4/06 – THE OTHER WOMAN (Samir)

These people came here to wage war against Ben,
and Ben’s gonna win

Die Folge nach „The Constant“ konnte bei uns ja nur durchfallen. Auch ich mag die Folge nicht, obwohl es nichts gibt, was an der Folge furchtbar falsch ist. Es wirkt zwar alles etwas gestellt mit Harper und der Tempest-Station, die fast ausschließlich ein Erzählmittel darstellt, und es war alles etwas vorhersehbar, aber alles in allem eine solide Folge. Doch obwohl es eine Juliet-Folge ist, ist Juliet hier nur eine Randfigur neben Meisterspieler Ben.

ANALYSE

• „The Other Woman“ könnte für Juliet oder Harper stehen... oder aber für Ben – mal ehrlich, der hatte ne Kochschürze an in dieser Folge ;)
• Wir sehen zum ersten (und glücklicherweise bis jetzt einzigen) Mal Harper – die Frau mit den 45°-Augenbrauen
• Harper hatte ein Hanso-Diplom in ihrem Büro – demnach war sie (und vielleicht auch Goodwin) Teil der Dharma Initiative
• Der schwule Tom hat hier den wohl schwulsten Schnurrbart überhaupt
• Kate sagt, dass Locke Miles gut behandeln würde – abgesehen von Handgranaten, die er zum Frühstück bekommt, natürlich
• Claire will mit Miles reden... wie putzig – und wie traurig, weil einem hier bewusst wird, wie unnütz dieser Charakter in dieser Staffel ist
• Claire: „They might think we’re hostile“ - interessant: die Losties sind jetzt also die Hostiles / Others geworden, nachdem die Hostiles zur Dharma Initiative geworden sind
• Ben fragt Locke: „You’re the leader now, aren’t you?“ - wie herrlich doppeldeutig, wenn man bedenkt, dass Locke technisch gesehen Anführer der Anderen ist
• Die Szene, in der Locke Ben einen Dollar gibt, als Anfang für die 3,2 Millionen Dollar, die Miles fordert, ist brilliant – ausgerechnet Locke mit einem so pointierten Joke
• Ben sagt, er wüsste nicht, woher Widmore von der Insel weiß – naja, hier war er wieder mal nicht „entirely truthful“

THEORIEN
Harper
Ich denke, die Vision von Harper, die wir gesehen haben, war nicht Harper, sondern Samuel. Die Flüstergeräusche, das plötzliche Auftauchen und Verschwinden – das alles sieht nicht wirklich nach den Fähigkeiten des Durchschnitts-Others aus. Zumal noch die Barriere der Logik erwähnenswert ist – wieso sollte Ben wollen, dass Daniel und Charlotte getötet werden? Wieso sollte Ben grünes Licht geben für den erneuten Einsatz vom Tempest-Gas? Damit würden seine Leute ebenso getötet wie all die unschuldigen Leute, die Ben ja gerne verschonen möchte, v.a. das Baby Aaron – da wir wissen, dass Babies Bens Achillesverse sind, würde er Rübenkopf wohl kaum in den Tod schicken. Und letzten Endes wäre Ben selbst beim Gaseinsatz gestorben, denn zu dem Zeitpunkt war er noch im Kellerverlies.
Problematisch ist allerdings, dass auch Samuel keinen wirklichen Vorteil vom Einsatz des Giftgases erlangt hätte, eher im Gegenteil. Jacob hätte ebenso keinen (ersichtlichen) Vorteil darin.
Nehmen wir also folgendes an – das ist meine beste Theorie zu der Situation: Ben weiß von nichts. Daniel und Charlotte laufen zur Tempest, um VORSORGLICH das Gas einsatzunfähig zu machen. Samuel ist aber nicht der hellste, deswegen sieht er nur, dass jemand zur Tempest läuft und Gasmasken (wieder so ein unsinniger Plot Device) dabei hat. Samuel denkt jetzt, dass ein zweiter Purge droht – dieser würde seinen ganzen schönen Plan zunichte machen, und deswegen projiziert er ein Harper-Bild für Juliet, um Daniel und Charlotte aus dem Weg zu räumen... ich gebe zu, diese Theorie hat mehr Löcher als ein Laufhaus, aber ich denke das ist das generelle Problem dieser Folge.


Tempest und der Purge
OK – gut, wir bekommen jetzt die Antwort darauf, wie der Purge durchgeführt wurde. Nicht, dass es eine wirklich spannende Enthüllung war, sondern mehr eine notwendige Erklärung einer offenen Frage, die in diesem Zusammenhang noch mit einer pseudo-mysteriösen Inselhandlung verbunden wurde. Die Tempest-Station hat mich schon gelangweilt, bevor ich sie zu Gesicht bekommen habe – und ich war schon mehr als gleichgültig, als ich diese kolossale Beton-Struktur gesehen habe, die in einem so krassen Gegensatz steht, zu den meist unterirdischen Stationen. Es war mir alles sogar so egal, dass ich mich bis heute nie gefragt habe, wieso das Gas in der Station überhaupt stabilisiert werden musste; was nämlich die Frage aufwirft, wieso das Gas sich destabilisiert hat. Und wer hat das veranlasst? Und woher wussten Charlotte und Dan die exakte Zeit, wann sie handeln müssen? Und wieso zum Teufel läuft Juliet an einem riesigen „Emergency Shut Off“-Schalter vorbei? Diese Station ist so uninteressant, dass man davon ausgehen kann, dass wir diese nie wiedersehen werden.


Ben
In dieser Folge sehen wir Bens große Schwachstelle: krampfhaft erzwungene emotionale Bindungen zu Frauen, die ihn immer wieder abweisen. Die zweite Frau, bei der Ben diese Schwachstelle offenbart, ist seine Tochter Alex. In dieser Folge sehen wir das ganze Dilemma von Bens Obsession an Juliet, die genauso aussieht wie „sie“ - anscheinend jene Frau auf dem Gemälde in Bens Haus. Es ist ziemlich offensichtlich, dass damit seine Kindheitsliebe Annie gemeint ist. Dass sie als erwachsene Frau porträtiert wurde, verstärkt meine Vermutung, dass Annie von Ben geschwängert wurde, und an den Folgen der Schwangerschaft gestorben ist – wodurch sich Bens Besessenheit mit diesem Thema erklären würde – um ihr quasi Post Mortum zu helfen.
Einige vermuten, bei dem „sie“ und dem Bild würde es sich um Bens Mutter handeln. In diesem Fall wäre aber der Zusammenhang zwischen dieser Frau und Juliet nicht klar – es sei denn, wir unterstellen Ben einen massiv ausgeprägten oedipalen Komplex – aber für so krank halte ich Ben nicht (abgesehen davon würde eine solche Wendung wahrscheinlich im US-Free-TV nicht leicht durchzubekommen sein). Für mich ist klar, dass es sich um Annie handelte.
Wir sehen wieder mal, wie Ben Jacob vorschiebt, wenn es darum geht, Entscheidungen von ihm gegenüber seinen Leuten zu rechtfertigen. In dieser Folge waren es Jacobs Listen – Ben beharrt darauf, dass Zack und Emma auf dieser Liste standen – wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich dabei um Bens persönlichen Wunsch gehandelt hat. An Jacobs Stelle hätte ich Ben auch ignoriert...
Und in der Real Time hat sich Ben innerhalb weniger Tage hochmanipuliert von „quasi tot“ über „eingesperrt im Kellerverlies“ zu „in hübschem Bungalow wohnen und De-Facto-Berater vom Anführer zu sein“. Wow! Mal sehen, wie lange es dauert, bis er in Staffel 6 wieder Anführer der Others ist.


Widmore-Video
Hmm? Gasmasken, Tempest-Station und Harper sind schon genug Erzählungsmittel, mit denen die Handlung vorangezwungen wird? Nope – eines haben wir noch. Das Widmore-Video. Widmore hat also einen Other in der Real World gefangengenommen, ihn zu Muß geschlagen, bis dieser den Ort der Insel preisgegeben hat. Jetzt das Problem: dieser Other könnte die Position der Insel gar nicht wissen, da sich die Insel doch permanent bewegt und selbst die Others auf die Looking Glass-Station angewiesen waren, um die Insel orten zu können. Dass dann passenderweise sogar noch ein anderer Other das ganze filmt (und zwar auf eine Kassette, die noch zu Beginn der 3. Staffel in der Hydra-Station war), macht das ganze nur noch lächerlicher. Um genau zu sein – das ganze ist so unsinnig, dass ich gar nicht erst versuchen werde, hier eine Theorie aufzustellen.


Flüstergeräusche
Diesmal überhaupt nichts interessantes dabei, aber vorenthalten will ich auch nichts.
Transkript:
Look out – Sarah is having another... - Did you hear that? - If she won’t save us then who is? - Sarah, somebody's coming – There is somebody coming – Hold on one second – There is somebody coming
Sarah, it’s someone we know – I’m not answering – Answer them – We have our answer – Can we trust her?

OFFENE FRAGEN
Keine

FAZIT
Mittelmaß. Eigentlich müsste eine Juliet-Folge mit Insel-Action, einem drohenden zweiten Purge und einer neuen Dharma-Station eine brilliante Folge sein. Sie ist es aber nicht, denn die Erzählmittel werden etwas zu plump und offensichtlich eingeführt, nur um die Folge in eine gewisse Richtung zu lenken. Auch wenn die Folge gute Momente hatte, niemand wird sich je an diese Folge erinnern, wenn Lost vorbei ist.