von einem Lostie erhalten kann) oder aber, Ben befindet sich in einer Art Time Loop. Season Six will tell...


Naomis Armreif
„N, I’ll always be with you. R.G.“ lautet die Inschrift in Naomis Armreif. Ist dieser relevant? Ich weiß es nicht, ich kann mir aber nur schwer vorstellen, dass angesichts so vieler Dinge, die in Staffel 6 noch geklärt werden müssen, sich die Schreiber noch die Zeit nehmen, uns zu erklären, wer R.G. ist. Wobei R.G. nicht zwangsläufig die Initialen einer Person sein müssen, sondern ebensogut die Initialen einer Organisation oder sogar ein Code sein könnten. Möglicherweise ist die komplette Inschrift auch ein einziges Anagramm (dummerweise bin ich für sowas zu schlecht, deswegen hab ich mich daran gar nicht erst versucht). Aber was ich mal kurz anmerken muss: „I’ll always be with you“ klingt für mich nicht gerade wie eine Liebesbekundung oder dergleichen, sondern eher wie eine Umformung vom Satz „Big Brother is watching you“. Das wäre auch passend zum Grundton der Folge: „Everybody has a boss“, Elsas mysteriöser Boss, Ben als Sayids Auftraggeber, Frank, der Daniel Anweisungen gibt etc. Naja, so oder so – Dead End.


Funky Time
Nach vielen mehr oder weniger deutlichen Anzeichen kriegen wir in dieser Folge die endgültige Bestätigung, dass mit der Zeit auf der Insel etwas nicht stimmt – nämlich durch Daniels Experiment, bei dem die Uhren eine Zeitdifferenz von 31 Minuten aufweisen. Wobei ich aber nicht genau verstehe, warum Daniel dann eine Real-Time-Konversation mit dem Frachter haben konnte. Aber wie dem auch sei – wir sehen: es gibt eine Funky Time und wir hören zum ersten Mal seit Staffel 2 wieder von einer Peilung. Um es verständlich zu machen: die richtige Peilung ist der einzige Weg zur und von der Insel. Minimale Abweichungen von der Peilung ermöglichen zwar auch einen Weg, jedoch dann mit „Nebenwirkungen“. Bei größeren Abweichungen ist kein Weg zur oder von der Insel möglich.

OFFENE FRAGEN
- Wer ist Elsas Boss, der Ökonom?

FAZIT
Action pur – die Zeit des gemütlich auf der Stelle rumstehen ist vorbei. Inselmissionen werden jetzt im Zeitraffer durchgeführt, die Kluft zwischen den Lostie-Gruppen vergrößert sich, Sayid mordet im Auftrag vom Feind, er und Desmond verlassen die Insel und irgendwas stimmt nicht mit der Zeit auf der Insel. Nach solchen Folgen braucht man erst mal ne lange Atempause...

1 Kommentar:

  1. ich:
    Könnte R.G. vielleicht Regina sein, die sich aus Trauer um Naomi dann das Leben nahm?
    Oder jemand, der eigentlich Archie heißt?

    In dem Berlin von "The Economist" gibt es doch sonderbare Dinge, z.B. Bereiche, in denen Fußgänger nur zu bestimmten Tageszeiten erlaubt sind und dann auch nur mit einem Parkausweis (oder war das der Passierschein A38?):
    http://gallery.lost-media.com/displayimage.php?pid=107728&fullsize=1

    Steven:
    Passierschein A 38! "...Wie er im neuen Rundschreiben B 65 festgelegt!" :D

    Nadine:
    Langschläfer haben's in Berlin ja richtig gut :-D

    ich:
    Sehr richtig, Steven - ich liebe diesen Film!

    "Welcher dieser Wäschehaufen ist mit dem Weichspüler 'Olympia' gewaschen?"

    Samir:
    Welchen Film?
    Aber lustiges Bild :D

    ich:
    Ja Samir, v.a. wenn man die Schilder in Berlin kennt. Wenn sie doch wenigstens für das Schild "die Zahlen" verwendet hätten!

    "Asterix erobert Rom"

    Samir:
    Obwohl - soviel verrückte Radfahrer wie es in Berlin gibt, da wären fußgängerfreie Zonen nur konsequent :D

    (kopiert von OLG 03./04.11.09)

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